Die GAL will mehr Transparenz und
Mitbestimmung für BürgerInnen bei Haushaltsentscheidungen –
Andernorts sind “Bürgerhaushalte“ erfolgreich
Wissen Sie, wie der städtische
Haushaltsplan aussieht, geschweige denn, was darin zu finden ist?
Nein? Dann gehören Sie zu der Mehrheit der Bamberger Bevölkerung,
die sich kaum Gedanken darüber macht, woher die städtischen
Einnahmen kommen und wohin das ganze Geld fließt. Kein Wunder.
Mit einem Zahlenwerk von 800 Seiten und 2,5 kg Gewicht, gefüllt
mit einer Aneinanderreihung von Fachbegriffen, wird es einem “Normal-sterblichen“
auch nicht leicht gemacht, da durchzublicken. Dabei legt der städtische
Haushalt den Rahmen für die Kommunalpolitik auf mindestens ein
Jahr fest.
Ob die “Undurchschaubarkeit“
des Haushaltsplans nun Absicht ist, oder nicht, man muss wissen:
Es geht auch anders. Mehr und mehr Städte erstellen den Haushalt
unter Mitwirkung ihrer Bürgerinnen und BŸrger: Beteiligungs-
oder Bürgerhaushalt heißen die Stichworte.
Natürlich funktioniert das nicht
von heute auf morgen. Ein derartiges neues Vorgehen muss “geübt“
werden. Und die Übung beginnt am besten mit einer bürgerfreundlichen,
allgemein verständlichen Aufbereitung der Haushaltsdaten. Es
schließt sich eine attraktive und zielgerichtete Öffentlichkeitsarbeit
und der Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern an. Das kann auf
verschiedene Art und Weise erfolgen (z.B Bürgerversammlungen,
Befragungen, Internet...). Wichtig ist, dass das Feedback der Bevölkerung
auch ernst genommen wird. Die letzte Stufe der Übungsphase ist
die Veröffentlichung des “Rechenschaftsberichts“. In diesem
sollten ebenfalls in überschaubarer und verständlicher Form die
Ergebnisse des BŸrgerdialogs veröffentlicht werden, und natürlich,
wie der Stadtrat mit Beschlüssen darauf eingegangen ist.
Wo gibt`s denn so was? Die längsten
Erfahrungen mit dem Bürgerhaushalt hat die brasilianische Stadt
Porto Alegre. In Deutschland befassen sich Städte wie Neustadt
a.d. Weinstraße, Rheinstetten, Hamm u. v. a. mit dem Thema, und
einige haben die oben geschilderten Beteiligungsstufen bereits
erfolgreich erprobt. Unterstützung erhalten die Städte von der
Bertelsmann-Stiftung und von der Kommunalen Gemeinschaftsstelle,
bei denen kompetente Fachleute zum Thema angesiedelt sind.
Und Bamberg? Bei den
Haushaltsberatungen im Dezember 2002 wurde die GAL für diese Idee
noch belŠchelt. Das mag daran liegen, dass diese Methodik noch
relativ neu ist und der Kenntnisstand darüber noch nicht
ausgereift. Die GAL-Fraktion hat deshalb als ersten Schritt eine
äußerst informative Broschüre zum Thema Bürgerhaushalt von der
Bertelsmann Stiftung an alle Stadträtinnen und Stadträte
verteilt, mit der Bitte doch das Thema in den nächsten Wochen
ernsthaft zu diskutieren.
Natürlich bringt ein
Beteiligungshaushalt nicht mehr Geld in die städtischen Kassen.
Aber gerade weil immer weniger Geld für öffentliche Aufgaben zur
Verfügung steht, ist es wichtig Prioritäten zu setzen. Dies aber
sollte u.E. in Zusammenarbeit mit den Bürgerinnen und Bürgern
erfolgen, schließlich ist es zum großen Teil auch deren Geld,
was da ausgegeben werden soll. Das macht Politik transparent,
bindet die Bürgerinnen und Bürger ein und nimmt sie mit in
Verantwortung. Ob das alle im Stadtrat haben wollen, wissen wir
nicht, aber wir probieren es.
Weitere Informationen unter
www.buergerhaushalt.de
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