Sehr geehrter
Herr Oberbürgermeister Herbert Lauer,
am Heiligen Abend druckte der FT Ihr
oberbürgermeisterliches Grußwort an alle BambergerInnen ab. In
Fettschrift platzte die Behauptung in die gerade noch
vorweihnachtliche Stimmung: Bamberg sei "keine Insel der
Seligen"!
Schöne Bescherung, können wir da nur sagen.
Gestatten Sie (Sie kennen ja die GAL!), dass wir da kritisch
nachfragen: Meinen Sie das ernst? Wollen Sie den Bamberger,
respektive die Bambergerin, provozieren? Oder, blitzt da
Selbstkritik am Ende einer Amtszeit auf? Und ganz grundsätzlich:
Was meinen Sie eigentlich mit Ihrer mutigen These?
Zum Ersten: Ist Bamberg eine Insel? Geographisch
ist das nur erdgeschichtlich der Fall. In der Gegenwart kommen wir
selbstverständlich zu Ihrem Ergebnis: Bamberg ist keine Insel.
Die Stadt liegt in einer lieblichen Hügellandschaft.
Wir fragen also weiter: Haben Sie
"Insel" bildlich gemeint? So betrachtet kommen
Unsicherheiten auf. Zweifelsfrei sind wir von der politischen,
wirtschaftlichen und ökologischen Großwetterlage betroffen und
ergo keine Insel. Aber bildet sich diese Großwetterlage, sprich
die politischen Trends der Zeit, auch kommunalpolitisch in
konsequentem Handeln ab? Wir stellen fest: Inselartig begrenzt! In
Großprojekte (Theatersanierung, Lärmschutzwall,
Konzerthallen-Tiefgarage) wird ohne Zaudern investiert, in
Menschen (KOS, FRIZ, Kinderparadies) aber immer wieder nicht.
Umwelt- und Verkehrspolitik für eine attraktive Innenstadt und
geringere Emissionswerte, nachhaltige Finanzpolitik,
Verwaltungsreform gemeinsam mit den MitarbeiterInnen, Einbezug von
BürgerInnen als ExpertInnen in Politik - all das lässt zu
wünschen übrig.
Unser Vorschlag: Bamberg ist eine Halbinsel.
Vieles wird begonnen, ausgeführt aber in lauer Manier.
Nun ging es in Ihrer These ja um einen
Zusammenhang, die "Insel der Seligen". Fehlt es in
Bamberg an Seligen? "Selig" in einer Ableitung aus dem
Lateinischen führt laut Duden zu dem Verb "solare" =
trösten. Uns scheint: Das führt weiter!
Bitte folgen Sie uns gedanklich: Wir formulieren
Ihre Titelunterschrift (Sie wissen ja, im FT vom Heiligen Abend)
um in die "Insel der Getrösteten". Wir steigern das
Ganze noch zur "Insel derer, die nicht ganz bei Trost
sind". Damit wäre die Situation beschrieben, die entstünde,
wenn Ihnen im März 2000 genauso viele BambergerInnen das Bild von
einem konsequenten, ökologisch denkenden und sparsam
haushaltenden OB abnehmen würden, wie vor sechs Jahren.
Das aber, Herr Oberbürgermeister, glauben wir
nicht! Denn, wie wurden Sie im FT zitiert? Bamberg "hat sich
insgesamt gut entwickelt".
Mit freundlichen Grüßen
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