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Presseinformation vom 16. Dezember 2009 zur Aktion

„Ich bin auch eine Lunge“ – Fahnen gegen Feinstaub

zum Pressetermin 17. Dezember 2009, 16 Uhr, Siechenstr. 6 GAL-Büro

 

Die Aktion

Im Stadtgebiet Bamberg werden ab dem 17. Dezember an sieben Stellen, die besonders von Feinstaub belastet sind, weiße Fahnen mit der Aufschrift "Ich bin auch eine Lunge" hängen. Für einige Monate bleiben sie der Luft und den Schadstoffen ausgesetzt, die auch wir jeden Tag einatmen, und werden mit der Zeit grau (vor allem durch Ruß – ein sichtbarer Teil des Feinstaubs). Nach ca. drei Monate sollen die Fahnen zusammen mit einer sauberen weißen Fahne im Bamberger Rathaus übergeben werden - mit der Forderung, konsequente Maßnahmen umzusetzen, um die Feinstaubbelastung zu reduzieren.

Fahnen hängen neben der Siechenstraße noch in folgenden Straßen: Luitpoldstraße, Willi-Lessing-Straße, Untere Sandstraße, Peuntstraße, Memmelsdorferstraße, Steinweg.

Die Aktion Feinstaub-Fahne geht auf eine bereits in der Schweiz 2007/08 umgesetzte Aktion zurück.

 

Unterstützergruppen

Die von der GAL getragene Aktion wird von Bund Naturschutz, ADFC, VCD sowie den beiden Bürgerinitiativen Interessengemeinschaft Peuntstraße und Interessengemeinschaft Friedrichstraße unterstützt.


Hintergrundinfos zu Feinstaub

Seit dem 1. Januar 2005 greifen auch in Deutschland die in der ganzen EU geltenden Grenzwerte für Feinstaub. Es gilt die 22. Bundesimmissionsschutzverordnung (Verordnung über Immissionswerte für Schadstoffe in der Luft - 22.BImSchV). Feinstaub darf im Tagesmittelwert nur an 35 Tagen die Grenze von 50 Mikrogramm/Kubikmeter (μg/m3) überschreiten. Der Jahresmittelwert darf die Grenze von 40 μg/m3 nicht überschreiten.

Der Grenzwert bezieht sich auf die so genannte PM10-Fraktion, also Staubteilchen mit einem Durchmesser von weniger als 10 Mikrometer. Als Feinstaub, Schwebstaub oder englisch „Particulate Matter“ (PM) bezeichnet man diese Teilchen in der Luft, die nicht sofort zu Boden sinken, sondern eine gewisse Zeit in der Atmosphäre verweilen.

Nase, Mund und Rachen halten Teilchen, die größer als 10 Mikrometer sind, zurück. Kleinere Partikel können bis in die tieferen Atemwege vordringen. Zwischen Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Atemwegserkrankungen bis hin zu Lungenkrebs und dem Feinstaub gibt es einen Zusammenhang – das gilt als erwiesen. Feinstaub kommt vor allem aus dem Verkehr, der Landwirtschaft, Industrieanlagen, privaten und gewerblichen Heizungsanlagen und dem Umschlag staubender Güter.

Eine EU-Studie geht von 65.000 vorzeitigen Todesfällen in Deutschland, verursacht durch Feinstaub aus. Eine weitere Studie von Professor Wichmann geht dem gegenüber von einem Vermeidungspotential von 10.000 - 19.000 vorzeitigen Todesfällen pro Jahr aus.

"Feinstäube in unserer Atemluft sind diejenigen Luftverunreinigungen, die die größte Auswirkung auf unsere Gesundheit haben. Untersuchungen der Weltgesundheitsorganisation zeigen, dass mit Feinstaub belastete Luft die durchschnittliche Lebenserwartung in Deutschland um etwa zehn Monate verkürzt."  (Zitat: Umweltbundesamt)

 

Situation in Bamberg

Auch in Bamberg gelten die seit 2005 gesetzlichen Grenzwerte für Feinstaub. Auch in Bamberg gibt es seither regelmäßige Überschreitungen. Messungen werden allerdings nicht täglich vorgenommen, so dass sich umfassende Messergebnisse nicht feststellen lassen.

Die Stadt hat zwar die Notwendigkeit zu handeln erkannt und im Jahr 2008 einen Luftreinhalte-/Aktionsplan erstellt, doch die Umsetzung des Plans stockt und ist sehr zögerlich. Viele gute Ansätze gerieten ins Stocken, wie etwa die aktuellen Konflikte um die Umsetzung eines konsequenten Parkraumbewirtschaftsungskonzepts zeigen. Auch dies ist nämlich Teil des Luftreinhalteplans, da hiermit feinstauberzeugender Parksuchverkehr vermieden werden kann.

Feintstaubmessungen in Bamberg 2008 (Achtung: Feinstaubkonzentrierungen meist nur in der kalten Jahreszeit):  http://www.stadt.bamberg.de/media/custom/332_8293_1.PDF?1226585409


 

Forderungen für Bamberg sind:

  • Reduzierung des Parksuchverkehrs durch weniger Parkraum für Individualverkehr in der Innenstadt und konsequente Bewirtschaftung des Parkraums (je weiter in der Innenstadt, desto teurer); mehr Nutzung der P&R-Anlagen am Stadtrand

  • Förderung des Radverkehrs durch markierte Fahrradspuren, Vorrang-Aufstellstreifen an Ampeln usw.; gut gelegene und sichere Abstellplätze in der Innenstadt; Fahrradparkhaus am Bahnhof

  • Förderung des ÖPNV: Nahverkehrsplan mit dem Landkreis für eine bessere Verzahnung des Busangebots zwischen Stadt und Umland; Verbesserung beim Liniennetz und der Fahrtenhäufigkeit;  busbeschleunigende Maßnahmen durch Ampelschaltung, Busspuren, Bustrasse  zwischen Bahnhof und ZOB usw.; stärkere Förderung und Bewerbung des Jobtickets

  • Verknüpfung verschiedener Verkehrsmittel (Bus, Bahn, Fahrradverleihsysteme, Car-Sharing) unter dem Dach des ÖPNV mit attraktiven Tarifangeboten (z.B. Bamberger Mobilitätskarte)

  • Erweiterung von Tempo-30-Zonen und Reduzierung von Durchgangsverkehr an geeigneten Stellen durch Durchfahrtsverbote bzw. Straßengestaltung

  •  Ausweitung von Fußgängerzonen und verkehrsberuhigten Zonen

  • Innenstadt als Umweltzone mit Fahrverbot für Fahrzeuge mit hohem Schadstoffausstoß

  • Logistik-System für die Geschäfte der Innenstadt, um einerseits KundInnen mit den gekauften Waren zu beliefern, andererseits die Anlieferung der Waren zu den Läden zu koordinieren

  • Erlass einer Brennstoffverordnung, analog dem Beispiel aus München http://www.muenchen.info/dir/recht/123/123_20060426.pdf)