Ein Überblick über die
Mittagsangebote an den Bamberger Gymnasien: zwischen Mensa-Plänen
und Pommes-Bude, Mittagstourismus und Kochkurs
Seit September 2004 läuft auch in Bamberg für
die 5. und 6. Klassen das Achtjährige Gymnasium G8. Um die
gesamte Schulzeit zu verkürzen, haben die SchülerInnen nun an
mehreren Nachmittagen in der Woche Unterricht. Klar, dass sie dann
in den Mittagspausen etwas essen wollen. Nur was?
Döner, Pizza, Pommes - immer noch die Renner in der Mittagspause
am G8. Foto: Erich Weiß
Allein am Beispiel der
Mittagsverpflegung wird deutlich, wie überstürzt, wie wenig
durchdacht und wie konzeptionslos die bayerische Staatsregierung
ihre "Schulreform" durchgedrückt hat. Die
Schulleitungen wurden allein gelassen und müssen nun – oft
notdürftig – eine ordentliche Verköstigung organisieren.
Finanzielle Unterstützung vom
Freistaat ist nicht zu erwarten. Stattdessen darf die Stadt als
Schulaufwandsträger die Kosten für nötige Umbauten selbst
tragen, bzw. auf das Ganztagsschulprogramm der Bundesregierung
zurückgreifen (das von Bayern allerdings anderweitig immer als
unangemessene Einmischung des Bundes kritisiert wird).
Das wüste Reformchaos der
Stoiber-Regierung dürfen wie immer die gleichen ausbaden: Schulen
und SchülerInnen. Die gaz hat nachgefragt, wie sie das
bewerkstelligen:
Meistens Selbstverpflegung
Britta und Jaqueline* kaufen sich
in ihrer Mittagspause am liebsten ein paar Pommes mit Ketchup und
Mayo. Sie sind beide 12 Jahre alt und gehen in die 6. Klasse eines
Bamberger Gymnasiums. Nachmittagsunterricht haben sie zweimal in
der Woche, der Weg zur Döner-und Frittenbude dauert keine 5
Minuten. Wie die beiden Freundinnen verpflegen sich an den
Bamberger Gymnasien die meisten Schülerinnen und Schüler selbst.
Wer sich nichts von zu Hause mitbringt, ist auf den
Brotzeitverkauf von Hausmeistern, Bäckereien oder umliegenden
Geschäften angewiesen.
DG, EG, und E.T.A.: neue Speisesäle geplant
Am Dientzenhofer- ebenso wie am
E.T.A.-Hoffmann- und am Eichendorff-Gymnasium gibt es konkrete
Pläne für den Neu- oder Umbau von Speisesälen. Dort sollen
externe Dienstleistungsunternehmen den Essensverkauf und die
Geschirrausgabe übernehmen. "Den Schülern soll für eine
möglichst ausgewogene und sinnvolle Ernährung ein
qualitätsvolles Mittagessen angeboten werden", sagt Karl
Fuchs, stellvertretender Schulleiter am DG, gegenüber der gaz.
Auch am Eichendorff-Gymnasium strebt Direktor Hubert Köberlein
ein solches Angebot an. "Wenn möglich frisch
zubereitet", fügt er hinzu. Mit einer Fertigstellung rechnen
die Schulen aber vermutlich erst 2006.
Das E.T.A.-Hoffmann-Gymnasium will
sogar einen Mensa-Neubau errichten, den ein Pächter
bewirtschaften soll. "Ob warmes Essen fertig angeliefert,
alles gänzlich neu zubereitet oder ob halbfertige Speisen
aufgewärmt werden, hängt vom Pächter ab", teilt der
stellvertretende Schulleiter Joachim Bauer mit. Planungsunterlagen
sind bereits bei der Regierung von Oberfranken eingereicht.
Englische Fräulein: Angebot im Internat
Einen Vorsprung an Erfahrung und
Infrastruktur hat das Gymnasium der Englischen Fräulein. Im
Tagesheim können sich nämlich auch die Schülerinnen, die nicht
im Internat wohnen, ein Mittagessen kaufen. "Da werden
vollwertige Mahlzeiten angeboten, die auch viele Lehrer gerne
essen", weiß der Schulleiter Edgar Hagel zu berichten. Dem
zunehmenden Bedarf an Mittagsverpflegung steht er gelassen
gegenüber.
CG: Mittagessen -incl. Spaziergang
Nicht einfach ist die Essensfrage
für die schülerstärkste und platzärmste Schule, das
Clavius-Gymnasium: Laut Schulleiter Herbert Michel werden
SchülerInnen der 5. und 6. Klassen derzeit von einer
Aufsichtsperson zum Aufseesianum begleitet und im dortigen
Internat verköstigt. Die künftigen 7. und 8. Klassen sollen ihr
Essen im Canisiusheim bekommen. Für die späteren 9. bis 11.
Klassen des G8 plant man einen Mittagsraum, in dem sich die
Schüler aufhalten und selbst etwas zu essen machen können.
"Die Älteren versorgen sich aber am liebsten selbst bei
Geschäften in Schulnähe", so Michels Erfahrung.
FLG: "Learning by cooking"
Aus der Not eine Tugend macht das
Franz-Ludwig-Gymnasium: Dort bereiten die Fünft- und
Sechstklässler mit einer Hauswirtschaftslehrerin und
Berufspraktikantinnen ihr Essen selbst mit zu, zur Verfügung
steht ein Raum mit Küchenzeile. Der stellvertretende Schulleiter
Bernhard Faltin gewinnt dem einen pädagogischen Aspekt ab:
gewissermaßen Ernährungskunde mit Praxisbezug. "Natürlich
ist das kein Unterricht und die Teilnahme ist freiwillig",
betont er.
Ergänzend soll ab dem kommenden
Schuljahr eine Schüler-AG in Zusammenarbeit mit der SMV den
Verkauf von kleinen Brotzeiten selbst organisieren.
"Größere Mahlzeiten wollen unsere Schüler meist gar
nicht", so der stellvertretende Schulleiter. Sollte im Zuge
der Umsetzung des G 8 aber die Nachfrage nach
"richtigen" Mahlzeiten steigen, so werde das FLG ein
entsprechendes Angebot erwägen.
KHG: Angebot für Ganztagsklasse
Am Kaiser-Heinrich-Gymnasium ist
nach Auskunft des Sekretariats bislang kein konkreter Ausbau der
Mittagsverpflegung geplant. Allerdings gibt es am KHG
versuchsweise in der 5. Jahrgangsstufe eine Ganztagsklasse neben
dem "normalen" G 8. Der Unterschied liegt nicht
nur im ganztägigen Aufenthalt und in der sozialpädagogischen
Betreuung der Kinder: Auch die gemeinsame Mittagsverpflegung –
derzeit realisiert am Aufseesianum – gehört verpflichtend dazu.
Und was halten die Schüler davon? Zumindest für
Britta und Jaqueline wären schulisch organisierte Mittagessen
"okay – solange es die Eltern zahlen und nicht das
Taschengeld drauf geht." Ein "Pflichtessen" fänden
die beiden Mädchen aber "doof"; schließlich wollen sie
auf ihre Pommes – wenigstens ab und zu – doch nicht
verzichten.
*Namen von der Redaktion geändert.
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