Füllt die Lohntüte den Teller?
Zahl der „Aufstocker“ in Bamberg ist überdurchschnittlich hoch –
Grüne wollen wissen, ob auch städtische Angestellte betroffen sind
Die aktuelle Debatte um ungleiche Löhne für gleiche
Arbeit in der Sozialstiftung nehmen die Bamberger Grünen zum Anlass,
der Lohnstruktur auch in anderen städtischen Betrieben auf den Zahn
zu fühlen. Die GAL-Stadtratsfraktion ruft dazu auf, sich bei ihr zu
melden, wenn in Unternehmen der Stadt konkrete Beispiele für
Lohnungleichheit bekannt sind.
Die Grünen gehen aber noch weiter – sie wollen sich
auch um zu niedrige städtische Löhne kümmern. Nach Informationen des
sozialpolitischen GAL-Sprechers Wolfgang Grader gibt es unter den
Bamberger ArbeitnehmerInnen insgesamt derzeit mehr als 1000 so
genannte „Aufstocker“. So werden Menschen bezeichnet, die es trotz
voller und ganztägiger Erwerbsarbeit nicht schaffen, den
Lebensunterhalt für sich bzw. ihre Familie zu verdienen. Sie
bekommen deshalb zusätzliche staatliche Unterstützung.
Mit dieser Zahl steht Bamberg im deutschlandweiten
Vergleich sogar mit an der Spitze und gehört zu den 25 deutschen
Städten, die anteilsbezogen die meisten Aufstocker zu ihren
EinwohnerInnen zählen. Dies geht aus Zahlen der Bundesagentur für
Arbeit hervor und ist nach Graders Meinung „kein rühmlicher Rekord“.
Auch die Grünen auf Bundesebene sehen darin ein massives
strukturelles Problem, das sie generell kritisieren und wogegen sie
beispielsweise mit gesetzlichen Mindestlöhnen vorgehen wollen.
Konkret wollen die Bamberger GAL-Stadträte nun aber
nachforschen, wie die Situation der Beschäftigten in den kommunalen
Betrieben ist. „Es ist zu vermuten, dass auch hier Menschen
arbeiten, deren Lohn nicht ausreicht, um sich und ihre Familie zu
versorgen“, sagt GAL-Stadträtin Ulrike Heucken. „Falls das stimmt,
muss die Stadt dringend gegensteuern. Wir haben eine Verantwortung
als Arbeitgeber.“
Aus Datenschutzgründen kann und darf die Bamberger
Arbeitsagentur keine Auskunft darüber geben, ob die Vermutung der
GAL zutrifft. Die GAL-Fraktion ruft deshalb Aufstocker in
städtischen Betrieben auf, sich selbst zu melden. Dabei sichert
Ulrike Heucken „volle Diskretion“ zu: „Es geht uns vor allem darum,
festzustellen, ob und wie viele solche prekären
Beschäftigungsverhältnisse es unter städtischer Verantwortung gibt,
um Missstände dann abstellen zu können.“
Von den städtischen Betrieben selbst ist dazu
ebenfalls keine Auskunft zu erhalten. Die GAL hatte schon vor Jahren
versucht, die städtischen Betriebe dazu zu bringen, sich selbst zur
Zahlung von Mindestlöhnen zu verpflichten, war mit dem Vorstoß aber
an der Stadtratsmehrheit gescheitert.
Informationen zu Aufstockern und ungleichen Löhnen
in städtischen Betrieben nimmt die GAL entgegen unter:
post@gal.bamberg.de, Tel./Fax 23777, Grüner Markt 7, 96047
Bamberg.
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