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Pressemitteilung vom 15. März 2010

Die ICE-Strecke durch Bamberg wird ausgebaut – früher oder später

Grünen-MdB Toni Hofreiter bei Informationsabend – GAL fordert Planungssicherheit von der Deutschen Bahn AG

 

An diesem Abend wurden im Grunde noch mehr Widersprüche und Unklarheiten aufgedeckt als ohnehin schon vorhanden sind. Darauf zielte auch die Hauptkritik des Grünen-Bundestagsabgeordneten Dr. Toni Hofreiter, der auf Einladung der Bamberger GAL in die voll besetzten Haas-Säle gekommen war, um vom aktuellen Stand zur ICE-Ausbaustrecke Nürnberg-Erfurt zu berichten.

Kürzlich kündigte die Deutsche Bahn AG an, das Planfeststellungsverfahren für Bamberg, das 1994 begonnen wurde, aber seit 1998 ruht, wieder aufzugreifen. Für Bamberg würde der Ausbau wesentliche bauliche und finanzielle Folgen bedeuten. Doch wann die Maßnahmen kommen, steht laut Toni Hofreiter, dem Sprecher der Grünen im Verkehrsausschuss des Bundestags, trotzdem in den Sternen.

Nach seinen Worten sind deutschlandweit 47 Schienenprojekte im Bundesverkehrswegeplan für den „vordringlichen Bedarf“ vorgesehen, haben also vermeintlich oberste Priorität. Doch insgesamt sind alle diese Projekte mit 23 Milliarden Euro unterfinanziert, so Hofreiter. Wobei die Ausbaustrecke durch Bamberg zu den zweitrangigen Projekten gehört, für die es noch keine „Finanzierungsvereinbarung“, also noch keinen Vertrag zwischen Bund und Bahn, gibt. „Wenn man von den Geldmitteln ausgeht, die der Bund bereit stellen will, so würde es noch 32 Jahre dauern, bis alle Projekte des vordringlichen Bedarfs realisiert sind. Wenn man dann noch die zu erwartenden Kostensteigerungen dazu rechnet, wäre ca. im Jahr 2050 das letzte der 47 Projekte realisiert“, rechnete Hofreiter vor. Ein Vertreter der Eisenbahngewerkschaft gab ihm Recht, auch er hält eine Realisierung des Bamberger Streckenabschnitts vor dem Jahr 2030 für unrealistisch.

Hofreiter beklagte in Übereinstimmung mit dem Bamberger Stadtrat Peter Gack die daraus resultierende Ungewissheit vor Ort: „Es wird viel zu viel versprochen. Jeder Kommune wird vorgegaukelt, sie sei die Nummer Eins!“ Er empfahl der Stadt Bamberg, von der DB AG klare Aussagen zu fordern, wann mit welchen Baumaßnahmen zu rechnen sei. Auch Gack betonte: „Der städtische Haushalt und auch die betroffenen Anwohner der Strecke brauchen Planungssicherheit.“

Mehrere Anwohner aus Bamberg und benachbarten Gemeinden meldeten sich zu Wort und beschwerten sich über schon heute unerträgliche Lärmbelästigungen. Insbesondere Bewohner der Schildstraße zeigten sich von dem überhöhten Verkehrsaufkommen und Rangiertätigkeiten betroffen. Einen Lärmschutz, so erläuterte Toni Hofreiter, haben diese Anwohner zu seinem Bedauern aber erst zu erwarten, wenn der ICE-Ausbau oder auch der S-Bahn-Ausbau erfolgt. „Laut Gesetz haben bestehende Strecken Bestandsschutz, auch wenn sie häufiger befahren werden. Erst wenn eine grundlegende bauliche Veränderung eintritt, muss der Lärmschutz angepasst werden.“ Die Grünen hätten dazu eine andere Position, konnten sich aber bisher im Bundestag nicht durchsetzen.

Auch die Frage, den ICE-Ausbau ganz aufzugeben oder eine andere Trasse zu wählen, stellte sich erneut. Hier zeigte sich Toni Hofreiter allerdings pragmatisch: „Wir Grünen waren von Anfang an für einen anderen preisgünstigeren und effizienteren Streckenverlauf, aber mittlerweile ist eine Umkehr nicht mehr möglich.“ Es sei bereits so viel investiert, so viele einzelne Abschnitte, Brücken usw. gebaut, dass es unrentabel wäre, das Projekt jetzt noch abzublasen. „Früher oder später kommt die Ausbaustrecke!“

Wichtig ist für ihn die politische Forderung nach einem Fernverkehrsgesetz. Hintergrund dafür ist, dass der Bund zwar über den Einsatz von Zügen im Nahverkehr mitbestimmt, nicht aber darüber, wann wo und wie viele ICs und ICEs in Deutschland fahren. „Das ist die Hausmacht der DB AG – und das ist eine verkehrspolitische Katastrophe“, kommentierte Toni Hofreiter. So konnte er auch die Frage, wie viele ICEs denn künftig in Bamberg halten werden, nur mit einer vagen Aussicht beantworten: „So viele, wie der DB AG halt gefallen.“