Im Mittelpunkt stand die Verabschiedung des
Haushaltes 2008.
OB Andy Starke malte die schöne neue Welt der
Investitionen und vergaß auch dabei den Klimaschutz nicht. Er
beschrieb dabei was die Stadt schon alles getan habe. In der
Vorbesprechung allerdings unterstütze er keinen der konkreten
Klimaanträge der GAL.
Dr. Helmut Müller von der CSU hob noch mal den
ziemlichen Wischi-Waschi-Antrag zum Thema Familie (1 Mio. Euro in
der Rücklage werden für diesen Punkt festgelegt).
Während Heinz Kuntke von der SPD erstmal ein
Loblied auf den Oberbürgermeister sang – was nicht wundert, da
die SPD mittlerweile Briefpapier mit dem Titel "Starkes
Bamberg" verwendet.
Die Knackpunkte für die GAL im Haushalt sind in der
Haushaltsrede unseres Fraktionsvorsitzenden Wolfgang Grader bzw. im Sitzungsbericht
vom letzten Wirtschafts- und Finanzsenats.
StRin Kiki Laaser
Haushaltsrede für den Haushalt 2008
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, sehr geehrter
Herr Bürgermeister,
liebe Kolleginnen und Kollegen, sehr geehrte Damen
und Herren!
Ein Haushaltsentwurf ist ein großes Stück Arbeit,
eine große Leistung, die die Verwaltung, die Ämter, allen voran
der Finanzreferent zu bewältigen haben. Dafür ein großes
Dankeschön. Umsicht und Fachkenntnis sind dabei wichtige Begleiter.
Diese sind auch notwendig. Es handelt sich um das Vermögen aller
Bürgerinnen und Bürger. Diese Umsicht und sorgfältige Planung
sollte auch im Bamberger Stadtrat gegeben sein.
Als ich beim Entwerfen dieser Rede war, dachte ich
mir, meine Vorredner werden sicher die großen Ziele erwähnen, die
für Bamberg erreicht wurden, wie die Stadt sich weiterentwickelt,
und dass wir gut gestimmt in die Zukunft schauen können.
Es stimmt – es gibt keine Nettoneuverschuldung –
die auch von uns gewünschte Umgestaltung des Bahnhofsumfeldes, wie
wir es schon seit Jahren dringlich einfordern, wird mit 1,3
Millionen € angeschoben, und der Bau des Kindergartens
Pfeuferstraße wird in Angriff genommen.
Aber das kann ja nicht alles in einer Stadtpolitik
sein.
-
Wir vermissen klar eine richtungsweisende
Diskussion und die konkrete Umsetzung einer Kinder- und
Familienpolitik, da können so plakative Worte wie "Kinder
– Bambergs Zukunft" auch nichts ändern.
-
Wir vermissen eine konkrete Umsetzungsinitiative
in Sachen Masterplan Energie im Zeitalter des Klimawandels.
-
Wir vermissen eine nachhaltige
Haushaltsstrategie für die zukünftige Generation.
Dazu mehr gleich im Detail.
Vorweg möchte ich erwähnen, dass die gesamte
Haushaltsberatung der großen Fraktionen mehr mit der Stadtratswahl
zu tun hatte als mit einer kritischen und vernünftigen
finanzpolitischen Auseinandersetzung, auch wenn dies nicht offen
ausgesprochen wurde.
Es kann nicht als Erfolg bezeichnet werden, so in
den Medien tatsächlich geschehen, wenn man die Haushaltsberatungen
schon in vier Stunden bewältigt.
-
Heißt denn das, dass man bei drei, zwei Stunden
oder gar einer Stunde noch besser wäre?
-
Heißt denn das, wenn unsere Anträge einfach
– ohne Diskussion - abgelehnt werden, dass das eine politische
Auseinandersetzung ist?
-
Heißt denn das, wenn Millionen € einfach
durch gewunken werden, dass das ein demokratiepolitischer
Fortschritt ist?
Wir sehen die vergangenen Finanzberatungen als
demokratiepolitischen Rückschritt in der Stadtratsarbeit.
Es darf nicht sein, was nicht sein soll.
Da werden aus unserer Sicht gute Vorschläge, gerade
in Richtung Klimapolitik, wo hier viel Fachkompetenz vorhanden ist,
auf die Nachtragshaushaltsberatungen verlegt und es wird vertröstet
mit Aussagen wie "das kommt schon noch, wir sollen warten, es
gibt noch Projektgruppen und Arbeitskreise, diese werden das alles
schon behandeln."
Es darf nicht sein, was nicht sein soll.
Vor der Wahl, darf kein Erfolg sein. Ja, bei unserem
Antrag auf Erhöhung der Zuschüsse zur Stärkung des ehrenamtlichen
Engagements um 5 % konnte man schließlich nicht NEIN sagen. Sind
doch viele von uns anwesenden Stadträten und Stadträtinnen beim
Tag des Ehrenamtes an vorderster Stelle engagiert, das wäre dann
doch blamabel. Außerdem ging es ja nur um 7.900 €.
Dafür ging folgender unsinniger Antrag der großen
schwarzen Mehrheitsfraktion problemlos durch. Sie beantragten
100.000 € für eine langfristige Planung der Verkehrsanbindung der
Bergstadt. 100.000 € werden so beim Fenster hinausgeworfen. Die
Mehrheit der Bamberger Bevölkerung lehnt die Bergverbindung ab und
außerdem hätten wir – wenn überhaupt – am St. Nimmerleinstag
- Geld dafür.
Oder, um ein Beispiel unserer roten Fraktion zu
zitieren: Man beantragt offiziell zwei Schauspielerstellen für das
Theater, übersieht dabei, dass diese von allen Fraktionen gewollt
und beantragt sind, übersieht dabei, dass die dazugehörigen
Haushaltsmittel dafür sowieso schon eingeplant sind, steht aber
dann in den Medien als Retter des Theaters da. So wird Stadtpolitik
gemacht.
Ja, schon der Beginn der Haushaltsberatungen war ein
medialer Schachzug.
Wie wir alle wissen, kam wenige Tage vor Beginn der
Haushaltsberatungen die Nachricht, dass 4,7 Millionen € auf
wundersame Weise mehr zur Verfügung stehen. So schnell konnte man
gar nicht schauen, war das Geld verplant. Auch wenn wir einige
dieser Projekte – wie den Bau des Kindergartens Pfeuferstraße
unterstützen – so wurden im Hauruckverfahren die finanziellen
Pflöcke festgesetzt. Unterstützt wurde dies durch eine eilends
initiierte Schaufahrt zu den möglichen Projektgebieten, als wenn
wir im Stadtrat nicht wüssten, wo der Bahnhofsplatz bzw. die
Kronacher Straße liegt. Eine Fahrt mehr für die Presse und für
die Öffentlichkeit gedacht und nicht als Grundlage zu einer
intensiven grundsätzlichen Diskussion im Stadtrat.
Nun zu den Punkten im Einzelnen.
1. Schwerpunkt Kinder und Familienpolitik
Natürlich haben wir für den Antrag "Kinder
– Bambergs Zukunft" gestimmt. Wir sind für eine kinder-,
jugend- und familienfreundliche Stadt. Eine Million Euro dafür zu
investieren, ist schon eine tolle Angelegenheit. Leider bleiben die
vorgeschlagenen Schwerpunkte sehr vage. Wurde dieser Antrag doch
erst zurecht gezimmert, als man vom Geldsegen erfahren hatte. Es ist
wenig Konkretes zu finden. Was heißt denn "Überprüfung des
Angebots an Kinderspielplätzen". Man weiß doch, was man hat.
Was bedeutet die Plattitüde "Qualitätsoffensive und
Überprüfung des Anstellungsschlüssels"? Immerhin geht es um
den Ausbau von Ganztagesschulen, Krippen- und Hortplätze.
Wenn es der Mehrheit im Stadtrat wirklich ernst ist
mit "Kinder – Bambergs Zukunft", warum werden alle –
wirklich alle – unserer konkreten Ideen und Vorschläge abgelehnt
oder verschoben? Die Zukunft beginnt heute – und nicht nach
endlosen Diskussionen durch Arbeitskreise.
Hier nun zwei unserer Vorschläge:
-
Einstellung eines Schulsozialarbeiters. Dieser
wird zum Großteil vom Staat finanziert. Aber nur eine bestimmte
Anzahl in Bayern. Wir schaffen es nicht einmal, den städtischen
Anteil zur Verfügung zu stellen. Zukunft für Kinder bedeutet,
dass sie in ihren jeweiligen Lebenslagen die Betreuung,
Förderung und Unterstützung finden, die sie brauchen, um eine
gereifte Persönlichkeit zu werden. Abgelehnt mit der
Begründung, das ist Aufgabe des Staates. Ja, wollen wir denn
nicht kinderfreundlichste Stadt Deutschlands werden?
Eigenleistung wäre da gefragt.
Schwerpunkt Energie- und Klimaschutzpolitik
Der Klimabericht der Vereinten Nationen hat der Welt
die Dramatik der Klimaveränderungen und die weltweit katastrophalen
Auswirkungen vor Augen geführt, wenn wir nicht entgegensteuern. Die
Stadt Bamberg müsste sich nun in der Pflicht sehen, die Ärmel
hochzukrempeln und geeignete Maßnahmen einzuleiten. Ja, was
passiert bis jetzt? Wir beteiligen uns an der Aktion "Licht
aus". Immerhin für fünf Minuten.
Da gibt es ein Agenda-21-Forum mit vielen
ehrenamtlich engagierten Bamberger Bürger und Bürgerinnen, die
viele gute Vorschläge entwickelt hatten. Keines wurde zur Umsetzung
aufgenommen, sondern verschoben – wir sind es ja gewohnt. Das ist
jetzt wieder mehr als ein halbes Jahr her. Für diese Vorschläge
braucht man auch tatsächliche Finanzmittel. Für die GAL war, so
dachten wir, der Augenblick mit den Haushaltsberatungen gekommen,
entsprechende Anträge zu stellen. Zumal zeitgleich in Bali um die
Einhaltung der Klimaschutzziele gerungen wurde, sahen wir die Chance
als günstig an.
Unser Vorschläge lauteten:
-
Einstellen eines Haushaltsansatzes in Höhe von
100.000 € zur Umsetzung des Masterplans Energie und
Klimaschutz für Öffentlichkeitsarbeit, Energiecheck,
kommunaler Liegenschaften u.v.m. Wie eingangs schon erwähnt –
abgelehnt und auf Arbeitskreise verwiesen.
-
Energetische Sanierung städtischer
Liegenschaften. Mit Hilfe eines dafür speziell angelegten
Sanierungsfonds könnten in den kommenden Jahren Liegenschaften,
wie zum Beispiel die Gaustadter Schule und die Erlöserschule
saniert werden. Schon nach 8 (!) Jahren amortisieren sich bei
den derzeitigen Energiepreisen die Sanierungskosten. Man kann
damit richtig Geld sparen. Abgelehnt.
-
Die Stadt Bamberg soll bei den Stadtwerken nur
noch 100% CO2-freien Strom einkaufen. Hier geht es um einen
jährlichen Betrag von 20.000 – 30.000 €. Abgelehnt. Obwohl
die Bamberger Stadtwerke ab Januar für den CO2-freien Strom bei
Bambergs Bevölkerung werben wird. Die Stadt müsste doch
Vorreiter sein, um zu motivieren und Vorbild zu sein.
Schwerpunkt: Nachhaltige Finanzpolitik
Eine Bamberger Familie soll sich einmal vorstellen,
sie gewinne 4,7 Millionen im Lotto. Handelt sie nach dem Muster der
Bamberger Stadtpolitik, so wäre 5 Tage später wieder alles
verplant und ausgegeben. Die familiären Schulden wären nach wie
vor vorhanden. So ist es in der Stadt. Es wurde nicht einmal
ansatzweise diskutiert, die Schulden abzubauen. Man ist ja schon
froh, wenn das erklärte Ziel, keine Steigerung der
Nettoneuverschuldung, erreicht wird. Eine nachhaltige Planung für
die kommende Generation ist das nicht.
Ja, wenn es uns nicht einmal gelingt, in guten
Finanzjahren – das Jahr 2008 könnte so ein Jahr werden –
wenigstens mit dem Schuldenabbau zu beginnen, ja wann dann? Wenn die
Kassen wieder knapp werden, gelingt es sicherlich nicht. Die Stadt
München zum Beispiel, mit der wir sicher nur eingeschränkt
vergleichbar sind - reduziert ihre Schulden 2008 um 10%. Aber
vielleicht erwartet unser Finanzreferent – so wie wir - doch noch
höhere Einnahmen durch eine Veränderung der Schlüsselzuweisungen
und überrascht uns ebenfalls mit einer Reduzierung der städtischen
Schulden. 1% Schuldenreduzierung wäre schon mit 300.000 € -
salopp gesagt – zu haben.
Unser Vorschlag war:
-
Schuldentilgung aus dem Rückfluss
Trägerdarlehen. Jährlich überweist uns der EBB 2,5 Millionen
€ zur Tilgung der städtischen Schulden. Was macht die Stadt,
sie gibt sie wieder aus. Von der Mehrheit des Stadtrates wird
dieser Zustand hingenommen. Mit dieser Art von Schuldentilgung
ist keine Politik zu machen, keine einzige Wählerstimme zu
gewinnen. Also lassen wir es. Ob diese Denkweise nachhaltig ist?
Mit Schrecken sehen wir auch, dass langfristig
unsere Stadtwerke finanziell ausbluten werden. Der Rückgang der
Netzentgelte als auch der geplante Neubau des Hallenbades wird den
Stadtwerken arg zusetzen. Bekommen wir über den
Rückführungsvertrag noch einige Millionen in die Stadtkasse, so
wird sich, da sind wir überzeugt, die Rückführung umkehren. So
werden den Stadtwerken keine großen Zukunftsinvestitionen mehr
gelingen. Hier müsste dringend stadtpolitisch gehandelt werden.
Einen ersten Schritt sehen wir in den Ausbau des
Beteiligungscontrolling durch den Stadtrat. Aber auch hier muss eine
Diskussion im Stadtrat gewollt werden. Bei den Haushaltsberatungen
wurde das Beteiligungscontrolling einfach nur durch gewunken.
Wir lehnen den Haushalt aus obengenannten Gründen
ab.
Wir werden aber, das ist keine Drohung, sondern eine
ehrliche Aussage, offen und weiterhin zuversichtlich mitarbeiten und
unsere grünen Ideen und Visionen weiterhin einbringen. Steter
Tropfen höhlt den Stein. Die Stadt Bamberg besteht aus vielen
Steinen – denkmalgeschützt. Da haben wir viel Erfahrung.
Wir werden weiterhin ringen um eine kinder- und
familienfreundliche Stadt, für eine Energie- und Klimapolitik, die
ihrem Namen gerecht wird und für einen nachhaltigen
generationengerechten Stadthaushalt.
Vor einigen Jahren hätte niemand gedacht, wie
fortschrittlich GRÜNE Aussagen wie "Weg vom Öl",
"Rettung des Klimas" etc. sein werden. Wir werden mit
allen Kräften und Energien uns einsetzen, dass dieses Denken auch
im Bamberger Stadtrat einkehrt und die Stadt Bamberg sich nicht nur
zur kinderfreundlichsten, sondern auch zur klimafreundlichsten Stadt
entwickelt.
Jetzt für Bamberg. Die GAL denkt weiter.
Ich möchte mich an dieser Stelle bedanken für die
wenn auch mitunter kontroverse Zusammenarbeit – quer durch die
Fraktionen -, und wünsche uns weiterhin, eine lebhafte politische
Auseinandersetzung, Freude an der Weiterentwicklung Bambergs, ein
menschliches ehrliches Miteinander bei Diskussionen, bei
Veranstaltungen, Begegnungen und dem stattfindenden Wahlkampf.
So bleibt mir noch, den Bambergerinnen und
Bambergern, Ihnen Herr Oberbürgermeister Starke, Ihnen Herr
Bürgermeister Hipelius, den Referenten, den Mitarbeitern von
Stadtverwaltung und städtischen Beteiligungen sowie Ihnen, werte
Kolleginnen und Kollegen des Bamberger Stadtrates ein gesegnetes,
geruhsames Weihnachtsfest und vor allem ein gesundes neues Jahr zu
wünschen.
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