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Aufbaustufe
 statt Auslesedruck

 

 

 

 

 

Haupt- und Mittelschule
 statt Schulsterben

 

 

 

Elternverantwortung statt Elternbevormundung

 

 

 

 

 

Eintragungsfrist im Rathaus: 15. - 21. Februar 2000
(Pass nicht vergessen!)

 

 

Auslesestress, Betreuungsstress, Behördenstress

 

Die Schule ist kein reines Vergnügen, besonders wenn die bayerische Schulreform droht.

Eine Schulreform nach der anderen "beglückt" die Bamberger Schullandschaft. Doch was die Schreibtische des Kultusminiseriums verlässt, ist oftmals unausgegoren und kurzsichtig: sechsstufige Realschule, verlässliche Halbtagsschule, Praxis-Klassen. Die Stadt dagegen legt - mangels Zuständigkeit - die Hände in den Schoß und versäumt es, die berechtigten Interessen von Kindern, Eltern und Schulen ausreichend zu unterstützen

R 6: gesteigerter Leistungsdruck

Vergleicht man das Selbstbild deutscher und dänischer SchülerInnen, so lässt sich bei deutschen Kindern ein Einbruch im Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten in der 4. Klasse feststellen, der bei den dänischen Kindern, die keine Übertrittsauslese kennen, nicht vorhanden ist. Durch die Einführung der sechsstufigen Realschule wird dieser Druck noch verstärkt. Nach einer Untersuchung aus dem Jahr 1997/98 nehmen Schulunlust, Konkurrenzverhalten und Leistungsdruck bei GrundschülerInnen in Gegenden zu, in denen bereits die sechsstufige Realschule eingeführt wurde.

Unter diesem Gesichtspunkt ist die Entscheidung des Stadtrats im Schuljahr 2000/2001 an der Graf-Stauffenberg-Schule die R6 einzuführen, in Frage zu stellen: Sind die 600.000 DM Personalmehrkosten, die die Stadt dafür zu tragen hat, sinnvoll eingesetzt?

Das Volksbegehren "Das bessere Schulkonzept" fordert dagegen eine Schulreform, die den "Auslesestress" verringern soll:

  • Die Kinder können nach der 4. Klasse in das Gymnasium oder in eine gemeinsame Aufbaustufe gehen. Danach haben sie eine zweite Chance, aufs Gymnasium zu wechseln, die Möglichkeit, auf die Realschule zu gehen oder die Hauptschule zu besuchen.

  • Die wohnortnahe Hauptschule soll zur Haupt- und Mittelschule ausgebaut werden, an der auch der Realschulabschluss erworben werden kann.

  • Die Eltern entscheiden nach eingehender Beratung mit den LehrerInnen in eigener Verantwortung über die Schullaufbahn ihrer Kinder.

Halbtagsgrundschule: lähmendes Behördengerangel

Ein weiterer schulpolitischer Schnellschuss der bayerischen Staatsregierung war die Einführung der kind- und familiengerechten Halbtagsgrundschule. Was sich auf den ersten Blick vielversprechend ausmachten - eine durchgehende Betreuung der Grundschulkinder von 7 bis 13 bzw. 14 Uhr -, geriet in der Realität zum Verantwortungswirrwarr und Behördenklinch. Das Kultusministerium schlug u.a. die Mittagsbetreuung in den Kindergärten vor, das Sozialministerium lehnte es hingegen ab, Grundschulkinder auf noch freien Kindergartenplätzen aufzunehmen oder Räume und Personal zur Verfügung zu stellen. Die Schulen konnten Raum- und Personalbedarf ebenso wenig decken, und die Eltern waren verständlicherweise auch nicht davon begeistert, die von oben verordnete Betreuungspflicht nun doch wieder eigenorganisatorisch zu schultern.

Ebenso wenig wie die Organisation war auch die Finanzierung geregelt, bis auf magere Zuschüsse versprach die Münchner Ministerin Monika Hohlmeier nichts. Die Stadt fühlte sich schon gar nicht zuständig, was Finanzreferent Heinz Faust deutlich machte: "Das ist ein staatliches Problem - da sind wir bockbeinig..." Damit hatte Faust zwar im Prinzip Recht, den Familien hilft solches Zuständigkeitsgezanke jedoch kaum weiter.

Die Stadt Bamberg machte in dem ganzen Chaos keine gute Figur: Eigentlich am direktesten mit den Problemen konfrontiert hätte die Stadtverwaltung die Partei der Kinder, Eltern und Schulen ergreifen müssen und gegenüber dem Freistaat eine ordentliche Finanzierung und Organisation einfordern müssen. Stattdessen wies man gerne die Verantwortung weit von sich und war möglichst darauf bedacht, sich mit dem leidigen Thema erst gar nicht befassen zu müssen.

Praxis-Klassen: verspielte Chancen

Unausgereift war auch die Einführung von so genannten Praxis-Klassen mit dem Schuljahr 1999/2000. Der Grundgedanke, Jungen und Mädchen mit schlechten Aussichten auf den normalen Hauptschulabschluss, über eine mehr praxisbezogene Schulausbildung besonders zu fördern, ist ja ansprechend. Auf Skepsis stößt allerdings die Ausführung, die diese Jungen und Mädchen in extra "P-Klassen" zusammenfasst, also eine deutliche Ausgrenzung vornimmt. Immerhin - es wäre ein Anfang gewesen, neue Chancen für die Zukunft dieser Jugendlichen zu finden. Aber nicht einmal eine einzige Praxis-Klasse kam in Bamberg zustande. Und wieder das gleiche Spiel: Zum einen unausgegorene Vorgaben aus München - zum anderen allenfalls halbherziges Engagement bei der Stadt. Auf der Strecke bleiben wieder die Jugendlichen.

Gelungenes Beispiel für die Schule als Lebensraum: Bei der Neugestaltung des Schulhofes der Gangolfschule wurden Kinder und Eltern miteinbezogen. Gemeinsam mit dem Baumobil (ein Zusammenschluss aus Spielmobil, Gartenamt und Lebenshilfe) entwarfen und bauten Kinder und Eltern ihren "Spielhof" und bekamen sogar eine in Bamberg noch einzigartige Wippe.