Für den Freistaat Bayern ist
Mobilfunk offensichtlich in erster Linie ein Wirtschaftsfaktor –
und eine stattliche Einnahmequelle. Der im Jahr 2002 von der
bayerischen Landesregierung mit der Wirtschaft geschlossene
"Mobilfunkpakt" sieht vor allem einen forcierten Ausbau
des Netzes vor. Und das Land trägt dazu ordentlich bei, indem es
staatliche Liegenschaften für Sendestationen anbietet (in Bamberg
z.B. der Ebracher Hof am Unteren Kaulberg, der einen Teil des
Internationalen Künstlerhauses beherbergt) – freilich zur
Freude des Finanzministers, der dadurch erkleckliche
Mieteinkünfte hat.
Trotz Beschwerden und
Unterschriftenlistenaktion der Anwohner war auch die Sendestation
auf dem Vermessungsamt (Eigentümer: Freistaat Bayern) an der
Schranne flott installiert. Dagegen ziehen sich die Verhandlungen
um einen Mast auf dem Staatsarchiv in der Hainstraße bislang hin
– wohl nicht zuletzt deswegen, weil sich der Leiter des
Staatsarchivs und seine MitarbeiterInnen zusammen mit
AnwohnerInnen vehement dagegen aussprechen.
Nur unter der Hand erfährt man von inoffiziellen
Weisungen aus der mobilfunkfreundlichen Staatskanzlei, wenn es um
denkmalgeschützte Gebäude geht: Die Denkmalbehörden sollen sich
nicht allzu streng geben. Die mehrere Meter hohe Antenne auf dem
Dach des Vermessungsamts an der Schranne, ein im frühen 18.
Jahrhundert erbautes ehemaliges Franziskanerkloster, fand denn
auch ohne großes Federlesen die Zustimmung der Denkmalschützer,
obwohl sie deutlich im Stadtbild des Weltkulturerbes sichtbar ist.
Demgegenüber zeigten sich dieselben Behörden bei der
Dachsanierung der Gaustadter Kirche vergleichsweise zimperlich:
Die Pläne des Pfarrers, auf dem Dach eine von unten nicht
sichtbare Solarstromanlage anzubringen, waren aus ihrer Sicht
"mit dem Baudenkmal nicht vereinbar".
Blick auf die fünfte Domturmspitze? Nein - Mobilfunkantenne auf
dem Vermessungsamt an der Schranne, mit Zustimmung des
Denkmalschutzes. (Foto: Erich Weiß)
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