Stures Vertuschen
Die Spatzen pfeifen es von den Dächern: Der
Warmuth-Prozess wird von der Stadt nicht gewonnen. Saftige
Schadensersatzforderungen werden an der Stadt hängen bleiben –
3,9 Mio Euro stehen im Raum.
Aber dennoch prozessieren Oberbürgermeister Lauer
und sein Proezessbevollmächtigter Dr. Heller munter weiter und
versuchen, so gut es geht, Details geheim zu halten – "um
die Verfahrensstrategie der Stadt nicht zu gefährden", wie
es so schön heißt. Nur mit Mühe und nur auf nachdrückliche
Nachfragen hin waren sie bisher bereit, dem Stadtrat mündlich zu
berichten. Aber auch das heißt noch lange nicht, dass der
Stadtrat gut informiert wäre.
GAL-Stadträtin Ulrike Heucken hatte
beispielsweise um Einsicht in die bestehenden Gerichtsurteile
gebeten. Kein unangebrachtes Verlangen, handelt es sich bei einer
Stadträtin doch immerhin um eine vereidigte Mandatsträgerin und
laut Gemeindeordnung um einen Teil der Verwaltung. Außerdem waren
bisher alle Gerichtssitzungen öffentlich und wurden alle Urteile
ebenso öffentlich verkündet. Doch OB Lauer verweigerte die
Einsichtnahme – ohne jede Begründung!
Das sah man beim Landgericht anders. Der
Landgerichtspräsident stellte bei der GAL-Stadträtin ein
"berechtigtes Interesse" fest und ermöglichte ihr
deshalb selbstverständlich, die gewünschten Urteile im Wortlaut
zu lesen. (Über ihre Erkenntnisse lässt sich leider an dieser
Stelle nicht berichten – selbstverständlich hält sich die GAL
ordentlich an ihre Verschwiegenheitspflicht.)
Aber das mag ein kleines Licht darauf werfen, wie
man im Rathaus versucht, die wahren Sachverhalte zu vertuschen,
wohl in der Hoffnung, einen Skandal über die juristische
Schlamperei im Rathaus doch noch zu vermeiden.
Lieber riskieren die Verantwortlichen in einer
Instanz nach der anderen grandios zu scheitern, als zuzugeben,
dass vor Jahren im Rathaus Mist gebaut wurde. Die Konsequenz ist,
dass unser Stadtsäckel (also wir alle) am Ende nicht nur den
ohnehin fälligen Schadensersatz aufbringen, sondern auch noch
für sämtliche Berufungs-Pirouetten zahlen muss. Die Sturheit und
Eitelkeit im Rathaus kommt diesmal teuer zu stehen.
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