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Pressemitteilung vom 30. September 2010

Echt öko oder nur „grün angepinselt“?

GAL-Plenum diskutierte über Ökostrom-Angebote – im Fokus standen Stadtwerke

 

Ist das Ökostrom-Angebot der Bamberger Stadtwerke nur „grün angepinselt“ und damit Etikettenschwindel? Dieser Frage gingen bei ihrem jüngsten Plenum die Bamberger Grünen auf den Grund.

GAL-Vorstandsmitglied Tim Steinbart hatte die Stromtarife des lokalen Energieversorgers genauer unter die Lupe genommen und hielt den „Best-Natur-Tarif“ für nicht überzeugend. Seine Begründung: Die Stadtwerke schwimmen dabei auf einer Pseudo-Ökostrom-Welle mit, die derzeit durch ganz Deuschland schwappt. „Es ist zwar zertifiziert, dass die Stadtwerke mindestens so viel Strom aus erneuerbaren Energien einkaufen, wie sie unter dem Label Best Natur an die EndkundInnen weitergeben. Aber das ist keine wesentliche Änderung zu vorher. Es wird einfach nur umettikettiert und der Strommix anders verteilt.“ Im Gegenzug erhielten also Endverbraucher mit dem Normaltarif Best Privat etwas weniger Strom aus erneuerbaren Energien, dafür etwas mehr aus Kohle oder Atom. Etwa die Hälfte der Stromanbieter in Deutschland bieten nach Steinbarts Worten solche „Verschiebe-Tarife“ an.

Wer wirklich Ökostrom wolle, müsse seine Kriterien höher ansetzen: Das Kaufen von Ökostrom müsse zu einem Strukturwandel beitragen, und der Stromanbieter dürfe nicht mit Energieerzeugung aus Atom oder Kohle verflochten sein. Die vier bekannten Firmen Naturstrom, Lichtblick, greenpeace energy und Energiewerke Schönau EWS erfüllen nach Steinbarts Darstellung diese Vorgaben: Sie bauen und betreiben Kraftwerke aus erneuerbaren Energien und investierten von dem Gewinn in neue Anlagen.

Immerhin seien die Stadtwerke auf dem Weg – jedoch mit sehr kleinen Schritten, so Steinbart. In dem Untertarif „Best Natur Premium“ werde zugesichert, dass ein Teilbetrag in Eigeninvestitionen in erneuerbare Energien fließen. „Das kann man als grünen Strom gelten lassen“, meint Steinbart. Allerdings werde der Tarif auf der Stadtwerke-Homepage nicht einmal beworben. Entgegen der Klimaschutzziele beteiligten sich die Stadtwerke außerdem am Bau des Kohlekraftwerkes Brunsbüttel und seien über den Anteilseigner E.on in die Atomindustrie verflochten.

Auch die Stadt Bamberg, die vor kurzem noch Beifall heischend und öffentlichkeitswirksam auf grünen Strom (Tarif Best Natur) umgestellt habe, schwinge damit falsche grüne Fähnchen, so die Schlussfolgerung in der Diskussion beim Plenum. Konsequenter habe hingegen die katholische Kirche gehandelt und einen Rahmenvertrag mit Naturstrom abgeschlossen, der sich nun allerdings noch alle kirchlichen Ämter und Institutionen einzeln anschließen müssten.

Ursula Sowa und Wolfgang Grader von der GAL-Stadtratsfraktion kritisierten, dass die Stadtwerke die falschen politischen Vorgaben erhielten: „Den Stadtwerken wurde der Neubau des Hallenbads aufgezwungen, Gewinne müssen an den Stadthaushalt abgeführt werden, und jetzt sollen sie auch noch die Jako-Arena retten helfen. Diese Gelder fehlen für wichtige Investitionen und für eine lokale Energiewende.“ Es sollte auch deshalb mehr Strom vor Ort erzeugt werden, weil damit wirtschaftliche Gewinne in der Region blieben. „Wir müssen dringend umsteuern“, so das Fazit des Plenums.