Zwei Themen bestimmten die Sitzung:
1. Verkehrspolitik rund um den Dom
Die Position der GAL ist, möglichst viel Verkehr
aus dem Gebiet zu halten. Für uns ist daher sowohl die Polleranlage
in der Karolinenstraße am Wochenende und an den Feiertagen zu
aktivieren als auch die Diagonalsperre am Torschuster
durchzuführen.
Das Argument, dass dann gerade Gottesdienstbesucher
aus dem oberen Berggebiet mit dem Auto nicht zum Dom gelangen
könnten, ist für uns zwar nachvollziehbare, aber wir denken in
Alternativen, sei es Bus oder Sammeltaxis, zumal dies ja nur
bestimmte Zeiten betrifft und die Reduzierung des Individualverkehrs
auch ein Beitrag zum "Erhalt der Schöpfung ist" (Petra
Friedrich).
Beschluss – Umsetzung ab 03.12.07
-
Polleranlage in der Sandstraße: der Poller in
der Sandstraße (Höhe Schlenkerla) fand einstimmig Zustimmung
im Stadtrat, d.h. jedes Haus in der Sandstraße ist mit dem Auto
von der jeweiligen Seite erreichbar, aber eine Durchfahrt ist
nicht möglich, außer für Berechtigte und Rettungsdiensten.
Für den Lieferverkehr ist eine Durchfahrt von 8.00 bis 10.30
Uhr möglich.
-
Polleranlage in der Karolinenstraße: werktags
von 7.00 bis 18.00 Uhr und Samstags, Sonntags und an Feiertagen
von 7.00 Uhr bis 13.00 Uhr bis 13.00 Uhr eine Durchfahrt
möglich.
-
Diagonalsperre am Torschuster: wurde an die
Verwaltung überwiesen, bei der auch die Möglichkeit eine
Umkehrung der Fahrtrichtung Maienbrunnen bedacht werden soll.
StRin Kiki Laaser
2. Beitritt zum Verkehrsverbund Nürnberg (VGN)
Es wurden Pro und Contra diskutiert, hier der
Redebeitrag von Peter Gack zur Position der GAL:
Argumente Pro:
Einheitlicher Tarif von Bamberg oder aus einer
Lkr.-Gemeinde, z.B. Pödeldorf von der ersten Haltestelle bis zu
allen Zielen innerhalb eines großen Verbundraumes.
Um mal ein Beispiel zu nennen: Herr D. fährt mit
dem ÖPNV von Pödeldorf zur Fahrradtour ins Altmühltal bis nach
Weißenburg/Gunzenhausen
Einschränkung: Es funktioniert nur von dort aus, wo
-
eine ÖPNV-Anbindung existiert,
-
auch zum gewünschten Termin ein Bus fährt,
-
die Anschlüsse an das jeweils andere
Verkehrsmittel (in diesem Fall vom Bus auf die Bahn und auf dem
Heimweg von der Bahn auf den Bus) einigermaßen abgestimmt sind,
-
auf der Rückfahrt überhaupt eine Möglichkeit
existiert noch eine Heimfahrt mit dem Bus zu schaffen,
-
in unserem Fall – denn Herr D. will ja eine
Radltour im Altmühl machen - die Möglichkeit besteht, das
Fahrrad mitzunehmen.
Was ich damit sagen will:
Der große Vorteil des VGN – nämlich eine
einheitliche Tarifstruktur in einem großen Verbund – nützt den
Bewohnerinnen und Bewohnern der Stadt Bamberg und insbesondere den
Bewohnerinnen und Bewohnern des Landkreis Bamberg nur dann etwas,
wenn neben dem Tarif auch das Angebot der ÖPNV-Dienstleistungen
stimmt.
Mag das in der Stadt Bamberg und in den Gemeinden
mit Stadtbusanbindung noch in den meisten Fällen zutreffen – wir
haben unbestritten vor allem werktags und tagsüber in der Stadt ein
sehr gutes ÖPNV-Angebot – so mache ich doch, was den ÖPNV in den
meisten Landkreisgemeinden angeht, drei große Fragezeichen.
Eigentlich mehr als das. Das ÖPNV-Angebot im Landkreis entspricht
nicht den Erfordernissen einer modernen und leistungsfähigen
Verkehrsinfrastruktur im Bereich des Öffentlichen Verkehrs. Und das
schon seit Jahren, ja seit Jahrzehnten nicht.
Dem Landkreis war der öffentliche
Personennahverkehr bisher einfach nicht so viel wert, um wirklich
für substantielle Verbesserungen zu sorgen. Dazu hätte nämlich
wirklich auch mal Geld in die Hand genommen werden müssen.
(Beispiel Landkreis Oberallgäu)
Wir sind noch bei den Vorteilen eines möglichen
VGN-Beitritts:
Also, gesetzt den Fall, das Angebotsspektrum würde
passen, kommen Stadt und Landkreis endlich in den Genuss einet
einheitlichen Tarifstruktur und das bis Mittelfranken und Teile der
Oberpfalz.
Welche Vorteile bringt der VGN noch?
Gehen wir mal davon aus, Herr D. aus unserem
Beispiel hat keine Bahncard und fährt nur gelegentlich die
angesprochene Strecke. In diesem Fall zahlt er für die Strecke
Bamberg/Weißenburg (ohne Fahrrad) 18,70 für die Bahn und gesetzt
den Fall, er kann überhaupt mit dem Bus fahren, kommen noch mal
3,60 dazu, also zusammen 22,30. Also eigentlich würde er doch
lieber gleich das Bayern-Single-Ticket nutzen für 19 Euro, denn
dann könnte er sich auch überlegen – wenn es in Weißenburg
regnet – ob er nicht noch ein Stück weiter fährt…
Mit dem VGN-Tagesticket der Preisstufe 10 würde es
Herr D. tatsächlich für nur 14 Euro schaffen.
Anders sieht das mit den Preisen aber schon aus,
wenn die Reisenden im Besitz einer Bahncard 25 oder gar einer
Bahncard 50 sind. Ratzfatz wird aus dem anscheinenden Preisvorteil
des VGN sogar ein erheblicher Preisnachteil.
Ich mach mal auch hier ein Preisbeispiel:
Eine Fahrt von Bamberg nach Nürnberg, hin und
zurück kostet regulär mit der Bahn 21,20, also auch hier würde
man das Bayern Single-Ticket nutzen.
Mit dem VGN würde es regulär 16,80 kosten oder,
ebenfalls mit dem Tagesticket 14 Euro, d.h. auch hier wieder im
Falle eines VGN-Beitritts satte 5 Euro oder zwei Cappuccino gespart.
Hat man jedoch die Bahncard 50 zahlt man von Bamberg
nach Nürnberg hin und zurück nur noch 10,60, also immerhin 3,40
Euro weniger als mit dem VGN.
Jetzt werden Sie sagen, wer hat schon die Bahncard?
Gerade diejenige, die im Bereich Mobilität
sensibilisiert sind, und bereit sind, den ÖPNV häufiger zu nutzen,
sind längst im Besitz einer Bahncard.
So haben beispielsweise sehr viele Pendler eine
Bahncard, da sie mit der Bahncard günstiger fahren, als mit einem
Monatsticket und darüber hinaus die Bahncard auch noch für andere
Reisen nutzen können.
Aber selbst wenn sie einen Pendler nach Nürnberg
hernehmen, der keine Bahncard hat und bis jetzt die Monatskarte der
Bahn im Abo nutzt. Der zahlt im Moment pro Monat 153 Euro, übrigens
ganz nebenbei ein unschlagbarer Preis im Vergleich zur Autonutzung.
Also noch mal 153 Euro pro Monat. Sind wir beim VGN, was meinen Sie,
was dann die Monatskarte im Abo kostet, mehr oder weniger?
Sie kostet ein bisschen – wenn auch
vernachlässigbar – mehr, nämlich anstatt 153 Euro dann 155,50
Euro.
Was ich damit ausdrücken will ist, dass das oftmals
vorgebrachte Argument, mit dem VGN-Beitritt werden die Pendler
günstiger fahren, einfach nicht stimmt. Auch hier wird es Gewinner
und Verlierer geben. Mich haben bisher nur Menschen angesprochen,
die bei einem VGN-Beitritt verlieren werden.
Ich fass noch mal die möglichen – wenn auch stark
relativierten Vorteile – zusammen:
-
einheitlicher Tarif
-
für Gelegenheitsfahrer ohne Bahncard
günstigere Tarife in den Verbundraum
Was steht dagegen an Nachteilen an?
Argumente Contra:
Der Sitzungsvortrag hat ausführliche beleuchtet,
was der VGN-Beitritt für die weitaus überwiegende Mehrzahl der
Bamberger Busbenutzer bedeuten würde:
Nochmal zur Erinnerung: wir haben 81,6%
Binnenverkehr, d.h. fast 82% aller Fahrten beginnen und enden in
Bamberg.
Und für diese große Gruppe der Fahrten, würden
sich bei einem VGN-Beitritt – egal ob bei einem sofortigen
Beitritt, oder bei einem zeitlich gestaffelten Übergang, nur
Nachteile beim Fahrtarif ergeben.
-
wir bekämen beim Einzelfahrschein Zone 1, der
einen Umsatzanteil von immerhin 15,5 % hat, eine 36 %ige
Fahrpreiserhöhung, aber auch bei der Mehrfahrtenkarte und zwar
sowohl in Zone 1, als auch in Zone 2 (letzteres in Richtung
Landkreis) eine Fahrpreiserhöhung.
-
Die sehr beliebte, weil günstige Bamberger
Einkaufskarte, wird es möglicherweise – wenn die
Verhandlungen nichts anderes erbringen – in dieser Form nicht
mehr geben und in der VGN-Form eine gigantische Verteuerung
bedeuten.
-
Insgesamt kommt die Verwaltung zum Ergebnis,
dass aufgrund dieser Nachteile 730.000 Tarifkunden nicht mehr
ÖPNV-System teilnehmen werden. Die Fahrgastzahlen werden von
derzeit ca. 10 Millionen Fahrgäste auf nur noch 9,3 Millionen
Fahrgäste sinken.
-
Und dafür muss die Stadt Bamberg und müssen
die Verkehrsbetriebe auch noch Geld bezahlen, in der Summe für
die nächsten fünf Jahren 1,7 Mio. Euro und der Landkreis
nochmals 1,9 Mio. Euro, sage und schreibe, zusammen 3,6 Mio.
Euro
Spätestens jetzt werden sich manche von Ihnen
fragen, was will der Gack eigentlich, soll er doch froh sein, wenn
endlich was für den ÖPNV in Stadt und Landkreis getan wird und
wenn auch der Landkreis endlich Geld dafür in die Hand nimmt.
Da kann ich nur antworten, ich wäre mehr als froh,
wenn der Landkreis endlich mal richtig viel Geld für den ÖPNV in
die Hand nehmen würde. Aber 3,6 Mio in der Summe Stadt und Land,
nur dafür, dass wir
-
einen einheitlichen Tarif mit dem Großraum
Nürnberg haben
-
für einige Nutzerinnen und Nutzer Preisvorteile
erzielen
-
für den weitaus größten Teil der ÖPNV-Nutzer
aber eine erhebliche Verteuerung in Kauf nehmen müssen,
dafür find ich 3,6 Mio. Euro das Geld gerade an der
falschen Stelle ausgegeben.
Natürlich ist die GAL
-
für eine durchschaubare, für alle leicht
verständliche gemeinsame Tarifstruktur vor allem in Stadt und
Landkreis Bamberg,
-
und zwar für eine Tarifstruktur, die gerecht
und kostengünstig ist.
-
für eine einheitliche Fahrplangestaltung,
-
für aufeinander abgestimmte Fahrpläne,
-
und das ganze noch am besten mit einem
einheitlichen Erscheinungsbild.
Die GAL hat dazu in der Vergangenheit bereits eine
Vielzahl von Vorschlägen unterbreitet. Nicht erst Herrn Landrat
Denzler und Herr Scheuenstuhl, schon vor Jahrzehnten Herrn Neukum
und immer wieder Herrn Brehm. Gescheitert ist es bisher immer an den
Bremsen aus dem Landkreis und letztendlich auch an der mangelnden
Bereitschaft, Geld in die Hand zu nehmen.
Aber wenn wir uns jetzt anschauen, dass für die
wenigen angeblichen Vorteile, die ein VGN-Beitritt mit sich bringen
würde, 3,6 Mio. Euro in die Hand genommen werden, was könnten wir
alles mit dem Geld erreichen, wenn wir endlich das nahe liegende
zuerst täten, nämlich erst einmal vor unserer eigenen Haustür
schauen: Was können wir verbessern, Wie können wir
-
den Verkehr optimieren,
-
die Tarife vereinheitlichen,
-
das Erscheinungsbild und das Marketing peppig
und einheitlich gestalten?
Und da komm ich auf ein Thema hin, dass ich unter
die Überschrift "Ausgabeneffizienz" setzen möchte.
Ausgabeneffizienz meint:
Wo setze ich einen Euro öffentlicher Gelder am
sinnvollsten ein, wo erreiche ich den größten Nutzen?
Und zwar den größten wirtschaftlichen Nutzen, den
größten sozialen Nutzen, den größten ökologischen Nutzen.
Also noch mal die Frage: Wo liegen denn –
verkehrstechnisch gesehen – unsere Problemfelder?
Sie alle kennen die Grafik über das
Verkehrsaufkommen in der Stadt Bamberg:
Wir haben täglich ca. 220.000 Pendlerfahrten in und
aus der Stadt Bamberg.
Der größte Teil davon, nämlich 193.000 Fahrten
werden l e i d e r vom motorisierten Individualverkehr verursacht.
Und von diesen 193.000 Fahrten des MIV stammt der weitaus größte
Teil aus dem Landkreis Bamberg. Ist ja auch kein Wunder. Die Stadt
Bamberg ist immerhin Einkaufsstadt, Ausbildungsstadt,
Arbeitsplatzstandort und Freizeitort für 145.000 Menschen aus dem
Landkreis Bamberg.
Diese 193.000 Fahrten mit dem MIV sind die, die uns
unsere Verkehrsprobleme verursachen. Es geht nicht um einige wenige,
die von Bamberg ins Altmühltal oder an die Fränkische Seenplatte
fahren möchten und es geht auch nicht um die Pendler von Bamberg
nach Nürnberg/Erlangen und umgekehrt.
Ich will mal den 193.000 Fahrten entgegenhalten, wie
groß die Pendlerströme sind, die aus Stadt und Landkreis in
VGN-Zielgemeinden pendeln, damit meine ich nicht diejenigen, die das
jetzt schon mit Bus und Bahn machen, sondern die überhaupt pendeln,
also mit ÖPNV oder mit dem Auto.
Das waren nach der Erhebung die der VGN ja schon
einmal für uns vor Jahren gemacht hat, aus der Stadt 1.397 Personen
und aus dem Landkreis 4.930 Personen, also in der Summe 5.300
Personen, die ein VGN-Beitritt als Pendler und demzufolge
tagtäglich betreffen würde.
Im Gegensatz dazu haben wir ein Potenzial von
193.000 MIV-Fahrten täglich, zum Großteil aus dem Landkreis, die
wir – damit wir nicht länger im Verkehr, Lärm und Feinstaub
ersticken - dringend auf den ÖPNV bringen müssen.
Das heißt, um noch mal auf die Frage der
Ausgabeneffizienz zu kommen: Wo erzielen wir am meisten
wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Nutzen?
Wenn wir – ich bleib mal bei der Zahl – 3,6 Mio.
Euro in den einen VGN-Beitritt investieren mit fragwürdigen
Vorteilen, oder wenn wir das Geld in die Hand nehmen würden, um
endlich den Öffentlichen Verkehr, das Erscheinungsbild, das
Marketing und die Tarife im Gebiet Stadt und Landkreis Bamberg zu
optimieren.
Das muss unser Aufgabengebiet sein.
Hier rauschen die Autos, die unsere Stadt kaputt und
unsere Bevölkerung krank machen.
Hier können wir ansetzen durch viele
Verbesserungsmaßnahmen.
Hier ist es dringend geboten einen Verkehrsverbund
Stadt und Landkreis Bamberg aus der Taufe zu heben und hier sollten
wir auch unser Geld investieren.
Das jedenfalls ist die Meinung der GAL-Fraktion
StR Peter Gack
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