Die Aktion
Im Stadtgebiet Bamberg werden ab dem 17. Dezember an
sieben Stellen, die besonders von Feinstaub belastet sind, weiße
Fahnen mit der Aufschrift "Ich bin auch eine Lunge" hängen. Für
einige Monate bleiben sie der Luft und den Schadstoffen ausgesetzt,
die auch wir jeden Tag einatmen, und werden mit der Zeit grau (vor
allem durch Ruß – ein sichtbarer Teil des Feinstaubs). Nach ca. drei
Monate sollen die Fahnen zusammen mit einer sauberen weißen Fahne im
Bamberger Rathaus übergeben werden - mit der Forderung, konsequente
Maßnahmen umzusetzen, um die Feinstaubbelastung zu reduzieren.
Fahnen hängen neben der Siechenstraße noch in
folgenden Straßen: Luitpoldstraße, Willi-Lessing-Straße, Untere
Sandstraße, Peuntstraße, Memmelsdorferstraße, Steinweg.
Die Aktion Feinstaub-Fahne geht auf eine bereits in
der Schweiz 2007/08 umgesetzte Aktion zurück.
Unterstützergruppen
Die von der GAL getragene Aktion wird von Bund
Naturschutz, ADFC, VCD sowie den beiden Bürgerinitiativen
Interessengemeinschaft Peuntstraße und Interessengemeinschaft
Friedrichstraße unterstützt.
Hintergrundinfos zu Feinstaub
Seit dem 1. Januar 2005
greifen auch in Deutschland die in der ganzen EU geltenden
Grenzwerte für Feinstaub. Es gilt die 22.
Bundesimmissionsschutzverordnung (Verordnung über Immissionswerte
für Schadstoffe in der Luft - 22.BImSchV). Feinstaub darf im
Tagesmittelwert nur an 35 Tagen die Grenze von 50
Mikrogramm/Kubikmeter (μg/m3) überschreiten. Der Jahresmittelwert
darf die Grenze von 40 μg/m3 nicht überschreiten.
Der Grenzwert bezieht
sich auf die so genannte PM10-Fraktion, also Staubteilchen mit einem
Durchmesser von weniger als 10 Mikrometer. Als Feinstaub,
Schwebstaub oder englisch „Particulate Matter“ (PM) bezeichnet man
diese Teilchen in der Luft, die nicht sofort zu Boden sinken,
sondern eine gewisse Zeit in der Atmosphäre verweilen.
Nase, Mund und Rachen
halten Teilchen, die größer als 10 Mikrometer sind, zurück. Kleinere
Partikel können bis in die tieferen Atemwege vordringen. Zwischen
Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Atemwegserkrankungen bis hin zu
Lungenkrebs und dem Feinstaub gibt es einen Zusammenhang – das gilt
als erwiesen. Feinstaub kommt vor allem aus dem Verkehr, der
Landwirtschaft, Industrieanlagen, privaten und gewerblichen
Heizungsanlagen und dem Umschlag staubender Güter.
Eine EU-Studie geht von
65.000 vorzeitigen Todesfällen in Deutschland, verursacht durch
Feinstaub aus. Eine weitere Studie von Professor Wichmann geht dem
gegenüber von einem Vermeidungspotential von 10.000 - 19.000
vorzeitigen Todesfällen pro Jahr aus.
"Feinstäube in unserer
Atemluft sind diejenigen Luftverunreinigungen, die die größte
Auswirkung auf unsere Gesundheit haben. Untersuchungen der
Weltgesundheitsorganisation zeigen, dass mit Feinstaub belastete
Luft die durchschnittliche Lebenserwartung in Deutschland um etwa
zehn Monate verkürzt." (Zitat: Umweltbundesamt)
Situation in
Bamberg
Auch in Bamberg gelten
die seit 2005 gesetzlichen Grenzwerte für Feinstaub. Auch in Bamberg
gibt es seither regelmäßige Überschreitungen. Messungen werden
allerdings nicht täglich vorgenommen, so dass sich umfassende
Messergebnisse nicht feststellen lassen.
Die Stadt hat zwar die
Notwendigkeit zu handeln erkannt und im Jahr 2008 einen
Luftreinhalte-/Aktionsplan erstellt, doch die Umsetzung des Plans
stockt und ist sehr zögerlich. Viele gute Ansätze gerieten ins
Stocken, wie etwa die aktuellen Konflikte um die Umsetzung eines
konsequenten Parkraumbewirtschaftsungskonzepts zeigen. Auch dies ist
nämlich Teil des Luftreinhalteplans, da hiermit feinstauberzeugender
Parksuchverkehr vermieden werden kann.
Feintstaubmessungen in
Bamberg 2008 (Achtung: Feinstaubkonzentrierungen meist nur in der
kalten Jahreszeit): http://www.stadt.bamberg.de/media/custom/332_8293_1.PDF?1226585409
Forderungen für
Bamberg sind:
-
Reduzierung des
Parksuchverkehrs durch weniger Parkraum für Individualverkehr in
der Innenstadt und konsequente Bewirtschaftung des Parkraums (je
weiter in der Innenstadt, desto teurer); mehr Nutzung der
P&R-Anlagen am Stadtrand
-
Förderung des
Radverkehrs durch markierte Fahrradspuren,
Vorrang-Aufstellstreifen an Ampeln usw.; gut gelegene und sichere
Abstellplätze in der Innenstadt; Fahrradparkhaus am Bahnhof
-
Förderung des ÖPNV:
Nahverkehrsplan mit dem Landkreis für eine bessere Verzahnung des
Busangebots zwischen Stadt und Umland; Verbesserung beim
Liniennetz und der Fahrtenhäufigkeit; busbeschleunigende
Maßnahmen durch Ampelschaltung, Busspuren, Bustrasse zwischen
Bahnhof und ZOB usw.; stärkere Förderung und Bewerbung des
Jobtickets
-
Verknüpfung
verschiedener Verkehrsmittel (Bus, Bahn, Fahrradverleihsysteme,
Car-Sharing) unter dem Dach des ÖPNV mit attraktiven
Tarifangeboten (z.B. Bamberger Mobilitätskarte)
-
Erweiterung von
Tempo-30-Zonen und Reduzierung von Durchgangsverkehr an geeigneten
Stellen durch Durchfahrtsverbote bzw. Straßengestaltung
-
Ausweitung von
Fußgängerzonen und verkehrsberuhigten Zonen
-
Innenstadt als
Umweltzone mit Fahrverbot für Fahrzeuge mit hohem
Schadstoffausstoß
-
Logistik-System für
die Geschäfte der Innenstadt, um einerseits KundInnen mit den
gekauften Waren zu beliefern, andererseits die Anlieferung der
Waren zu den Läden zu koordinieren
-
Erlass einer
Brennstoffverordnung, analog dem Beispiel aus München
http://www.muenchen.info/dir/recht/123/123_20060426.pdf)
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