Die von Renate Künast eingeleitete
Argrarwende eröffnet gerade Bayerns Landwirtschaft große Chancen
“Mehr Klasse statt Masse“: Unter diesem Motto
steht die Landwirtschaftspolitik der rot-grünen Bundesregierung
seit dem Amtsantritt von Renate Künast im Januar 2001. Unter dem
Eindruck der BSE- und MKS-Skandale war die Zeit für eine
Agrarwende reif. Langjährige Forderungen der Umweltverbände und
der Grünen nach einer Neuausrichtung der Landwirtschaft –
naturverträglich, verbraucherfreundlich und tiergerecht –
fanden endlich Gehör.
Glücklicher Hahn mit Gattin - wenn Bio boomt, vielleicht bald
keine Seltenheit mehr.
Foto: Erich Weiß
Die neue Landwirtschaftspolitik
bedeutet insbesondere für Bayern eine große Chance. Anders als
in Nord- und v.a. in Ostdeutschland dominieren im Freistaat die
gewachsenen Familienbetriebe. Und auch beim ökologischen Landbau
ist Bayern vorn: Etwa 117.000 der bundesweit 700.000 Hektar
ökologisch bewirtschafteter Fläche befinden sich in Bayern. Ende
des ersten Quartals 2003 waren in Bayern 5.295 Öko-Betriebe
registriert – ungefähr ein Drittel aller Öko-Bauernhöfe in
Deutschland. Und auch in der Zuwachsrate an Biobauernhöfen liegt
der Freistaat noch über der guten gesamtdeutschen
Steigerungsrate.
Chance für Bayern
Mit zu dem Öko-Boom beigetragen
hat sicherlich das von Renate Künast eingeführte
Bio-Qualitätssiegel. Seit dem letzten Jahr können Erzeuger,
Händler und Verarbeiter all jene Lebensmittel kennzeichnen, die
nach der EU-Bioverordnung produziert worden sind und damit klare
Anforderungen an Pflanzenanbau und artgerechte Tierhaltung
erfüllen. Daneben gibt es noch die ökologischen Anbauverbände
(u.a. Bioland, Demeter und Naturland), die zumeist noch strengere
Richtlinien kennen und daher weiterhin ihre eigenen Prüfzeichen
vergeben.
Durchgesetzt hat Renate Künast,
dass auch die Produzenten in den zehn Ländern, die 2004 der EU
beitreten, die Vorgaben der EU-Bio-Verordnung einzuhalten haben.
Nachvollziehbar bleibt dennoch die Forderung etwa des BUND, auf
dem Biogütesiegel auch die Herkunftsregion anzugeben. Denn knapp
40 % der in Deutschland gehandelten Bioprodukte werden importiert.
Bio-Boom im Supermarkt
Seit dem BSE-Skandal ist Bio-Ware
dauerhaft auch in den Supermärkten etabliert. Wie Bamberg zeigt,
muss das aber nicht zu Lasten der klassischen Naturkostanbieter
gehen. Die Domstadt hat mittlerweile sogar einen Bio-Supermarkt,
zwei klassische Naturkostläden und den samstäglichen
Bauernmarkt. Insbesondere der Bauernmarkt kann dabei als Vorreiter
der neuen Landwirtschaft angesehen werden, denn hier werden
regionale Herkunft, bäuerliche Landwirtschaft und (bei einem Teil
der Anbieter) die ökologische Erzeugung und Verarbeitung der
Produkte ideal zusammengeführt. Die GAL-Stadtratsfraktion hat
dieses Engagement gewürdigt und dem Bauernmarkt daher dieses Jahr
den Agenda-Preis verliehen.
Durchbruch in der EU
Dass die Agrarwende trotzdem kein
Selbstläufer ist, sondern noch viele Impulse benötigt, zeigt der
Bio-Lebensmittelmarkt aber auch. Trotz zehnprozentiger
Steigerungsraten auch im letzten Jahr handelt es sich bei
Bioprodukten nach wie vor um einen Nischen-Markt.
Wichtig war daher die vor wenigen
Wochen beschlossene Neuausrichtung der europäischen Agarpolitik.
Im Verein mit dem zuständigen österreichischen EU-Kommissar
Fischler erreichte Renate Künast erstmals eine Entkopplung der
Prämienzahlung. Bisher wurden Beihilfen als eine Art
Mengenprämie gezahlt, was im Ergebnis zu den Milchseen und
Fleischbergen führte. Nun erhalten die Betriebe eine Prämie
weitgehend unabhängig von der Mengenproduktion.
Sepp Daxenberger, bayerischer
Landesvorsitzender der Grünen und selbst Ökobauer, würdigte das
Ergebnis als Durchbruch der neuen Landwirtschaftspolitik auch auf
europäischer Ebene. Was natürlich auch bedeutet: eine weitere
gute Chance für Bayerns Landwirtschaft.
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