GAL BAMBERG

 zum gaz-Archiv

 

 

Verhungernde Mittagsbetreuung

Das Hohlmeier-Projekt “Verlässliche Halbtagsschule“ leidet an Unsicherheiten, zu wenig Geld und mangelnder Unterstützung durch die bayerische Regierung

 

Was die bayerische Schulministerin Monika Hohlmeier ganztagsschulpolitisch bisher auf die Beine gestellt hat, ist alles andere als üppig: Im Schuljahr 1999/2000 führte sie mit großem Tamtam die sogenannte "verlässliche Halbtagsschule" in Grundschulen ein, die eine Betreuung der Kinder bis mindestens 13 Uhr garantieren sollte. Für jede Gruppe ab 12 Kindern stellte sie 3.300 Euro pro Schuljahr zur Verfügung – das war‘s dann. Organisieren, Personal einstellen, Mittagessen vorhalten, Raum suchen – all das durften die Eltern/Täger selbst erledigen.

In Bamberg kamen tatsächlich 5 Mittagsbetreuungsgruppen zustande, die je nach Schule von der AWO (Rupprechtschule mit 16 Kindern und Gangolfschule mit 12 Kindern), einer kirchlichen Stiftung (Domschule mit 13 Kindern), dem Stadtjugendring (Gaustadter Schule mit 12 Kindern) und einem extra gegründeten Elternverein (Hainschule mit 26 Kindern) getragen werden. Zufrieden zeigt sich niemand mit der Situation. Der Zuschuss ist viel zu gering, um für die Ausstattung eines Raums und gute Beschäftigungsmöglichkeiten zu sorgen, dazu noch zwei bis drei Erzieherinnen angemessen zu bezahlen.

Finanziert werden die anfallenden Kosten hauptsächlich durch die Beiträge der Eltern. In der Hainschule beispielsweise haben die Eltern je nach Betreuungszeiten zwischen 11 und 15 Uhr durchschnittlich 50 Euro pro Monat zu berappen. Über diese Elternbeiträge muss der Verein damit fast noch einmal das Fünffache des staatlichen Zuschussbetrags aufbringen, um eine Halbtagskraft und zwei geringfügig Beschäftigte entlohnen zu können. Den Raum hat die Schule immerhin kostenfrei zur Verfügung gestellt, aber sollte es in den nächsten Jahren eine Klasse mehr geben, die den Raum als Klassenzimmer braucht, kommt der Verein in die Bredouille.

Besonders wird die unsichere Situation bei diesem System der Mittagsbetreuung beklagt. Die Erzieherinnen können zumeist nur mit geringfügigen und befristeten Arbeitsverträgen angestellt werden, weil keiner abzuschätzen vermag, wie es im nächsten Jahr weiter geht. Das Raumproblem stellt sich jedes Jahr neu. Auch der Bedarf kann sich natürlich jedes Jahr ändern, so dass man unter die Zuschussgrenze fallen kann und dann noch mehr finanziellen Eigenanteil leisten muss. Deshalb gehen die Forderungen dahin, das Angebot in den normalen Schulbetrieb zu übernehmen, Personal, Raum und Essensangebot fest zuzusichern.

 

Lesen Sie auch unseren gaz-61-Artikel über Ganztagsschulen