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GAL-Agenda-Preis

 

Entstehung und Ziel des GAL-Agenda-Preises

Der GAL-Agenda-Preis wird jährlich an Personen oder Organisationen verliehen, die sich für eine Verwirklichung der Lokalen Agenda 21 in Bamberg engagieren, sei es auf ökologischem, kulturellem, sozialem oder wirtschaftlichem Gebiet. 

Der Agenda-Preis ist mit 2500 Euro dotiert und wurde erstmals im Jahr 1998 verliehen. Damals hatte kurz zuvor der Bamberger Stadtrat gegen die Stimmen der GAL-Fraktion beschlossen, die Diäten für StadträtInnen zu erhöhen. Die fünf GAL-Fraktionsmitglieder entschieden, diesen Betrag, der für die gesamte Fraktion jährlich rund 5000 DM ausmachte, zur Unterstützung der Agenda-Arbeit bereitzustellen und zwar in Form einer Auszeichnung, um auch ideell den oft ehrenamtlichen Einsatz der Agenda-Engagierten zu würdigen. Die Preisträger werden von den Mitgliedern der GAL-Fraktion gemeinsam bestimmt.

 

Agenda-PreisträgerInnen waren bisher:

1998: Rainer Hartmann, langjähriger Vorsitzender der Schutzgemeinschaft Alt-Bamberg, für seinen Einsatz für Denkmalpflege und Erhalt des Weltkulturerbes Bamberg und für sein hartnäckiges verkehrspolitisches Engagement

1999: Hildegard Hofstätter, Leiterin des Kindergartens St. Elisabeth, für ihre an Agenda-Zielen orientierte pädagogische Arbeit,  besonders im Bereich Umweltschutz, aber auch für ihren mutigen Einsatz zur Bewahrung des Berggebiets vor einer Bergverbindungsstraße

2000: Frohwalt Frank, Mitarbeiter im städtischen Garten- und Friedhofsamt und zuständig für die Gestaltung neuer Spielplätze, für das auf seine Initiative gegründete Baumobil (Zusammenschluss aus Gartenamt, Spielmobil, der Gartengruppe der Lebenshilfe), das zusammen mit Eltern und Kindern der jeweiligen Umgebung phantasievolle Spielplätze gestaltet. Er repräsentiert damit das Bild eines Miteinander von BürgerInnen (groß und klein) und Verwaltung: Austausch und Kreativität statt Verordnung und Bürokratie.
Mit seinem Preisgeld finanzierte Frohwalt Frank im Frühjahr 2001 die Aufstellung eines Freidensnetzes im Wassermannpark vor der Auferstehungskirche, das von behinderten und nichtbehinderten Kindern gestaltet wurde.

2001: Dr. Cornelia Waldmann-Selsam, für ihren unermüdlichen Einsatz zugunsten  einer gesunden und lebenswerten Umwelt in unserer Stadt. Sie war bei der Kindergruppe des Bund Naturschutzes engagiert, hat die Aktion "Bamberg dosenfrei" ins Leben gerufen und die Initiative "Gesundes Bamberg" gegründet. Das Spiel "Energiespardetektive" wäre ohne ihr Engagement ebenso wenig entstanden wie die Bamberger Streuobst-Vermarktung. Ihr Preisgeld will Cornelia Waldmann-Selsam für eine Aktion zugunsten der Kaffeebauern in den Entwicklungsländern einsetzen: Ein neuer Bamberg-Kaffee soll kreiert werden, hinter dem eine Patenschaft Bambergs für fairen Kaffee-Handel steht.

2002: Hans Lyer, als Vertreter für die Projekte "Mt 25 - Menschen in Not" und "AK Knast". Zusammen mit den zumeist ehrenamtlich Tätigen organisiert der Gefängnisseelsorger Besuchsgruppen und stellt Kontakt von "außen" ins Gefängnis her, lädt öffentlich zu Informationsveranstaltungen ein, um auf die Situation der Inhaftieren aufmerksam zu machen, und betreut das Haus Sandbad 13, das Strafentlassene wieder in die Gesellschaft eingliedern soll.

2003: Bauermarkt e.V., für seine erfolgreiche Vermarktung regionaler Produkte. Die "frisch-fröhlich-fränkischen" Marktleute stehen für umweltschonende Produktion, kurze Transportwege und für die Stärkung kleinteiliger heimischer Betriebe. Mit qualitätvollen Lebensmitteln, pfiffigem Marketing und vielen Aktionen machen sie regionales Einkaufen im Sinne der Agenda 21 attraktiv und stärken das Bewusstsein ihrer Kunden und Kundinnen für lokale Produkte.

2004: Projekt "Fuchsenwiese" des Landesbund für Vogelschutz, für hautnahe und erlebbare Umweltpädagogik auf dem Terrain "Fuchsenwiese", einem Biotop am Rande der Stadt. Das Projekt wurde vom LBV, insbesondere Brigitte Pfister, initiiert und aufgebaut. Die Fuchsenwiese steht allen Menschen offen, die Natur erleben und erkunden wollen, macht pädagogische Angebote für Schulklassen, Jugend- und Kindergruppen.

2005: Finanzierung der Dokumentation von Gesundheitsschädigungen durch Mobilfunk. In diesem Jahr wurde das Preisgeld für ein konkretes Projekt vergeben. Die Bamberger Ärztin und GAL-Stadträtin Dr. Cornelia Waldmann-Selsam dokumentiert zusammen mit anderen ÄrztInnen des Bamberger Appells und oberfränkischen KollegInnen die Krankheitsgeschichten vom Mobilfunkgeschädigten, um für eine stärkere Gesundheitsvorsorge und niedrigere Grenzwerte einzutreten und um die Bevölkerung über die Gefahren aufzuklären.

2006: Grüner Film-Mittwoch in Kooperation mit dem Odeon-Kino. Die Reihe "Grüner Film-Mittwoch" im Februar und März 2007 finanziert sich aus dem Preisgeld des GAL-Agenda-Preises 2006. Auf diese Weise will die GAL das politische Engagement der Kinos Odeon und Lichtspiel und ihres Betreibers Gerrit Zachrich würdigen. Denn mit seinen Programm-Kinos zeigt er sich auch immer – im Sinne des Agenda-Gedankens – offen für gesellschaftspolitisch relevante und kritische Filme, für eine Zusammenarbeit mit Gruppierungen vor Ort und für Veranstaltungen, die bestimmte Zielgruppen ansprechen sollen.

 

Kriterien für die Vergabe des GAL-Agenda-Preises

Der Preisträger, die Preisträgerin oder die Preisträgergruppierung muss sich für die praktische Verwirklichung der Agenda 21 auf lokaler Ebene einsetzen, sei es durch konkrete Projekte und/oder durch Bewusstseinsbildung und Information der Bevölkerung.

Besonders preiswürdig sind die Projekte, deren Verwirklichung durch Kontinuität und Verantwortung geprägt sind und auch nonkonformistische Vorgehensweisen erprobt haben.

 

Inhaltliche Kriterien gemäß der Agenda 21:

Aus der Präambel der Agenda 21:

"Durch eine Vereinigung von Umwelt- und Entwicklungsinteressen und ihre stärkere Beachtung kann es uns jedoch gelingen, die Deckung der Grundbedürfnisse, die Verbesserung des Lebensstandards aller Menschen, einen größeren Schutz und eine bessere Bewirtschaftung der Ökosysteme und eine gesicherte, gedeihlichere Zukunft zu gewährleisten. Das vermag keine Nation allein zu ereichen, während es uns gemeinsam gelingen kann: in einer globalen Partnerschaft, die auf eine nachhaltige Entwicklung ausgerichtet ist."

Umwelt

Die Agenda 21 orientiert sich an einem Leben im Einklang mit der Natur. Sie fordert die Erhaltung von Naturräumen sowie gefährdeter Tier- und Pflanzenarten und der biologischen Vielfalt. Umweltschäden (Klima, Ozonloch, Luftverschmutzung, Abfall und Abwasser, Giftmüll, Erosionsschäden, Entwaldung usw.) sollten durch vorbeugende Maßnahmen verhindert werden (Maßnahmen im Verkehr, Energieverbrauch, Müllproduktion, Flächenplanung usw.). Treten Umweltschäden dennoch ein, gilt das Verursacherprinzip, d.h. (weltweite) Wiedergutmachung von Umweltschäden und (weltweite) Haftung für Opfer von Umweltschäden.

Die Agenda 21 fordert einen maß- und sinnvollen Verbrauch an natürlichen Ressourcen, der nicht auf Kosten anderer Länder und Generationen geht: weniger Verbrauch an Energie, Material, Wasser, Fläche, nachhaltige Bodennutzung in der Land- und Forstwirtschaft.

Die Umweltkosten (Umweltschäden und Ressourcenverbrauch) sollten sichtbar gemacht werden und sich direkt in Finanzkosten ausdrücken.

Eine Welt

Entwicklung darf nicht auf Kosten der Menschen in der Dritten Welt gehen. Die Agenda 21 geht von einer partnerschaftlichen Welt aus: mit einem gerechten und offenen internationalen Wirtschaftssystem, mit gegenseitigem Austausch von Information, Know How und Technologien, mit gegenseitiger Achtung der kulturellen Identität. Jedem Staat wird das souveräne Recht auf seine eigenen Ressourcen zugestanden. Die Industriestaaten unterstützen die Entwicklungsländer beim Aufbau einer nachhaltigen Wirtschaft, beim Schuldenabbau, bei der Bekämpfung der Armut und bei einem weltweiten Ausgleich des Lebensstandards. Krieg wird als nicht nachhaltig abgelehnt.

Wirtschaft

Nachhaltiges Wirtschaften im Sinne der Agenda 21 bedeutet zum einen umweltgerechte Produktion, d.h. Abfallvermeidung, Recycling, Verwendung einheimischer und nicht umwelt-/gesundheitsgefährdender Materialen und Prodkukte, sparsamer Energieverbrauch bei Verwendung erneuerbarer Energien, Vermeidung langer Transportwege, usw. Zum anderen fordert die Agenda 21 auch soziale Verantwortung der Wirtschaft: gerechte Bezahlung der Menschen in den Entwicklungsländern, keine Ausbeutung, v.a. von Frauen und Kindern, Kampf gegen Arbeitslosigkeit durch Bevorzugung arbeitsintensiver Technologien, kleiner und mittelständischer Betriebe vor Ort.

Bei den Konsumenten und Konsumentinnen soll durch mehr Information die möglichen Auswirkungen des Konsumverhaltens deutlich gemacht und Eigenverantwortlichkeit gestärkt werden. Umweltkosten müssen sich in den Preisen von Produkten und Dienstleisungen niederschlagen.

Gesellschaft

Eine Verwirklichung der Agenda 21 setzt Information der Bevölkerung, Bewußtseinsschaffung und einen Umdenkungsprozeß voraus. In der Schulerziehung und Berufsausbildung muß der Gedanke der Nachhaltigkeit im Zentrum stehen.

Jugendliche sind an der Entscheidung über ihre Zukunft zu beteiligen.

Die gesellschaftliche Gleichstellung von Frauen ist zu fördern durch besseren Zugang zu Bildung, Arbeit und politischen Entscheidungsgremien, durch Entlastung von der Haus- und Kinderarbeit, bzw. durch gleichberechtigte Anerkennung unbezahlter Familienarbeit. Gewalt gegen Frauen ist zu verhindern.

Die Gesellschaft muß durch die Schaffung einer gesunden Umwelt und einer gesunden sozialen Situation einen Rahmen schaffen, in dem ein gesundes Leben möglich ist. Die Gesellschaft muß in diesem Rahmen Gesundheitsfürsorge und -erziehung gewährleisten.

Lokale Agenda 21

Die Agenda-Kriterien sind durch die Erarbeitung einer Lokalen Agenda 21 auf lokaler Ebene zu verwirklichen. Dabei ist wesentlich, dass die Bevölkerung beteiligt wird, um selbst ihre Lebensbedingungen vor Ort mitzugestalten, Stadtteilengagement ist zu fördern, und Randgruppen und Minderheiten sollen direkt zur Verbesserung ihrer Eigensituation beitragen.