Migranten brauchen Brücken in die deutsche
Gesellschaft
Grüne Landesvorsitzende Theresa Schopper
besuchte AWO-Migrationssozialdienst
Solche Projekte müsste es viel mehr geben – da
waren sich die TeilnehmerInnen eines Gesprächs zwischen den Grünen
und dem Migrationssozialdienst der AWO einig. Gemeint ist ein
Gemeinschaftsprojekt der Bamberger Universität und der AWO,
gesponsert von der Robert-Bosch-Stiftung: Russische Lehrerinnen
geben dort Unterricht für Englisch, Russisch und Deutsch. "Bei
allen teilnehmenden Jugendlichen, deren Muttersprache Russisch ist,
haben sich die Noten in den sprachlichen Fächern um mindestens eine
Stufe verbessert", wusste Besaret Penzkofer, die Leiterin des
AWO-Migrationssozialdienstes, zu berichten.
Das fand auch Theresa Schopper, die
Landesvorsitzende der Bayerischen Grünen, die in Bamberg zu Gast
war, beeindruckend. Sie kritisierte, dass in der Politik viel über
Integration geredet werde, der Sozialhaushalt von der CSU-Mehrheit
im Landtag jedoch massiv gekürzt worden sei. "Herr Beckstein
will nun nach eigenen Worten der Ministerpräsident aller Menschen
in Bayern sein – wir sollten ihn beim Wort nehmen."
Besaret Penzkofer bestätigte, dass hier noch viel
mehr Gelder für Migrantenfamilien notwendig wären. Die AWO bietet
ihr zufolge vielseitige Integrationsangebote für die Bamberger
MigrantenInnen an (z.B. Integrations- und Konversationskurse,
außerschulische Angebote, interkulturelle Mediation...) obwohl nur
eine einzige reguläre Stelle in der AWO für die
Migrationserstberatung über das BaMF (Bundesamt für Migration und
Flüchtlinge) finanziert wird. "Das ist zu wenig", meint
Penzkofer. Zumal nicht nur Neuankömmlinge in Deutschland eine
solche Beratung bräuchten, sondern auch Menschen, die schon länger
in Deutschland leben. "Sie haben oft Probleme damit, dass ihre
beruflichen Qualifikationen aus dem Herkunftsland nicht anerkannt
werden und sie deshalb Putzstellen annehmen müssen, es gibt
Generations- und Kulturenkonflikte in der Familie oder Probleme in
der Nachbarschaft, bei Behörden, Schulen oder im Arbeitsamt.
Migrantenfamilien brauchen Brücken in die deutsche
Gesellschaft."
Die AWO berät auch die Hilfesuchenden, die bereits
länger in Bamberg leben, obwohl es dafür keine öffentlichen
Zuschüsse gibt. Auch die Sprachkurse reichen längst nicht aus,
betont Penzkofer. "Viele Menschen wollen deutsch lernen, weil
sie natürlich erkennen, dass sonst gar nichts geht." Am
schlimmsten ist ihrer Erfahrung nach die
"Halbsprachigkeit". Es sei weniger erheblich, welche
Sprache ein Kleinkind von seinen Eltern lerne. Wichtig sei, dass es
diese Sprache ordentlich, mit gutem Wortschatz und korrekter
Grammatik beherrsche.
"Darauf kann man dann mit einer zweiten Sprache
aufbauen", so Penzkofer. "Schwer wird es erst dann, wenn
Kinder sowohl im Deutschen als auch in der Herkunftssprache
kauderwelschen, weil ihnen dann die Basis fehlt."
GAL-Stadträtin Kiki Laaser forderte, dass die
deutsche Gesellschaft die Ressourcen der Menschen mit
Migrationshintergrund in unserem Land zu schätzen lernt.
"Menschen mit Kompetenzen in mehr Sprachen und zwei Kulturen
sind ein Gewinn, der sich volkswirtschaftlich sogar in bare Münze
umsetzen kann."
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