Das Projekt
"Stolpersteine" des Künstlers Gunter Demnig hat in ganz
Deutschland Furore gemacht und soll nun auch in Bamberg
verwirklicht werden. Die "Stolpersteine" sind gravierte
Pflastersteine, die in Gehwegen vor Häusern installiert werden,
um an die Opfer des Nationalsozialismus zu erinnern, die dort
wohnten. Finanziert werden die Steine meist von Bürgern und
Bürgerinnen, die oft heute in den jeweiligen Häusern wohnen.
Die Willy-Aron-Gesellschaft
(benannt nach dem jüdischen Jungsozialisten Willy Aron, der 1933
im KZ ermordet wurde) brachte die Stolpersteine für Bamberg auf
den Weg – und geriet ganz schön ins Straucheln. Denn im Rathaus
begegnete man dem ideellen Erinnerungsprojekt erst mal mit
juristischen Reglements und bürokratischen Anforderungen. Erst
auf Nachhaken von GAL und SPD war der OB bereit, sich etwas
kulanter zu zeigen und genehmigte dann zügig die Installierung
der ersten Stolpersteine durch den Künstler im Dezember.
Doch ganz ohne Bürokratie geht
nix: Die Hauseigentümer, vor deren Haus ein Stolperstein
platziert werden soll, müssen schriftlich ihr Einverständnis
erklären. Es muss eine Sondernutzungserlaubnis beantragt werden
– natürlich mit der entsprechenden Gebühr. Und für mögliche
Beschädigungen verlangt die Stadt eine Kaution von 30 Euro.
Bleibt zu hoffen, dass die
Resonanz in der Öffentlichkeit so groß sein wird, dass man
künftig auch im Rathaus etwas mehr Herz für die Stolpersteine
zeigt.
gaz als Lauersches Sprachrohr?
Empörte Beschwerden kamen aus dem
Rathaus als Reaktion auf einen Artikel in der gaz Nr. 62 über die
Bamberger Praxis der Städtepartnerschaften: Die Vorwürfe der
gaz, es handle sich um inhaltslose Besuchsreisen, bei denen sich
vornehmlich Stadtratsdelegationen kostenlose Kulturreisen in die
Partnerstädte gönnen, seien so nicht haltbar.
Man verwies auf neue Entwicklungen
und Pläne, die tatsächlich einige Kritikpunkte aus der gaz
aufnehmen und Verbesserungen versprechen.
Da die gaz-Redaktion für Kritik
jeglicher Art offen ist, boten wir an, eine zuständige Person aus
der Stadtverwaltung könne in Form eines Gast-Kommentars in der
Nummer 63 ihre Gegenargumente darstellen. Doch umgehend zog
Oberbürgermeister Lauer die Notbremse: offizielle städtische
Äußerungen in der gaz – undenkbar!
Im Rathaus durfte zwar ein Text
verfasst werden, der sollte aber nach Wunsch des
Ober-bür-ger-meisters so erscheinen, als stamme er von der
gaz-Redaktion selbst. Es sollte wohl den Eindruck erwecken, die
gaz schwenke nun geläutert auf Lobpreisungen städtischer
Partnerschaftspolitik ein.
Vielleicht meint OB Lauer ja
wirklich, es sei zumindest einen Versuch wert, die gaz in ihrer
63. Ausgabe endlich doch noch zu einem Verlautbarungsorgan der
Stadtverwaltung umzufunktionieren.
Sorry – Versuch fehlgeschlagen!
Politisch flexibel
Dass Hartz IV ein ziemlich
umstrittenes Thema war und ist, weiß jeder. Nicht mehr so ganz
erinnern können sich die meisten wohl daran, dass zu Beginn der
Hartz-Diskussionen auch die Kommunen kräftig mitgemischt haben.
Sie befürchteten nämlich, dass sie auf einem wesentlichen Teil
der Kosten sitzen bleiben, wenn Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe
zusammengelegt werden.
Von der Oppositon wurden diese
Sorgen natürlich massiv ausgenutzt, obwohl sie die Hartz-Reformen
nicht nur mit erarbeitet, sondern auch mitgetragen hat.
Schließlich sagte Bundesfinanzminister Eichel zu, dass per
"Revisionsklausel" genau abgerechnet würde, welche
Zusatzkosten die Kommunen haben und diese dann ersetzt würden.
OB Lauer wetterte jedoch
weiterhin, glaubte diese Zusage nicht (oder gab es jedenfalls vor)
und jammerte fortwährend über leere Kassen. Bis zu 11 Millionen
Euro würden durch Hartz IV im Haushalt fehlen, ließ er
verkünden, und schuld sei natürlich die kommunalfeindliche
Politik von Rot-Grün (die mitverantwortliche Union ließ er dabei
galant aus dem Spiel …).
Ein paar Monate später, als
dieses Thema nicht mehr in den Schlagzeilen war, schien
Oberbürgermeister Lauer aber plötzlich von der Integrität,
Zuverlässigkeit und Glaubwürdigkeit der rot-grünen
Bundesregierung überzeugt zu sein. Denn jetzt ging es um die
Aufstellung des städtischen Haushalts, und der musste
ausgeglichen sein. Wenn man aber von Ausgaben in Millionenhöhe
für Hartz IV ausgeht, kann man das Geld nicht mehr für was
anderes verplanen.
Also zeigte sich der
Oberbürgermeister eben politisch flexibel, machte einfach eine
180-Grad-Wende, berief sich von nun an auf den Glauben an die
Eichelsche Zusage der Revisionsklausel, und ging nun davon aus,
dass Hartz IV keine Kosten für die Stadt Bamberg verursacht.