GAL BAMBERG

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Mehr Busspuren, weniger "Mehltau" und viel weiblicher Charme

Unter dem Motto "Zwiebeln Sie Fau Sowa" lud die Bamberger GAL Bürger und Bürgerinnen ein, Fragen an die Oberbürgermeisterkandidatin der GAL zu stellen. Hier eine Auswahl der Fragen – natürlich mit den Antworten von Ursula Sowa.


Ursula Sowa mit Bürgerinnen und Bürgern beim montäglichen Poit-Rondo im Rondo-Café am Schönleinsplatz. (alle Fotos: Michael Schilling)

 

Haben Sie innovative Ideen, mit denen Sie die Stadtkasse wieder füllen wollen?

Andrea Strätz, Architektin

Der wichtigste Grundsatz, den ich in der Bamberger Haushaltspolitik vermisse, ist Aufrichtigkeit. Im Stadtrat wird derzeit mehrheitlich ein Projekt nach dem anderen beschlossen, obwohl dafür kein Geld da ist. Das ist Augenwischerei gegenüber den Bürgern und Bürgerinnen. Zunächst einmal muss – ganz unpopulär, aber aufrichtig – gesagt werden, dass wir uns vieles nicht leisten können, um langfristig die Stadtkasse wieder flott zu machen.

Ich persönlich habe mich schon als Bundestagsabgeordnete bemüht, Gelder für die Weltkulturerbestadt auf Bundesebene abzurufen. Sowohl das Bauministerium als auch die Kulturstaatsministerin und die Deutsche Stiftung Denkmalschutz hatten dafür offene Ohren. Leiter hat Oberbürgermeister Lauer meinen Kontakten keine Taten folgen lassen – ein Antrag auf Mittel der Deutschen Stiftung Denkmalschutz wurde bis heute nicht gestellt.

 

Wie wird die finanzielle Ausstattung der Sportvereine aussehen? Gibt es da wieder Geld?

Jörg Stahlmann, Lehrer

Es ist ja nicht so, dass Sportvereine derzeit kein Geld erhalten. 2005 wurden 645.000 Euro bereitgestellt, allein an Zuschüssen für Sportvereine. Dazu kommen dann noch die Unterhaltskosten für stadteigene Sportstätten wie Volkspark, Sportzentrum Gaustadt, Bäder usw., von denen die Vereine ja auch profitieren. Ich halte die Arbeit von Sportvereinen für wichtig und diese finanzielle Unterstützung auch für gerechtfertigt, aber ich will auch ehrlich sein: Mehr ist angesichts der miserablen Haushaltslage nicht drin. Die Stadt muss ja neben den Sportvereinen auch noch andere Vereine (soziale, kultrurelle, Jugendvereine usw.) untersützten.

Was ich aber dringend für nötig halte, ist eine Überarbeitung der Sportförderrichtlinien. Ich würde mir wünschen, dass ein Verein Geld bekommt, weil er gute Arbeit leistet und nicht weil es halt schon immer so ist. Kriterien sollten sein: Jugendarbeit, bei Fußballvereinen z.B. Förderung von Mädchen-Fußball, Aktionen zur Integration von BürgerInnen ausländischer Herkunft, Stadtteilarbeit, eine naturnahe Gestaltung der Sportstätten, Umweltschutz und Energiesparmaßnahmen im Vereinshaus usw.

Welche Maßnahmen würden Sie ergreifen gegen das Sterben alteingessessener Geschäfte in der Innenstadt Bambergs und gegen deren Ersetzung durch die überall gleichen Ketten?

Dr. Stephan Link, Lehrer

Die Ketten kommen ja deshalb in die Innenstadt, weil sie als einzige noch in der Lage und bereit sind, hohe Mieten zu bezahlen. Man muss also bei den Vermietern ansetzen – mit Überzeugungsarbeit – dass auch sie verantwortlich sind für die Gestalt und Qualität unserer Stadt. Die Stadt könnte hier als Vermittlerin und Moderatorin auftreten.

Die Mieten können auch dadurch beeinflusst werden, dass wir die knappen 1A-Geschäftslagen (Fußgängerzone) ausweiten und attraktive 1B- und 1C-Lagen schaffen. Die Mieten in der Fußgängerzone sind ja auch deshalb so hoch, weil es die beste – weil autofreie – Geschäftslage ist, wo Einkaufen, Bummeln und Flanieren Spaß macht. Solch ein attraktives Einkaufs-flair brauchen wir in vielen Straßen. D.h. wir müssen bei der Verkehrspolitik endlich Nägel mit Köpfen machen.

Es wäre auch zu prüfen, ob die Stadt ihre Zuschüsse zur Denkmalsanierung nicht an Auflagen binden kann. Also Zuschüsse für die Sanierung eines Geschäftshauses nur dann, wenn der Hauseigentümer an einen mittelständischen Betrieb vermietet.

 

Wie stellen Sie sich Gestaltung, Vitalisierung oder Revitalisierung der Sandstraße vor?

Peter Makowsky, Vorstand Jazzclub

Leider wurde erst vor kurzem wieder eine Entscheidung zum Nachteil der Sandstraße getroffen: die neue Verkehrsführung im Maienbrunnen bringt zur Zeit noch mehr Verkehr in die Sandstraße als dort ohnehin schon ist. Dabei wäre das wichtigste eine durchgreifende Verkehrsberuhigung, die Anliefer- und Anwohnerverkehr zwar zulässt, aber Durchgangsverkehr aus dem Sand draußen hält.

Das wäre die Grundvoraussetzung dafür, dass der Sand wieder ein besseres Wohngebiet für Familien wird, dass Gastronomie mehr Straßenraum nutzen könnte, dass die Sandstraße als Fortsetzung der Einkaufsstadt wahrgenommen würde.

Für ganz vielversprechend halte ich die Vorbereitenden Untersuchungen für das Sanierungsgebiet Sand, die derzeit laufen. Hier werden Vorschläge tatsächlich zusammen mit den Bürgern und Bürgerinnen vor Ort entwickelt – so stelle ich mir Stadtentwicklung vor.

 

Was ist ein Manko in Bamberg und wie wollen Sie es beheben?

Herr S.

Die Stadtpolitik selbst ist ein großes Manko: Sie ist für die BürgerInnen oft undurchsichtig und unverständlich. Das kommt vor allem daher, das Stadtrat und Stadtverwaltung oft als Gegenüber der BürgerInnen gesehen werden. Ich möchte hier einen Klimawechsel. Mein Ziel ist ein Miteinander von Verwaltung, Politik und Bürgerschaft, so dass die Kompetenzen, die bei allen, eben auch bei den BürgerInnen vorhanden sind, sich gegenseitig sinnvoll ergänzen. Die Beteiligung von BürgerInnen an den Haushaltsberatungen gehört dazu, ebenso wie etwa ein Beschwerdemanagement im Rathaus, das Beschwerden von BürgerInnen bearbeitet und in Verbesserungen umsetzt. Der Stadtrat sollte regelmäßig Gelegenheit zu Bürgerfragen am Beginn seiner Sitzungen bieten und es sollten auch viel öfter Bürgerversammlungen abgehalten werden – und zwar gezielt in den einzelnen Stadtteilen.

Außerdem ist der Entwicklung dringend Einhalt zu gebieten, dass immer mehr Entscheidungen ausgelagert werden, in Aufsichtsräte, Stiftungen usw. Hier kann der Stadtrat nur noch in begrenztem Maße Einfluss nehmen und die BürgerInnen können gar nicht mehr teilhaben, denn all diese Gremien tagen nicht öffentlich. So wird Stadtpolitik bürgerfern, sie legt Mehltau an, die Motivation der BürgerInnen, sich für ihre Stadt zu engagieren, geht verloren.

 

Was halten Sie von der Einführung eines Jugendparlamentes?

Wolfgang Ballinger

Viel – wenn diese Forderung von Jugendlichen eingebracht wird. Von der Einrichtung eines Jugendparlamentes einfach so "von oben" halte ich nichts, das müssen die Jugendlichen selber in die Hand nehmen, sonst wird es nur ein weiteres Bürokratiemonster. Zuerst sollte also eine Jugendversammlung abgehalten werden, bei der die Jugendlichen selbst diskutieren, was sie wünschen. Die Stadt sollte so offen sein, dass sie einen auf diese Weise erarbeiteten Vorschlag der Jugendlichen dann auch sicher weiterverfolgt.

 

Wie soll es in Zukunft mit den Bamberger Schulen weitergehen ?

Frau P.

Die Schulen haben bei mir oberste Priorität. Auch wenn die städtischen Gelder knapp sind, man in vielen Bereichen sparen muss, bei den Schulen würde ich den Rotstift nicht ansetzen. Schon in meiner Zeit als GAL-Stadträtin habe ich immer wieder – und meistens vergebens – notwendige Investitonen angemahnt. Besonders die städtischen Schulen dürfen nicht ausgehungert werden. Es muss Ziel der Stadt sein, dass jedes Kind die Bildung bekommen kann, die es braucht. Wenn das z.B. bedeutet, dass an der Wirtschaftsschule mehr Klassen eingerichtet werden müssen, weil dort die Nachfrage so groß ist, dann muss das die Stadt tun.

 

Wie stehen Sie zum Umkippen der Stadtratsmehrheit in Sachen Mobilfunkmoratorium?

Frau R.

Ich als Oberbürgermeisterin wäre da mutiger und würde mich von den Mobilfunkfirmen nicht einschüchtern lassen. Das wäre mir die Gesundheit der BambergerInnen wert. Der richtige Weg war der Beschluss, ein Gutachten erarbeiten zu lassen, das die Strahlung für alle minimiert. Dass der Stadtrat nun eingeknickt ist, diesen Beschluss aufgehoben hat und nun doch mehr oder weniger allen Wünschen der Mobilfunkbetreiber nachkommt, ist fatal. Vor allem signalisiert es den Firmen, dass sie letztlich doch alles bekommen werden, was sie wollen. Die Stadt sollte vielmehr mit geballter Bürgerkraft den überzogenen Ansprüchen dieser Firmen die Stirn bieten.

 

Was wird sich verändert haben nach sechs Jahren Oberbürgermeisterin Sowa?

Andrea Strätz, Architektin

Es wird sich hoffentlich viel verändern, aber ich will einfach mal einen zentralen Punkt herausgreifen. Alle Bamberger und Bambergerinnen werden täglich den Unterschied merken, wenn sie ihre Wege durch Bamberg machen. Wichtige Maßnahmen des Verkehrsentwicklungsplans werden endlich umgesetzt sein: Es gibt viele neue Busspuren, die den Bus zum schnellsten Verkehrsmittel in die Innenstadt machen, dazu viele gut ausgebaute Radwege und verkehrsberuhigte Bereiche in der Innenstadt. Es wird endlich einen Verkehrsverbund mit dem Landkreis geben, der seinen Namen verdient hat, so dass auch die UmlandbesucherInnen bevorzugt mit dem Bus in die Innenstadt kommen. Erhöhte Ruß-, Benzol- und Feinstaubwerte gehören der Vergangenheit an und die BewohnerInnen im Zentrum müssen nicht mehr um ihre Gesundheit bangen.

 

 

 

zur Person:

Ursula Sowa, geb. 1957

Architektin

drei Kinder (20, 17, 15 Jahre)

Mitglied des Bundestags von 2002 bis 2005

Mitglied im Bamberger Stadtrat von 1990 bis 2002