Kinder und Jugendliche sollen vor den
Wahlkampfkarren der SPD gespannt werden
Eine Tagesordinung, die nicht gerade vom Hocker
reissen konnte, die der Stadt eher Gelegenheit bot, sich tüchtig zu
feiern:
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25 Jahre Spielmobil
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Informationen über eine Vielzahl von
LOS-Projekten in den Soziale-Stadt-Gebieten Gereuth, Hochgericht
und Starkenfeldstraße
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der Ausbau des Pflegekinderwesens in der Stadt
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und die Tatsache, dass die Stadt für sogenannte
freiwillige oder bedingt freiwillige Aufgaben für dringend
nötige Angebote (z.B. Stadtjugendring, Mütterzentrum
Känguruh, Kinderschutzbund, offene Jugendarbeit) nicht gerade
viel Geld ausgibt
Ein Punkt wirft aber ein etwas anderes Licht auf die
Situation der Jugend- und Familienpolitik in Bamberg: Es ist nicht
alles Gold, was das da glänzt.
Im Rahmen des TOPs "LOS-Projekte" wurde
ein Film über Jugendliche in der Starkenfeldstraße gezeigt. Das
nahm die GAL zum Anlass ein Thema anzusprechen, das mehrfach auf den
Tagesordnungen des Ausschusses gestanden hatte: die Beteiligung von
Kindern und Jugendlichen an kommunalpolitischen Entscheidungen, die
sie betreffen.
Hier konkurrieren verschiedene Ideen. OB Starke und
die SPD favorisieren eine Jungbürgerversammlung oder ein
Jugendparlament. Nein, sagt die GAL. Solche Formate sind hoch
selektiv. Jugend ist vielfältig und benötigt ganz verschiedene
Beteiligungsangebote, quasiparlamentarische schon, aber auch
aufsuchende, stadtteilnah, in Schulen, auf Spielplätzen, abgestimmt
auf Altersgruppen, unter besonderer Berücksichtigung von
Migrationshintergrund und der Tatsache, dass Mädchen oft nicht zu
Wort kommen. Der Film zeigte kaum Mädchen im öffentlichen Raum,
Rapper, Streetfußballer, die, so zeigen alle Erfahrungen auch des
Bayerischen Jugendrings, mit Jungbürgerversammlung nicht erreicht
werden.
Die Gleichstellungsbeauftragte und die Profis des
Jugendamtes blieben seltsam still (was bei der
Gleichstellungsbeauftragten aber nicht weiter auffällt).
Warum klärte sich später. Obwohl im Dezember eine
Arbeitsgruppe aus verschiedenen FraktionsvertreterInnen zu der Frage
gearbeitet hat, ist das Format schon entschieden. Ein Schreiben von
OB Starke weist das Jugendamt an: eine Jungbürgerversammlung soll's
sein. Und unter der Hand signalisiert die Verwaltung auch, warum der
OB das so entschieden hat: bald ist Kommunalwahl!
Jugendhilfepolitisch ein Skandal. Hier wird die
Beteiligungsidee politisch eiskalt instrumentalisiert. Starke will
sich vor allem der Presse auf einem Podium, flankiert von seinen
Referenten, präsentieren und den Eindruck vermitteln, es ginge ihm
um Beteiligung von Kindern und Jugendlichen.
Ganz klar: Wer das wirklich will, der sieht mal
nach, was die Fachleute über Beteiligungsverfahren wissen und
lässt die Finger von Parlamenten und Jungbürgerversammlungen.
StR Wolfgang Budde
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