Verlust oder Chance oder beides?
Wirtschaftlich gesehen hätte ein Abzug der US-Truppen aus Bamberg
viele Aspekte – hier einige Fakten
An der Ecke Berliner Ring-Zollnerstraße. Bautätigkeiten für ein
neues Sportgelände.
Foto: Erich Weiß
Die Gerüchteküche brodelte schon seit
längerem – offen diskutiert wurde aber nie darüber. Nach
neuesten Tendenzen in der Bush-Regierung könnten die USA ihr in
Bamberg stationiertes "279th Base Support Battalion"
abziehen und den Standort auflösen. Ein Leserbrief von
GAL-Stadtrat Wolfgang Grader, in dem er diese Möglichkeit
ansprach und die Stadt aufforderte, für den Fall der Fälle
Vorsorgemaßnahmen zu erarbeiten, schlug dann plötzlich hohe
Wellen. Der GAL wurde vorgeworfen, den Abzug herbeizureden, und
ein Wust an Behauptungen und unbelegten Zahlen sollte die
Bedeutung der US-Garnison für Bamberg demonstrieren.
Die gaz hat nun versucht, über
die Folgen einer Standortauflösung objektiv zu recherchieren und
herauszufinden, welche wirtschaftliche Bedeutung die derzeit rund
8000 bis 8500 US-BürgerInnen (davon 3200 SoldatInnen) für
Bamberg wirklich haben. Ein Debattenbeitrag ohne Anspruch auf
Vollständigkeit.
Wie schaut’s eigentlich aus ...
... mit Bauaufträgen für Bamberger Firmen?
Um darauf zu antworten, muss das
Verfahren erklärt werden. Die in den Warner Barracks
auszuführenden Bauarbeiten werden zu 90% über das Staatliche
Hochbauamt Bamberg nach deutschem Vergaberecht vergeben. Derzeit
aktuelle Projekte umfassen eine Planungssumme von 160 Mio Euro,
was sich allerdings über mehrere Jahre hinzieht. Im Jahr 2003 hat
das Hochbauamt bisher im Umfang von 15 Mio Euro Auftragsvergaben
erteilt.
Wie der FT Mitte Juli meldete,
wurde jedoch aufgrund der aktuellen Standortreform-Diskussion in
der US-Regierung ein Teil der Baupläne auf Eis gelegt, darunter
z.B. ein ebenerdig geplantes Einkaufscenter mit fast 600
Parkplätzen. Für dieses überdimensionierte Vorhaben, das eine
Flächenversiegelung in der Größenordnung des Bamberger Forums
an der Forchheimer Straße in Kauf nimmt, wurden allerdings
bereits jetzt mehrere Hektar im Naturschutzgebiet Hauptsmoorwald
gerodet.
Die Aufträge aus dem US-Gelände
werden öffentlich ausgeschrieben, d.h. im Bayerischen
Staatsanzeiger und mit Hinweis in der regionalen Presse
veröffentlicht. Den Zuschlag bekommt, wie auch bei
Ausschreibungen deutscher Behörden, das wirtschaftlichste
Angebot. Da bei fast allen Bauvorhaben der US-Standort eine
Paketlösung wünscht, d.h. alle Gewerke (vom Aushub bis zur
Schlüsselübergabe) in einer Hand liegen sollen, kommen in der
Regel nur so genannte Generalunternehmen (GUs) zum Zuge. Ein
solches Generalunternehmen ist in Bamberg nicht ansässig.
Das Staatliche Hochbauamt nennt
acht Firmen, die bisher mit nennenswertem Erfolg US-Aufträge an
Land ziehen konnten. Darunter sind am nächstgelegenen zwei
Bauunternehmen in Weismain (Dechant) und in Ebensfeld (Raab). Die
übrigen kommen aus Nürnberg, Bayreuth, Vilseck und Mannheim. Die
GUs haben mindestens 30% der Leistung im eigenen Betrieb zu
erbringen, darüber hinaus beschäftigen sie so genannte
Subunternehmen – und hier kommen dann doch wieder Firmen aus dem
Raum Bamberg ins Spiel.
Nach Auskunft des derzeit wohl am
umfangreichsten beteiligten Unternehmens in Mannheim lässt man
bei einem aktuellen Auftragsvolumen von 7 Mio Euro rund 5,5 Mio
Euro über Subunternehmen erledigen – diese kommen zwar nicht
aus der Stadt Bamberg, aber zu 90% aus der Region (wobei der
Mannheimer einen Umkreis von bis zu 100 km zur Region rechnet).
Eine Nürnberger Firma mit aktuell 4,2 Mio Euro Auftragssumme
beschäftigt zu 19% Unternehmen aus Bamberg und dem Landkreis,
weitere 11% werden nach Zeil und Coburg vergeben. Einen
5-Mio-Auftrag hat eine weiteres Unternehmen aus Nürnberg vor
kurzem abgeschlossen: die Bamberg-Quote lag zwischen 5 und 8%.
Arbeiten für 1 Mio Euro werden im
Moment von Dechant (Weismain) ausgeführt, bei ca. 50%iger
Beteiligung von Bamberger und Umlandfirmen. Raab (Ebensfeld) kommt
auf eine Summe von 400.000 Euro, erledigt zu 80% die Arbeiten
selbst und vergibt den Rest fast vollständig in den Landkreis
Bamberg. Das GU aus Vilseck vergab bei einer soeben
abgeschlossenen Baumaßnahme für 1 Mio Euro deutlich mehr als 50%
an hiesige Firmen.
Insgesamt zeigt sich
schätzungsweise folgendes Bild: Die im US-Standort
durchgeführten Arbeiten dürften deutlich unter 50% an die Region
vergeben werden. Unternehmen direkt aus Bamberg machen einen nur
geringen Anteil aus.
... mit den deutschen Zivilangestellten?
Mehrere Hundert arbeiten in den
US-Kasernen, aber wie viel genau, war merkwürdigerweise nicht zu
ermitteln. Vor ein paar Monaten gab der deutsche Betriebsvertreter
im US-Standort ihre ungefähre Zahl mit 400 an, was von der GAL
auch so weiterverwendet wurde. (Seither geistert diese Zahl
übrigens durch alle Leserbriefe und Medien.) Bei nochmaliger
Nachfrage in der Bamberger US-Stelle für Öffentlichkeitsarbeit
schätzte man die Zahl auf um die 300 ein. Weitere Informationen
waren leider nicht mehr zu bekommen.
In jedem Fall gab es schon mal
mehr deutsche Beschäftigte. Als bereits Anfang der 90er Jahre ein
Teil der US-Armeeangehörigen abgezogen wurde, setzte sich die
Gewerkschaft, damals noch ÖTV, vehement für die Beschäftigten
ein. Nach ihren damaligen Angaben waren 630 Arbeitsstellen mit
Deutschen besetzt, davon sollten durch die Standortreduzierung 239
gestrichen werden. Ein späterer Bericht der ÖTV von 1997 spricht
von 350 Mitarbeitern. Schätzungsweise dürften es seither
zumindest nicht mehr geworden sein.
... mit Schlüsselzuweisungen?
Das Grundgesetz verpflichtet die
Bundesländer, einen so genannten kommunalen Finanzausgleich zu
machen. Einen Teil seiner Steuereinnahmen muss also jedes
Bundesland auf die Gemeinden verteilen. Dabei bekommen je nach
Wirtschafts- und Finanzkraft, Größe und Einwohnerzahl die
Kommunen unterschiedlich hohe Beträge. Berechnet wird das nach
einem komplizierten Schlüssel, deshalb auch der Begriff
Schlüsselzuweisungen.
Für die Stadt Bamberg spielen
hier die US-BürgerInnen eine nicht unerhebliche Rolle. Die
derzeit 2200 in Bamberg "nicht-kaserniert" wohnenden
AmerikanerInnen werden zu ca. 75% pro Kopf mitgezählt. Grob
gerechnet, so die Auskunft aus der städtischen Kämmerei, erhält
die Stadt pro AmerikanerIn ein "Kopfgeld" von 500 Euro,
im Jahr also 1,1 Mio Euro – die dem Stadtsäckel fehlen würden,
wenn diese Einwohner die Stadt verlassen. Insgesamt betragen die
Schlüsselzuweisungen für die Stadt Bamberg derzeit jährlich ca.
12 Mio Euro. Zum Vergleich: Die Einnahmen der Stadt aus
Grundsteuer A und B lagen 2002 bei rund 8,7 Mio Euro, aus den bei
der Stadt verbleibenden Gewerbesteuern bei rund 17 Mio Euro.
... mit den “Besatzungskosten“?
Die heißen heute nicht mehr so.
Seit die Bundesrepublik Deutschland 1955 ihre Souveränität
erlangte, befinden sich ausländische Truppen nicht mehr als
Besatzer, sondern im Rahmen von NATO-Vereinbarungen in
Deutschland. Die finanziellen Beiträge, die die Bundesrepublik
dazu leistet, nennt man heute Sanierungskosten oder
Devisenausgleich, und sie erfolgen im Rahmen eines so genannten
"bilateral cost sharing", also aufgrund gegenseitiger
Vereinbarungen über Kostenteilung.
Aus einem Bericht des
"Secretary of Defense" (eine Behörde der
US-Administration) an den Kongress der Vereinigten Staaten im Juni
2002 geht Folgendes hervor: Im Jahr 2000 waren in den
US-Militärstützpunkten in Deutschland 70.126 SoldatInnen
stationiert. Sie wurden von der Bundesrepublik mit insgesamt 1,211
Milliarden Dollar (= 1211 Millionen) unterstützt, das sind nach
dem damals aktuellen Wechselkurs ziemlich genau 2,4 Milliarden DM
gewesen. Dieser Betrag setzt sich zusammen aus direkten
Geldzahlungen in Höhe von fast 89 Mio Dollar und indirekter
Unterstützung in Höhe von 1,12 Milliarden Dollar (für
kostenfreie Nutzung von Flächen und Einrichtungen, für
Steuerbefreiungen und für kostenreduzierte staatliche
Dienstleistungen). Damit finanziert Deutschland 21% der
anfallenden Stationierungskosten und leistet den betragsmäßig
bei weitem höchsten Beitrag aller NATO-Partner der USA – an
zweiter Stelle steht Italien mit 364 Mio Dollar.
Mit einer (allerdings
vereinfachten) Rechnung kann man den deutschlandweiten "cost
sharing"-Beitrag auf den Bamberger Stützpunkt
herunterrechnen. Bei 3200 von insgesamt 70.000 stationierten
SoldatInnen kommt man damit auf einen Betrag von über 55 Mio
Dollar.
... mit der Konsumbilanz der US-BürgerInnen?
Hier gibt es leider überhaupt
keine verlässlichen Daten, weil nirgends die Quote der
Garnisons-Angehörigen unter der Kundschaft erhoben wird. Der
Vorsitzende des Einzelhandelsverbands Bamberg schätzt die
Geschäfte des klassischen Einzelhandels mit US-KundInnen nicht
sonderlich hoch ein, weil es in der Area eigentlich alles zu
kaufen gibt und die KonsumentInnen an ihren aus den USA gewohnten
Produkten hängen.
Auch der Hotel- und
Gaststättenverband hält den durchschnittlichen Anteil der
AmerikanerInnen an den Gastronomie-Gästen für ziemlich gering.
Es gebe allerdings einzelne Lokale, v.a. Diskotheken, die fast
ausschließlich von ihnen frequentiert würden und bei einem Abzug
massive Einbrüche zu erleiden hätten. Allerdings versuchten
einige Gastwirte ohnehin, dies zu ändern und eine neue
Stammkundschaft aufzubauen, weil das gehäufte Auftreten junger
männlicher Soldaten unweigerlich immer wieder mit Prügeleien,
Polizeieinsätzen und anderem Ärger verbunden sei.
"Gravierend" nennt man
bei der Taxigenossenschaft die Bedeutung der US-BürgerInnen für
das Fahrtgeschäft. Genaue Zahlen konnte man auch hier nicht
nennen, weil gerade bei diesem Kundenkreis die Zahl der
"Einsteiger" sehr hoch ist, d.h. sie bestellen ein Taxi
nicht über die Zentrale, sondern steigen direkt am Taxistand oder
auf der Straße zu. Grob schätzt man den Anteil der Fahrten für
US-BürgerInnen auf 10%, wenn auch eher rückläufig wegen des
ungünstigen Dollarkurses.
... mit dem Wohnungs- und Immobilienmarkt?
Darüber hat die Lokalredaktion
des FT bereits ausführlich berichtet. Die US-SoldatInnen und ihre
Familien bewohnen insgesamt 2350 Soldatenunterkünfte und
Wohnungen in der US-Area, zudem noch 1250 Wohnungen im Bamberger
Stadtgebiet und Umland. Würden diese frei, käme es zuallererst
zu einem Überangebot an Wohnungen, von dem nach Einschätzung der
vom FT befragten Wohnungsmakler vor allem junge Familien
profitierten. Die Vermieter müssten hingegen unter Umständen
einen Preisverfall hinnehmen, je nach Lage: Im Stadtgebiet würden
die Verluste eher schwach ausfallen, dafür stärker im Landkreis
Bamberg.
Die Mieten in der Stadt Bamberg
liegen bayernweit im Durchschnitt, so die Statistik des Rings
Deutscher Makler von 2001. Hier kann man billiger mieten als in
vergleichbaren Städten in Südbayern wie Kempten oder Rosenheim,
muss aber mehr zahlen als beispielsweise in Schweinfurt oder Hof.
Anders sieht es bei Eigentumswohnungen aus. Bei einem Vergleich
der 100 größten deutschen Städte landete Bamberg im Jahr 2000
auf dem stattlichen Platz 34, was die Quadratmeterpreise für
Eigentumswohnungen anging.
... mit derPlanungshoheit der Stadt?
In einem Leserbrief führte
CSU-Stadtrat Dr. Lange aus, dass bei einer Freigabe der
US-Liegenschaften "Investoren von auswärts das Gelände
aufkaufen und (darüber) bestimmen könnten", und dass die
Steuerungsmöglichkeiten der Stadt "sehr eingeschränkt"
seien. Das ist eine Fehlinformation. Tatsächlich würden die
Flächen zunächst an die jeweiligen Eigentümer fallen, teilweise
der Freistaat Bayern, teilweise die Bundesrepublik Deutschland.
Diese könnten sie auch prinzipiell an jeden x-beliebigen Investor
verkaufen. Wie dieser aber die Fläche nutzen bzw. was er darauf
bauen dürfte, läge selbstverständlich in der Planungshoheit der
Stadt.
Darüberhinaus hat die Stadt sogar
noch ein weiter gehendes Steuerungsinstrument an der Hand: die
städtebauliche Entwicklungsmaßnahme. Das berichtet übrigens
auch eine Sitzungsvorlage für den Stadtrat von 1990, als man sich
schon einmal über eine Standortreduzierung Gedanken machen
musste: "Die Stadt als örtlicher Planungsträger kann daher
für ein solches Gebiet eine städtebauliche Entwicklungsmaßnahme
per Satzung beschließen mit der Folge, daß sie dieses Gebiet
sodann (...) erwerben, aufplanen und an entsprechende neue Nutzer
weiter veräußern kann. Bei Weigerung der bisherigen Eigentümer,
zu verkaufen, steht dem Planungsträger (...) das Recht zur
Einteignung zu (...)".
Kurz: Die Stadt hätte die
Möglichkeit, einen "besonders unliebsamen" Investor zum
Verkauf zu zwingen. Sie müsste, grob umrissen, dafür den
üblichen Verkehrswert für diese Fläche bezahlen
(Militärnutzung), und könnte dann das Areal in Gewerbegebiet
oder Wohngebiet umwidmen und weiterverkaufen. Es wäre damit also
auch nur ein vorübergehendes finanzielles Engagement der Stadt
verbunden.
... mit früheren Standortreduzierungen?
Die US-Garnison in Bamberg war
schon mal deutlich größer: Im Jahr 1990 lebten ca. 12.000
US-BürgerInnen in Bamberg, davon waren 7600 SoldatInnen. Anfang
der 90er Jahre sollten die hier stationierten US-Truppen reduziert
werden, um 1250 SoldatInnen, wie man von Seiten der USA dem
Bamberger Stadtrat mitteilte. Damals übrigens gar nicht zur
Unfreude der Stadt. In einer Ratssitzungsvorlage von 1990 heißt
es: "Selbstverständlich hat der Oberbürgermeister die
Wünsche des Stadtrates (Beschluß vom 26.09.1990), Verhandlungen
mit allen zuständigen Stellen aufzunehmen mit dem Ziel einer
weiteren und viel deutlicheren Reduzierung der US-Garnison in
Bamberg, vollzogen und Verhandlungen mit der dafür zuständigen
Bayerischen Staatskanzlei und den US-Streitkräften
aufgenommen."
Vor dreizehn Jahren stellte sich
der Stadtrat der Realität: Man wollte eine
"allmähliche" Standortreduzierung erreichen, bemühte
sich um einen Sozialplan für entlassene deutsche
Zivilangestellte, forderte eine baldige Freigabe von
Liegenschaften und sprach beim Freistaat Bayern vor, um
ersatzweise staatliche Behörden nach Bamberg zu holen. Die
Anwesenheit der US-Truppen wurde zu dieser Zeit allerdings auch
noch anders wahrgenommen als heute: Die AnwohnerInnen im Osten
klagten über Lärm von Schießübungen und Panzern, junge
männliche Soldaten waren eine zuverlässige Quelle für allerhand
Drogen und machten immer wieder die Straßen unsicher, und der
Verlust von immer mehr Flächen im Hauptsmoorwald wurde (damals
noch) von der Stadt sehr kritisch gesehen.
... mit Standortauflösungen allgemein?
Einen Überblick über die
vielfältigen Projekte und Möglichkeiten an dieser Stelle zu
geben, ist nicht möglich. Aber Bamberg steht mit dem Problem
Truppenabzug naturgemäß nicht allein da. Ein erfolgreiches
Beispiele für Konversion (d.h. Umnutzung von Militärstandorten)
ist z.B. das "Französische Viertel" in Tübingen, wo
seit dem Abzug der französischen Truppen 1991/92 ein 60 Hektar
großes Stadtquartier neu entwickelt wird: Wohnungen für 6000
Menschen, Arbeitsplätze für 2000 Menschen sind hier langfristig
am Entstehen. In Münster wächst auf 88 Hektar ehemaligem
Kasernengelände der Gewerbepark Lobbenheide. Der
Sportartikelhersteller adidas erweitert seine zu eng gewordenen
Firmengebäude in Herzogenaurach derzeit auf nahe gelegenem
Ex-Militärareal. In Kaiserslautern verband man die Konversion mit
der Landesgartenschau und auch in Magdeburg half eine
Bundesgartenschau, Militärbrachen umzunutzen.
Die EU finanziert im Rahmen von
"Konver II" Konversionsprojekte und legte dabei z.B.
für besonders betroffene Regionen in Schleswig-Holstein ein
Sonderprogramm auf, das 30% aller Kosten übernimmt, insgesamt
waren das fast 9 Milliarden Euro EU-Mittel. Auch der Bund hilft
Gemeinden mit so genannten Konversionsmitteln: Bayern erhielt
beispielsweise im Jahr 2001 700 Mio DM für nötige
Strukturmaßnahmen bei Standortschließungen.
Und eigentlich hat sogar Bamberg
selbst einige Erfolge zu bieten: Man denke nur an den Einzug der
bayerischen Bereitschaftspolizei in die ehemalige US-Kaserne an
der Pödeldorfer Straße oder an das Computer-Service-Zentrum der
Telekom und das FT-Verlagshaus mit nagelneuer Druckerei auf dem
früheren Army-Gelände an der Gutenbergstraße. Hätte die Stadt
mehr solcher Entwicklungsflächen zur Verfügung, bräuchte sie
z.B. nicht mehr die schädlichen Planungen für ein Gewerbegebiet
nordwestlich der B 26 vorantreiben, die zur Zerstörung von
ökologisch wertvollem Main-Überschwemmungsgebiet führen würde.
... mit Informationen aus der US-Garnison?
Sehr sehr dürftig. Aus dem Jahr
1990 gibt es eine Sitzungsvorlage für den Stadtrat, in der vom
Standortkommandeur Ausgabensummen u.a. für Bau- und
Reparaturaufwand von Wohnsiedlungen, Dienstleistungsaufträge,
Währungsumtausch, Ausgaben für Benzin und sogar
Krankenhauskosten genannt werden. Allerdings sind diese Zahlen
wegen veränderter Preise, Ausgabeverhalten und vor allem
Garnisonsgröße heute nicht mehr aussagekräftig. Und beim besten
Willen bieten diese 13 Jahre alten Daten keinerlei Anhaltspunkt
für die in einigen Leserbriefen aufgestellten Behauptungen, der
deutschen bzw. Bamberger Wirtschaft kämen zwischen 80 und 150 Mio
Euro (jährliche) Ausgaben zugute. Für diese Zahlen gaben weder
die Leserbriefverfasser Quellen an, noch konnte die gaz zuverlässige Angaben in dieser Richtung ermitteln. Eine
aktualisierte Ausgabenaufstellung wurde der gaz von der Bamberger
US-Stelle für Öffentlichkeitsarbeit zwar in Aussicht gestellt,
aber bisher nicht geliefert.
sys
Aus einem Sitzungsbericht des Bamberger
Stadtrats vom 28.3.1990, verfasst vom legendären Referent
Gegenfurtner:
“Abschlie§end darf noch darauf aufmerksam
gemacht werden, da§ mit einem Abzug aller US-Soldaten aus Bamberg
auch der Bamberger Heiratsmarkt starke Einbu§en erfahren wŸrde.
Haben doch allein in den letzten 5 Jahren 569 Bamberger Frauen
US-Soldaten geheiratet. Da§ diese nicht die schlechtesten
Ehefrauen werden, liegt auf der Hand, denn wer gibt schon (...)
seine Heimat (...) auf, um mit dem Ehemann in des Wortes wahrster
Bedeutung durch dick und dŸnn, nŠmlich in eine andere, fremde
Welt zu gehen.“
Lesen Sie auch den gaz-Kommentar zum Thema:
neigegazd
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