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Pressemitteilung vom 25. November 2008

Bamberg rutscht fahrlässig in die Schuldenspirale

Grüne kritisieren geplante Finanzierung von Prestigeprojekten und Plünderung der Rücklagen

 

"Bamberg rutscht in rasantem Tempo in die Schuldenspirale!" Diese deutliche Warnung sprach der finanzpolitische Sprecher der GAL-Stadtratsfraktion Peter Gack beim jüngsten Plenum der Bamberger Grünen aus. Den Grund dafür sieht er in den von der Stadtratsmehrheit angestoßenen Groß- und Prestigeprojekten, was Gack als "grob fahrlässig" bezeichnete.

Den Plenumsteilnehmern erklärte der Grünen-Stadtrat, wie sich die Stadt derzeit durch ihre großen Investitionen "immer tiefer in die Schulden reinreitet". Bereits 2008 habe die Stadt aus der Rücklage, die am Beginn des Jahres noch 22 Mio Euro umfasste, 10 Mio entnommen. "Nun will man nochmals 7,5 Mio Euro aus diesen Ersparnissen nehmen. Und die verbleibenden Millionen sind für Landesgartenschau und das Programm 'Kinder – Bambergs Zukunf' fest verplant", erläuterte Gack. "Das heißt, wir haben keinerlei Reserven mehr."

Zudem wird der Schuldentilgungsplan der Stadt seit diesem Jahr ebenfalls nicht mehr eingehalten. Rückzahlungen, die aus einem Darlehen an den Entsorgungs- und Baubetrieb EBB jährlich an die Stadt zurückfließen, sollten plangemäß von der Stadt ohne Umweg zur eigenen Schuldentilgung verwendet werden. Dass davon nun abgewichen wird, hält Gack für eine "fatale Kehrtwende". 2008 und 2009 gehen seinen Worten zufolge 6,3 Mio Euro EBB-Rückzahlung nicht in die Schuldentilgung, sondern "werden im laufenden Haushalt verbraten". Gack mahnte nachdrücklich: "Wenn das so weitergeht, sitzen wir bald in der Schuldenfalle und werden völlig handlungsunfähig."

Dass die Gewerbesteuerflaute, die derzeit auch noch die Einnahmen des Stadthaushalts wegbrechen lässt, bald überwunden sei, darauf machte der Grünen-Politiker seinen ZuhörerInnen wenig Hoffnung. Erfahrungsgemäß erholen sich die Gewerbesteuereinnahmen für die Gemeinden erst nach zwei bis drei Jahren. "Und die jetzige Wirtschaftskrise wird ein übriges tun, um diese Einnahmequelle noch weiter auszutrocknen."

Scharf kritisierte Gack vor diesem Hintergrund das Festhalten der Stadtspitze an Projekten, die keine Notwendigkeit haben. Als Beispiele nannte er die Erweiterung des Konzerthallen-Foyers und den weiteren Ausbau der Kronacher Straße, die zusammen mit 5,5 Mio Euro in den nächsten Jahren zu Buche schlagen.

Wie sich bei der Diskussion ergab, sehen die Bamberger Grünen ihre Schwerpunkte woanders. Investitionen wollen sie dort, wo es sozialpolitisch dringend nötig ist: etwa beim Ausbau der Krippenplätze, wo sie den Haushaltsvorschlag der Verwaltung ausdrücklich unterstützen. Wichtig ist ihnen auch der energetische Ausbau der städtischen Gebäude und Schulen, "denn diese Investitionen dienen nicht nur dem Klimaschutz, sondern rechnen sich langfristig auch in barer Münze durch niedrigere Energiekosten."

Diskutiert wurde beim Plenum auch über den geplanten Hallenbad-Neubau. Peter Gack erklärte, dass dieser sich nur indirekt im Bamberger Haushalt niederschlage, weil die gesamten Investitionskosten auf die Stadtwerke verlagert werden sollen. "Die Stadtwerke also müssen so viel Schulden machen, dass dies finanziell einem Kamikazeflug gleichkommt. Die Bürger und Bürgerinnen wiederum werden dafür durch höhere Strom- und Wasserpreise, höhere Bustarife und völlig überhöhte Eintrittspreise in das Bad selbst bezahlen", prognostizierte Gack.

Dass die Stadtwerke schon jetzt an ihre Grenzen stoßen, zeige sich daran, dass die Gewinnabführung – also die Weitergabe von Gewinnen der Stadtwerke an den Stadthaushalt mit jährlich immerhin 2,5 Mio Euro – im Jahr 2009 nicht mehr zu erwarten ist. "Ein ganz klares Alarmzeichen", so Gacks Wertung, "das sollte das Stoppschild für die Rieseninvestition Hallenbadneubau sein."