Kürzungen bei Erneuerbaren Energien haben
negative Folgen auch für Oberfranken
Grüne erkundigten sich bei der boomenden Branche vor Ort –
Solar-Betriebe vergrößerten sich in den letzten Jahren enorm
Auf die auch in Oberfranken und der Region Bamberg
boomende Solarbranche drohen schwere Zeiten zuzukommen, wenn die
Bundesregierung wie geplant die Einspeisevergütung für Solarstrom um
mehr als 30 Prozent reduziert. Das war das Fazit eines Gesprächs,
das Vertreter der Grünen aus der Region mit der Zapfendorfer
Energietechnik-Firma Ebitsch führten.
Welch wesentliche Rolle die Solarbranche
mittlerweile in Deutschland spielt, belegen Zahlen: Über 300.000
Beschäftigte arbeiten in Betrieben bundesweit, allein im Jahr 2008
war ein Zuwachs – trotz Wirtschaftskrise – von 20.000 Arbeitsplätzen
zu verzeichnen. Und der Trend trifft auch für Oberfranken zu. Die
Firma Ebitsch wuchs in den letzten zehn Jahren, seit es das
Erneuerbare-Energien-Gesetz EEG gibt, von einem Kleinunternehmen mit
5 Beschäftigten zu einem der wichtigsten Gewerbesteuerzahler der
Gemeinde Zapfendorf mit 43 Beschäftigten heran. Die benachbarte
Firma IBC in Staffelstein versechsfachte ihre Mitarbeiterzahl in
derselben Zeit von 50 auf heute 300. „Nicht zu vergessen“, so
betonte Firmenchef Horst Ebitsch, „sind die zahlreichen weiteren
Handwerksbetriebe vor Ort, die bei allen Aufträgen kooperieren,
angefangen beim Heizungsbauer, über den Dachdecker bis hin zum
Gerüstbauer.“
Auch Kiki Laaser, Bezirksvorsitzende der Grünen in
Oberfranken und Bamberger Stadträtin, bekräftigte die Bedeutung
dieses zukunftsträchtigen Wirtschaftszweiges in der Region:
„Produkte aus der Region, Arbeitsplätze in der Region, Energie aus
der Region – all das stärkt Oberfranken.“ Sie befürchtet deshalb
einen Einbruch durch die Pläne von Union und FDP, der auch vor Ort
massiv zu spüren sein wird – und wurde darin von Horst Ebitsch
bestätigt.
Nach seinen Worten ist dies schon jetzt wahrnehmbar:
Expansionspläne von Solarunternehmen würden eingestellt, erste
Arbeitsplätze abgebaut und ins Ausland verlagert. „Der positive
Wachstumstrend der letzten Jahre wird ins Gegenteil verkehrt.“ Vor
allem jungen Firmen könne das zum Verhängnis werden und sie zum
Aufgeben zwingen, so der Geschäftsmann. Die Konsequenz sei:
„Hierzulande werden immer mehr Anlagen statt aus der Region aus
China kommen.“ Und noch eine fatale Folge sieht er kommen:
„Deutschland wird seine Rolle als weltweiter Technologieführer
verlieren.“
Derzeit herrscht Ebitsch zufolge eine Art
Torschlusspanik im Bereich der Photovoltaikanlagen, da alle Kunden
noch schnell ihre Aufträge unter Dach und Fach bringen möchten,
bevor die Kürzung der Einspeisevergütung greift. Dann aber werde der
Markt einbrechen, wie er das jetzt schon bei Solarthermie-Anlagen
tut, nachdem in diesem Bereich das Marktanreizprogramm bereits
gekürzt wurde.
Die Grünen-Vertreter und der Firmenchef waren sich
darin einig, dass die Einspeisevergütung gesenkt werden müsse, wie
das im EEG auch vorgesehen sei, weil die Branche inzwischen
gefestigt sei und keine so ausgeprägte Förderung mehr brauche wie in
der Gründungsphase. Eine Kürzung um über 30 Prozent innerhalb eines
Jahres, wie geplant, halten sie aber für „definitiv nicht
verkraftbar“. Dass die im Gesetz der rot-grünen Bundesregierung
bereits festgeschriebene jährliche Senkung zum Erfolg führe, zeige
auch die Preisentwicklung für Photovoltaikanlagen. Vor ca. 12 Jahren
mussten pro installierter Kilowatt-Leistung noch 24.000 Euro bezahlt
werden, so resümierte Ebitsch, heute sei dieselbe Leistung für ca.
3000 Euro zu haben.
Der Bamberger Grünen-Vorstand Christoph Götschel
betonte, dass bei der Diskussion um Strompreise wiederholt mit
falschen Zahlen gespielt werde. „Der Anteil der EEG-Förderung am
Haushaltsstrompreis betrug im Jahr 2009 lediglich 1,1 Cent (das sind
nur 5% des Strompreises) und nicht, wie von den Stromkonzernen oft
fälschlicherweise behauptet, 4 Cent. Das EEG ist eindeutig nicht
schuld an teuren Strompreisen.“
Grüne zu Besuch bei der Zapfendorfer Firma Ebitsch: links Horst
Ebitsch, daneben GAL-Stadtrat Peter Gack sowie GAL-Stadträtin und
Bezirksvorsitzende Kiki Laaser; ganz rechts der Lichtenfelser
Stadtrat Herbert Schramm (Foto: Christoph Götschel)
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