Rückblick auf die Stationen der
Warmuth-Affäre – eine Chronologie mit noch offenem Ausgang
Zwei Verträge, aber nur ein Ziegelbau - das kann die Stadt noch
teuer kommen. Karikatur: Christiane Pfohlmann
30.6.1993: Die Stadt Bamberg
schließt mit der "Robert Warmuth Feinkost Partyservice
GmbH" einen Vertrag ab: Warmuth übernimmt die gastronomische
Bewirtschaftung der Konzert- und Kongresshalle. Der Vertrag läuft
mindestens fünf Jahre und kann zum 30.6.1998 gekündigt werden.
In den folgenden Jahren sucht die
Stadt erfolglos einen Investor, der neben der Konzerthalle ein
Hotel baut und den denkmalgeschützten Kaliko-Ziegelbau für
Kongresse saniert. Erst 1997 melden Bauinvestor Rudi May mit
seiner Firma "allbau" und die Hotelbetreiber-Firma
"Sorat" Interesse an. Der Stadtrat begrüßt dies
mehrheitlich, wünscht aber, dass die Bewirtschaftung von Halle
und Ziegelbau in einer Hand bleiben, also eine Kooperation
zwischen Warmuth und Sorat. Tatsächlich ist Sorat bereit, sich
auf ein so genanntes "Hotel garni" zu beschränken und
überlässt Warmuth die Gastronomie in den künftigen
Kongressräumen im Ziegelbau. Wirtschaftsreferent Gegenfurtner
kündigt fristgerecht den bestehenden Vertrag mit Warmuth, damit
ein neuer Vertrag über Halle plus Ziegelbau geschlossen werden
kann. Andere Firmen, die sich für eine Bewirtschaftung von Halle
und/oder Ziegelbau interessieren, werden von der Stadt nur noch
abgewiesen: kein Bedarf mehr.
Während nach Angaben der
Stadtverwaltung zähe Verhandlungen mit Warmuth stattfinden,
können bereits im April 1998 die entscheidenden Gremien der Stadt
mehrheitlich den Verträgen mit allbau und Sorat zustimmen. Doch
kurz vor dem Notartermin platzt das Geschäft: Weil die Firma
Sorat in Finanznöten ist und aussteigt, nimmt auch allbau Abstand
von dem Projekt, wie in einer Meldung im FT vom 18.6.98 zu lesen
ist.
Der Bindung der Stadt an Warmuth
tut dies offensichtlich keinen Abbruch. Eine gute Woche später
(am 24.6.98) unterzeichnen Oberbürgermeister Lauer und Robert
Warmuth folgende vertragliche Vereinbarungen: einen
Bewirtschaftungsvertrag für die Konzerthalle und eine
Zusatzvereinbarung, die eine Bewirtschaftung des Ziegelbaus nach
dessen Sanierung zusichert. Dem Stadtrat wird dieses Vertragswerk
nicht noch einmal vorgelegt, OB Lauer handelt eigenmächtig –
als Begründung dafür nennt er später Zeitdruck, denn nach dem
30.6.1998 (Ende des bestehenden Hallenvertrags mit Warmuth) wäre
die Konzerthalle sonst ohne Gastronomie dagestanden.
In den nächsten Jahren taucht
kein ernsthafter Interessent für ein Hallenhotel mehr auf. Um das
Projekt anzustoßen, beschließt der Stadtrat den Ziegelbau in
Eigenregie zu sanieren. An Warmuth hält man auch bei diesen
Plänen fest, noch im Juli 2000 erhält er von OB Lauer ein
Vertragsangebot (als Ergänzung zur Zusatzvereinbarung) über die
künftige Pacht für den Ziegelbau, auf das er allerdings nicht
eingeht.
Im Laufe des Sommers 2000 wird
immer deutlicher, dass die "Hotel garni"-Lösung nicht
zu halten sein wird, weil kein Hotelbetreiber auf die lukrative
Kongressbewirtschaftung des Ziegelbaus verzichten will. Die
Zusatzvereinbarung mit Warmuth ist ein echtes Hindernis. Außerdem
ist der Stadt für die Ziegelbausanierung mittlerweile das Geld
ausgegangen: Baustopp. Daraufhin teilt OB Lauer der Firma Warmuth
am 22.9.2000 schriftlich mit, dass er die Zusatzvereinbarung über
den Ziegelbau für hinfällig hält. Wegen der schlechten
Haushaltslage der Stadt werde es in nächster Zeit nicht zu einer
Sanierung kommen, worüber man sich bei Vertragsschluss nicht klar
sein konnte. OB Lauer sieht darin den Grund für eine so genannte
Irrtumsanfechtung.
Am 13.3.2002 beauftragt die Stadt
den Unternehmensberater Prof. Dr. Walchshöfer, einen neuen
Investor an Land zu ziehen. Unter den neuen Bedingungen gelingt
ihm das auch sehr rasch. Bereits im November ist alles in
trockenen Tüchern. Die Stadt saniert den Ziegelbau selbst, als
Investor baut die Firma "Kommunalprojekt Leipzig" das
Hotel, Betreiber wird das Unternehmen "Welcome Hotels".
Mit Welcome schließt die Stadt einen Bewirtschaftungsvertrag für
den Ziegelbau ab (obwohl es durch die Zusatzvereinbarung eine
gleichlautende Zusicherung schon gegenüber Warmuth gibt).
Robert Warmuth ist also raus aus
dem Ziegelbau-Geschäft, will sich damit aber nicht zufrieden
geben und reicht Klage ein. Bald geht es nicht mehr nur um den
Ziegelbau, sondern auch um die Hallenbewirtschaftung. Denn die
Stadt will Warmuth auch aus der Halle raus haben und hat den
eigentlich noch bis 2008 laufenden Vertrag über die
Hallengastronomie gekündigt, wogegen Warmuth ebenfalls klagt.
Im September 2004 kommt es vor
Gericht zu einem Teilvergleich: Gegen eine Abfindung von 300.000
Euro verlässt Warmuth zum Jahresende die Konzerthalle. Seine
Schadensersatzforderungen gegen die Stadt (wegen entgangenen
Gewinnen aus Bewirtschaftung von Halle und Ziegelbau) bleiben
davon allerdings unberührt. Im Dezember 2004 bekommt Warmuth in
erster Instanz vor dem Landgericht Bamberg Recht: In einem
Teilurteil wird ihm grundsätzlich Anspruch auf Schadensersatz
zugestanden, wogegen die Stadt umgehend Revision einlegt. Die
Höhe der Anspruchs ist allerdings noch nicht beziffert, denn sie
ist Gegenstand eines gesonderten Verfahrens. Im Raum steht
Warmuths Forderung von 3,5 Mio Euro.
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