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Frankenlied, Gästebuch und
Kellerbrotzeit
Es ist einfach nervig – ständig
diese Politik. Wie gut, dass unsere Lokalzeitung da immer wieder
für "Inselchen der Menschlichkeit" sorgt, für Stories
mit Herz, die Leser und Leserin wirklich interessieren und einen
echten, will heißen aus dem Leben gegriffenen Erkenntnisgewinn
garantieren.
Im Juni weilte Erwin Huber in
Bamberg (der von der CSU, Staatsminister und Bayer). Der FT
berichtete, fünf Spalten mit Foto – und schon in der
Überschrift war zu lesen, worüber: "Erwin Huber zu Brotzeit
auf Buttenheimer Bierkeller eingeladen – Keine Politik".
Vielversprechend also! Endlich mal das Wesentliche, im Heimatblatt
FT chronologisch auf den Punkt gebracht:
Es sei ein "gemütlicher
Aufenthalt im Kreis von Partei- und anderen Freunden
gewesen", "ganz ohne politische Pflichten". Der
Herr Huber sei begrüßt worden. Dann habe er einen Blick vom
Keller aus ins Umland getan. Weshalb es ihm danach nicht schwer
gefallen sei, sich fürs Bleiben zu entscheiden. Das Frankenlied
habe man ihm gesungen und überhaupt für eine "musikalische
Umrahmung" gesorgt, die Kellergäste hätten sich sehr
darüber gefreut und überdies dem promintenten Gast applaudiert.
Bürgermeister, MdL und diverse andere Parteifreunde (inkl. denen
vom FT) hätten den Herrn Huber begrüßt (nochmal – doppelt
hält vielleicht besser). Das Buttenheimer Gästebuch sei
Gottseidank griffbereit gewesen, um die Eintragung des Herrn Huber
huldvoll in sich aufzunehmen. Und Geschenke bekam der Herr Huber:
ein Buch, einen Bären (vermutlich Plüsch) und eine
Video-Kassette. Auch habe der Gast selbst ein Geschenk
mitgebracht: einen "freistaatlichen Zinnteller". Er habe
dann nochmal die "fränkische Lebensqualität" und die
gute Stimmung gelobt, und selbstverständlich den lokalen MdL
(damit dessen Name auch ja nicht zu wenig Erwähnung in der Presse
findet). Eine Kellerbrotzeit ließ sich der Herr Huber
schließlich schmecken, fand es jedoch bedauerlich, dass er nur
eine Biersorte kosten konnte. Aber trotzdem habe man "einen
Niederbayern glücklich gemacht", so jedenfalls die Worte des
Herrn Huber – nach dem Biergenuss (genauere Anzahl der Biere
allerdings nicht genannt). So gut gefallen habe es dem Herrn
Huber, dass er gar nicht mehr weg wollte.
Ist das nicht eine Wohltat? Für
den Herrn Huber und seine Freunde, den FT-Reporter vor Ort und
für Leser und Leserin. Facts für die Seele, Top-News mit
Atmosphäre, politikfreie Wahlkampf-Action.
Die journalistischen Segnungen des
FT sind wahrlich unübertroffen.
sys
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