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Jugendhilfeausschuss - 24. Januar 2007

Kinder und Jugendliche sollen vor den Wahlkampfkarren der SPD gespannt werden

Eine Tagesordinung, die nicht gerade vom Hocker reissen konnte, die der Stadt eher Gelegenheit bot, sich tüchtig zu feiern:

  • 25 Jahre Spielmobil

  • Informationen über eine Vielzahl von LOS-Projekten in den Soziale-Stadt-Gebieten Gereuth, Hochgericht und Starkenfeldstraße

  • der Ausbau des Pflegekinderwesens in der Stadt

  • und die Tatsache, dass die Stadt für sogenannte freiwillige oder bedingt freiwillige Aufgaben für dringend nötige Angebote (z.B. Stadtjugendring, Mütterzentrum Känguruh, Kinderschutzbund, offene Jugendarbeit) nicht gerade viel Geld ausgibt

Ein Punkt wirft aber ein etwas anderes Licht auf die Situation der Jugend- und Familienpolitik in Bamberg: Es ist nicht alles Gold, was das da glänzt.

Im Rahmen des TOPs "LOS-Projekte" wurde ein Film über Jugendliche in der Starkenfeldstraße gezeigt. Das nahm die GAL zum Anlass ein Thema anzusprechen, das mehrfach auf den Tagesordnungen des Ausschusses gestanden hatte: die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen an kommunalpolitischen Entscheidungen, die sie betreffen.

Hier konkurrieren verschiedene Ideen. OB Starke und die SPD favorisieren eine Jungbürgerversammlung oder ein Jugendparlament. Nein, sagt die GAL. Solche Formate sind hoch selektiv. Jugend ist vielfältig und benötigt ganz verschiedene Beteiligungsangebote, quasiparlamentarische schon, aber auch aufsuchende, stadtteilnah, in Schulen, auf Spielplätzen, abgestimmt auf Altersgruppen, unter besonderer Berücksichtigung von Migrationshintergrund und der Tatsache, dass Mädchen oft nicht zu Wort kommen. Der Film zeigte kaum Mädchen im öffentlichen Raum, Rapper, Streetfußballer, die, so zeigen alle Erfahrungen auch des Bayerischen Jugendrings, mit Jungbürgerversammlung nicht erreicht werden.

Die Gleichstellungsbeauftragte und die Profis des Jugendamtes blieben seltsam still (was bei der Gleichstellungsbeauftragten aber nicht weiter auffällt).

Warum klärte sich später. Obwohl im Dezember eine Arbeitsgruppe aus verschiedenen FraktionsvertreterInnen zu der Frage gearbeitet hat, ist das Format schon entschieden. Ein Schreiben von OB Starke weist das Jugendamt an: eine Jungbürgerversammlung soll's sein. Und unter der Hand signalisiert die Verwaltung auch, warum der OB das so entschieden hat: bald ist Kommunalwahl!

Jugendhilfepolitisch ein Skandal. Hier wird die Beteiligungsidee politisch eiskalt instrumentalisiert. Starke will sich vor allem der Presse auf einem Podium, flankiert von seinen Referenten, präsentieren und den Eindruck vermitteln, es ginge ihm um Beteiligung von Kindern und Jugendlichen.

Ganz klar: Wer das wirklich will, der sieht mal nach, was die Fachleute über Beteiligungsverfahren wissen und lässt die Finger von Parlamenten und Jungbürgerversammlungen.

 StR Wolfgang Budde