“Was ich nicht weiß, macht mich nicht
heiß“
Dieser Spruch ist manchmal ganz
praktisch – übrigens auch für den Bamberger Stadtrat.
Ende Juni war für den Kämmerer
der Stadt klar, dass die Einnahmen aus Gewerbesteuern 2003 um mehr
als 4,5 Mio Euro geringer ausfallen als veranschlagt. Sofort zog
Heinz Faust die Notbremse und verhängte zum 2. Juli eine
Haushaltssperre. In Form eines "roten Briefes" wurde sie
unverzüglich an alle Referate der Stadtverwaltung mitgeteilt. Der
Stadtrat hingegen bekam die Information offiziell (!) erst bei der
Vollsitzung am 23. Juli – und bis dahin war ja noch Zeit. Genug
Zeit jedenfalls, um in den Senaten noch schnell einige Ausgaben
beschließen.
Zum Beispiel stimmte der
Personalsenat der Einstellung eines zusätzlichen Juristen zu, der
"unbedingt notwendig sei". Das E.T.A.-Hoffmann-Theater
wollte für kommendes Jahr nochmal 100.000 Euro mehr in seinem
Budget haben – und soll sie bekommen. Und der neue Maxplatz
(Gesamtvolumen 800.000 Euro) ist auch noch drin. All dem stimmte
die GAL übrigens in dieser Form nicht zu.
Formal alles korrekt gelaufen.
Aber man fragt sich schon, welchen Realitätssinn die
VoksvertreterInnen im Bamberger Stadtrat beim Umgang mit
öffentlichen Geldern haben.
Alles (für) Müller – oder was?
Vor kurzem interessierte sich der
Bundesvorstand von Bündnis 90/Die Grünen für Bamberg, nicht nur
wegen Weltkulturerbe und Bamberger Reiter. Auf die Kongress-Stadt
mit gut bestückter Kongresshalle war man in Berlin aufmerksam
geworden und überlegte, eine Bundesdelegiertenkonferenz (BDK) mit
etwa 700 TeilnehmerInnen hier abzuhalten.
Aber die Ernüchterung kam bald:
Die Anfrage beim Chef der Stadthallen-GmbH Horst Feulner ergab,
dass die Planungen der Bundespartei mit dem Terminkalender der
Halle nicht unter einen Hut zu bringen sind. Denn wo der grüne
Bundesvorstand eineinhalb bis zwei Jahre im Voraus plant, kann der
Bamberger Hallen-Geschäftsführer nicht mithalten. Maximal ein
Jahr im Voraus kann er Termine für Kongresse zusagen mehr ist
nicht drin. Bei den erfahrenen grünen BDK-OrganisatorInnen rief
das Kopfschütteln hervor, denn in der Kongress-Szene ist das eine
echte Rarität.
Woran‘s liegt? An den
Symphonikern. Die haben grundsätzlich Erstbelegungsrecht für die
Halle und blockieren diese für alle Termine, die über ein Jahr
hinaus gehen. Wer also jetzt im August für November nächsten
Jahres einen Kongress, ein Konzert oder sonst eine Veranstaltung
in der Konzerthalle arrangieren möchte, der muss sich noch drei
Monate gedulden – erst mit maximal zwölf Monaten Vorlauf ist
der Hallenmanager in der Lage, verbindliche Termine zu
vereinbaren.
Und davon weichen die Bamberger
Symphoniker unter ihrem neuen Intendanten Müller auch keinen Deut
ab. Nicht mal einzelne Wochenenden sind sie bereit, frei zu geben,
damit auch längerfristige Angebote an Interessenten gemacht
werden könnten.
Wenn sich daran nichts ändert,
werden große und bedeutende Veranstaltungen in Bamberg eher
selten stattfinden. Und der Stadthallen-GmbH, die von der ohnehin
schon finanzgebeutelten Stadt immerhin mit jährlich ca. 1,8 Mio
Euro bezuschusst werden muss, gehen dadurch lukrative Einnahmen
durch die Lappen.
Wahlgemauschel vorerst ad acta gelegt
In der letzten Ausgabe der †
(Nr. 60) berichteten wir von möglichen Wahlbeeinflussungen durch
Stadträte, die in größerem Ausmaß Botengänge für ältere
Leute übernehmen, ihnen die Briefwahlunterlagen ins Haus bringen
und dann gleich Stimmen für sich einsammeln. Wohlgemerkt: Dies
liegt bei Kommunalwahlen in Bayern noch im Bereich des Legalen,
ist aus moralischer Sicht aber durchaus zu bemängeln. Die GAL
hatte aufgrund eines konkreten Hinweises versucht, durch
Einsichtnahme in die Briefwahlunterlagen herauszubekommen, ob
tatsächlich einige StadtratskandidatInnen sich gehäuft
Vollmachten zum Einholen von Briefwahlunterlagen (z.B. in
Altenheimen) ausstellen lassen. Eine solche Akteneinsicht konnte
die GAL allerdings nicht erlangen. Nach Auskunft der
Rechtsexpertin bei der grünen Landtagsfraktion hätte die GAL
allenfalls die Möglichkeit, einen konkreten Gesetzesverstoß
anzuzeigen, dem staatlicherseits nachgegangen werden müsste. Ein
allgemeines und unbestimmtes Nachforschen, ob sich einzelne Namen
häufen, sei nicht zulässig. Es sind hierfür also konkrete
Fälle mit zuverlässigen Zeugenaussagen nötig – über die
verfügen wir derzeit allerdings nicht. Zumindest vorerst wird ein
etwaiges Wahlgemauschel in Bamberg also ad acta gelegt.
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