Betrifft: "Denken in der Verwaltung"
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
Im August beantragte die GAL-Fraktion, dass sich
der neue Leiter des Stadtplanungsamts, Herr Harald Lang, mit
seinen Arbeitszielen dem Stadtrat vorstellen solle. Wir sind (man
kennt uns ja) einfach neugierig, was der Mann sich so denkt, wie
sich die Stadt entwickeln soll, welche Bau- oder Gewerbegebiete
seiner Meinung nach weiter auszubauen sind, wo man welche
Verbesserungen beim Verkehr erreichen könnte, wie die Zukunft der
Innenstadt aussehen soll usw.
Sie haben auch ganz schnell auf unseren Antrag
geantwortet, wofür wir dankbar sind. Aber Ihre Antwort als solche
hat uns dann doch sehr erstaunt. Sie schreiben, dass Herr Lang
"Laufbahnbeamter" sei und nach den "Weisungen"
von Baureferent, Oberbürgermeister und Stadtrat zu handeln habe.
"Eigene Ziele" dürfe er daher "nach außen hin und
gegenüber dem Bausenat" nicht darstellen.
Jetzt sind wir schon etwas verwundert darüber,
dass unterhalb der OB- und Referenten-ebene in der Stadtverwaltung
offenbar das Denken verboten ist. Laufbahnbeamten dürfen
gewissermaßen laufen, aber nicht denken? Zumindest sollen sie
nicht über "Ziele" nachdenken. Eine Laufbahn ohne Ziel
also?
Oder sollen wir das so verstehen, dass die
Laufbahnbeamten nur nicht "nach außen" bemerkbar denken
dürfen? Denken ist im Rathaus Bamberg sozusagen nur heimlich und
hinter verschlossenen Türen gestattet – der Laufbahnbeamte als
zielloser Schreibtischdenker! Und nicht einmal der Bausenat soll
mit solchen - aus Ihrer Sicht, Herr Oberbürgermeister –
offenbar überflüssigen Gedanken und Zielen belästigt werden.
Ach herrje, wir finden das echt schade. Wir haben
nämlich den Eindruck, dass sich in der Verwaltung durchaus viele
denkfreudige Leute mit Zielen im Kopf befinden. Die müssen ja
ganz schön aufpassen, dass sie ihre Laufbahn nicht gefährden …
Mit enttäuschten, aber selbstverständlich
freundlichen Grüßen
Ihre GAL-Fraktion
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