Stadtplanungsbeirat ist Fan
von "urbanem Parkhaus"
Da mag sich manch einer zusammen
mit der GAL gewundert haben, als er in der Zeitung las, dass der
Stadtplanungsbeirat die "Parkhaus-Idee" auf dem
ehemaligen Witt-Gelände "gut findet". Dort sollen nach
Plänen des Bamberger Investors Klappan ein Parkhaus mit 242
Stellplätzen und ein paar Handels- und Büroflächen entstehen.
Nicht das geringste an den Plänen
auszusetzen hatte das achtköpfige Gremium bei seiner jüngsten
Sitzung, obwohl es doch noch bei der Beurteilung der City-Passage
so kritisch und differenziert argumentierte. Gar überraschend las
sich denn auch die Begründung für das vollmundige Lob, das zwar
nicht alle, aber doch die meisten Beiratsmitglieder aussprachen:
Durch das Projekt bekomme das Luitpoldeck seine "frühere
Urbanität" wieder, und es sei ein "nachhaltiger Gewinn
an Stadtqualität" zu erwarten.
Urbanität und Stadtqualität an
der Luitpoldkreuzung – ausgerechnet indem man das
Verkehrsaufkommen dort noch erhöht???
Dieses abgehobene
Phantasievermögen eines Stadtplanungsbeirats mutet doch etwas
seltsam an. Gar nicht zu reden davon, dass zusätzliche
Parkplätze an dieser Stelle dem vom Stadtrat beschlossenen
Verkehrsentwicklungsplan widersprechen.
Über die verkehrlichen Folgen hat
sich das Gremium jedoch überhaupt noch keine Gedanken gemacht,
obwohl auch das zu seinen Aufgaben gehört. Das Wort
"Verkehr" wird im Sitzungsprotokoll jedenfalls nicht
einmal erwähnt. Man beschäftigte sich stattdessen vornehmlich
mit den architektonischen Fragen des Baukomplexes. Was sicher
daran lag, dass der planende Architekt Rosenberg das Projekt bei
der Sitzung vorstellte.
Achja, und Rosenberg ist auch selbst Mitglied im
Stadtplanungsbeirat – ein tüchtiger Mann.
Kulturell wachgeküsst?
Regensburg hatte den Zuschlag als
bayerische Bewerberin für die Europäische Kulturhauptstadt 2010
bekommen – und seitdem war von Bambergs Bemühungen um den Titel
so gut wie nichts mehr zu hören. All die großspurigen Träume
schienen sich von heute auf morgen in Luft aufgelöst zu haben.
Dabei sollte sie doch
"nachhaltig" sein, diese Bewerbung, sollte die Kultur in
der Stadt auch ohne den Titel voran bringen.
Und tatsächlich hat man sich in
der Bamberger Stadtverwaltung nach der Absage aus München nicht
sofort wieder in den kulturellen Dornröschenschlaf fallen lassen,
sondern fühlt sich nach wie vor wachgeküsst.
Im Oktober zog die Verwaltung
gegenüber dem Stadtrat Bilanz und wertete die Bewerbung "als
Denkanstoß, als Impuls und Motor für veränderte Handlungsweisen
im Bereich der städtischen Kultur".
Das mag ein wenig hölzern
formuliert sein, aber möglicherweise verbirgt sich dahinter
wirklich die Chance, dass Kultur mehr als nur verwaltet wird. Laut
Sitzungsvortrag im Stadtrat sollen nun die gesammelten Ideen zu
einem Gesamtkonzept zusammengeführt werden.
Sofort angehen will man eine
Umgestaltung des Veranstaltungskalenders und der städtischen
Kultur-Internetseiten, das Kulturamt will zu regelmäßigen
Treffen aller Kulturschaffenden im so genannten
"Kultursalon" einladen, der Kulturhauptstadtverein soll
ein "neues Gewand" bekommen, die Zusammenarbeit mit dem
Landkreis ausgebaut werden. Bereits beschlossen ist, dass der
bisherige Leiter des Kulturhauptstadtbüros, das es ja nun nicht
mehr gibt, im Kulturamt weiter beschäftigt bleibt.
Das reißt noch niemand vom
Hocker, aber im Vergleich zu den bisherigen kulturellen
Aktivitäten der Stadt ist das schon ein Fortschritt.
Interessanter lesen sich allerdings die langfristigeren Ziele. Von
einem Kulturzentrum wird da geträumt, E.T.A.-Hoffmann-Tage von
2008 bis 2013 werden als Plan vorgezeichnet, einfallsreiche
Ausstellungsprojekte für bildende Kunst tauchen auf,
Stadtteilkultur erscheint als greifbare Vision. Da ist von
Aufbruchstimmung, Neuanfang und Weichenstellung die Rede.
Es könnte also noch spannend werden, was sich
kulturell in Bamberg so entwickelt. Bei der Sitzung nahmen die
StadträtInnen die eröffneten Kulturperspektiven wohlwollend und
beifällig auf. Problematisch wird Kultur bekanntlich erst dann,
wenn’s um den schnöden Mammon geht. Vielleicht wird’s dann
auch wieder so spannend, dass die FT-Lokalredaktion darüber
berichtet, die sich für diesen Tagesordnungspunkt augenscheinlich
nicht interessierte.
Anpacken statt jammern!
Ein etwas erbärmlich anmutendes
städtisches Grüppchen unter Führung von OB Lauer reiste im
Oktober nach Augsburg, um sich deren Konversions-Konzepte
erläutern zu lassen. Dort wurde nämlich der Standpunkt der
US-Truppen vor einiger Zeit aufgelöst – was ja bekanntlich auch
für Bamberg zu erwarten ist – und es entstanden neue Gewerbe-
und Wohngebiete.
Während die großen Parteien in
der Presse bei diesem Thema laut tönende Reden schwingen, war
ihre Beteiligung bei der Informationsfahrt hingegen eher mager:
Mit MdL Helmut Müller (CSU) und Karin Gottschall (SPD) schickten
die beiden größten Fraktionen nicht gerade ihre Spitzenkräfte.
Außerdem waren noch die Vorsitzenden der übrigen Fraktionen
Michael Bosch (FDP/FW/BR), Klaus Gallenz (Die Bamberger) und von
GAL-Seite Petra Friedrich vertreten. Allerdings war die Reise auch
dem FT nicht berichtenswert genug, kein Mitarbeiter fuhr mit.
Dabei hätte es sich rentiert. Augsburg hat
interessante Konzepte zu bieten, aus denen Bamberg lernen könnte.
Dort hat man es geschafft, den Truppenabzug als Chance und
Neuanfang zu begreifen und die Bevölkerung zum
"Anpacken" zu animieren. Wesentlich dazu beigetragen hat
wohl das ausgeprägte Bürgerbeteiligungssystem in Augsburg. Zur
städtebaulichen Entwicklung der Konversionsflächen veranstaltete
die Stadt Workshops und Zukunftswerkstätten, an denen Hunderte
von Leuten teilnahmen. Die Identifikation der BürgerInnen mit
ihrer Stadt sei seither merklich gestiegen, so das Fazit im
Augsburger Rathaus. Anderswo greift also das Motto der GAL:
Anpacken statt jammern.
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