Echt öko oder nur „grün angepinselt“?
GAL-Plenum diskutierte über Ökostrom-Angebote – im Fokus standen
Stadtwerke
Ist das Ökostrom-Angebot der Bamberger Stadtwerke
nur „grün angepinselt“ und damit Etikettenschwindel? Dieser Frage
gingen bei ihrem jüngsten Plenum die Bamberger Grünen auf den Grund.
GAL-Vorstandsmitglied Tim Steinbart hatte die
Stromtarife des lokalen Energieversorgers genauer unter die Lupe
genommen und hielt den „Best-Natur-Tarif“ für nicht überzeugend.
Seine Begründung: Die Stadtwerke schwimmen dabei auf einer
Pseudo-Ökostrom-Welle mit, die derzeit durch ganz Deuschland
schwappt. „Es ist zwar zertifiziert, dass die Stadtwerke mindestens
so viel Strom aus erneuerbaren Energien einkaufen, wie sie unter dem
Label Best Natur an die EndkundInnen weitergeben. Aber das ist keine
wesentliche Änderung zu vorher. Es wird einfach nur umettikettiert
und der Strommix anders verteilt.“ Im Gegenzug erhielten also
Endverbraucher mit dem Normaltarif Best Privat etwas weniger Strom
aus erneuerbaren Energien, dafür etwas mehr aus Kohle oder Atom.
Etwa die Hälfte der Stromanbieter in Deutschland bieten nach
Steinbarts Worten solche „Verschiebe-Tarife“ an.
Wer wirklich Ökostrom wolle, müsse seine Kriterien
höher ansetzen: Das Kaufen von Ökostrom müsse zu einem
Strukturwandel beitragen, und der Stromanbieter dürfe nicht mit
Energieerzeugung aus Atom oder Kohle verflochten sein. Die vier
bekannten Firmen Naturstrom, Lichtblick, greenpeace energy und
Energiewerke Schönau EWS erfüllen nach Steinbarts Darstellung diese
Vorgaben: Sie bauen und betreiben Kraftwerke aus erneuerbaren
Energien und investierten von dem Gewinn in neue Anlagen.
Immerhin seien die Stadtwerke auf dem Weg – jedoch
mit sehr kleinen Schritten, so Steinbart. In dem Untertarif „Best
Natur Premium“ werde zugesichert, dass ein Teilbetrag in
Eigeninvestitionen in erneuerbare Energien fließen. „Das kann man
als grünen Strom gelten lassen“, meint Steinbart. Allerdings werde
der Tarif auf der Stadtwerke-Homepage nicht einmal beworben.
Entgegen der Klimaschutzziele beteiligten sich die Stadtwerke
außerdem am Bau des Kohlekraftwerkes Brunsbüttel und seien über den
Anteilseigner E.on in die Atomindustrie verflochten.
Auch die Stadt Bamberg, die vor kurzem noch Beifall
heischend und öffentlichkeitswirksam auf grünen Strom (Tarif Best
Natur) umgestellt habe, schwinge damit falsche grüne Fähnchen, so
die Schlussfolgerung in der Diskussion beim Plenum. Konsequenter
habe hingegen die katholische Kirche gehandelt und einen
Rahmenvertrag mit Naturstrom abgeschlossen, der sich nun allerdings
noch alle kirchlichen Ämter und Institutionen einzeln anschließen
müssten.
Ursula Sowa und Wolfgang Grader von der
GAL-Stadtratsfraktion kritisierten, dass die Stadtwerke die falschen
politischen Vorgaben erhielten: „Den Stadtwerken wurde der Neubau
des Hallenbads aufgezwungen, Gewinne müssen an den Stadthaushalt
abgeführt werden, und jetzt sollen sie auch noch die Jako-Arena
retten helfen. Diese Gelder fehlen für wichtige Investitionen und
für eine lokale Energiewende.“ Es sollte auch deshalb mehr Strom vor
Ort erzeugt werden, weil damit wirtschaftliche Gewinne in der Region
blieben. „Wir müssen dringend umsteuern“, so das Fazit des Plenums.
|