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Vorbild "Lindenstraße" am Schillerplatz?

Die Aufstellung von Mehrkosten für die Theatersanierung nimmt und nimmt kein Ende

Es gibt Serien, die niemals enden. Bamberg könnte eine neue davon bieten: Titel "Schillerplatz", Thema Theatersanierung – einzelne Folgen könnten betitelt sein mit "Kostensteigerung", "Mehrkosten", "-Erhöhte Endabrechungung", oder "Überraschende Erhöhung der erhöhten Endabrechnung".


Papierkugellampen im Theatertreff - aber sonst kam die Elektroausstattung im Theater unverhältnismäßig teuer. Foto: Erich Weiß

Es können einem mittlerweile die Augen schwirren, vor lauter Kostenaufstellungen, die OB Lauer immer wieder neu vorlegt. Ging man im Juli 1998 zu Beginn der Sanierung des E.T.A-Hofmann-Theaters noch von Gesamtkosten in Höhe von 46,66 Mio DM aus (inklusive Baukostensteigerung), sind wir heute deutlich weiter (und teuerer).

1999 entdeckte man einen Rechenfehler von satten 455.000 DM und bemerkte, dass die Renovierung von Harmoniesälen und Theatergastätte auch nicht umsonst sein würde. Aber die 3 Mio DM dafür rechnete man vornehmerweise einfach nicht zum Projekt Theatersanierung dazu.

Im Februar 2003 meldete Theaterintendant Lewandowski an, dass eine Erneuerung der Audio-Video-Anlage unumgänglich sei – was natürlich vorher "überhaupt nicht" abzusehen war: weitere 523.000 (inzwischen) Euro.

Im Juni 2004 ließen dann die notwendigen "Nachbesserungen" die Kassen klingeln: Sitze mussten wegen zu schlechter Sicht angehoben werden (40.000 Euro), die Behindertentoiletten waren untragbar und wurden umgebaut (15.000 Euro), der Austausch verunreinigten Bodens im Harmoniegarten kostete 198.000 Euro – um nur ein paar Beispiele zu nennen.

Tief in die Tasche greifen musste die Stadt für die technischen Anlagen, die "überraschende" Mehrkosten von über 1 Mio Euro verursachten.

Ein Teil konnte zwar durch Einsparungen bei anderen Gewerken aufgefangen werden. Aber unterm Strich betrug die unerwartete Kostenmehrung für die Theatersanierung (ohne Harmoniesäle und Gaststätte!) im Sommer letzten Jahres immer noch 645.000 Euro. Doch mittlerweile wurde nochmal nachgelegt: Weitere (sozusagen noch viel unerwartetere Kosten) in Höhe von 318.000 Euro tauchten im März 2005 auf. Darunter pikanterweise ein erhöhtes Honorar für den Elektroplaner, der durch seine Fehlplanung schon den Riesenanteil von Mehrkosten bei den technischen Anlagen verursacht hatte und nun auch noch an der nötig gewordenen Reparatur seiner Fehler mitverdiente, weil er dafür nicht haftbar gemacht werden konnte.

Unsere Serie Schillerplatz wurde also um einige interessante Folgen bereichert: "Schlampige Kostenkontrolle durch die Verwaltung", "Keine Haftung wegen lückenhafter Verträge", "Verschlafene Bauaufsicht im Rathaus".

Ein Serienende ist schon insofern nicht abzusehen, als der jährliche Zuschussbedarf des Theaters durch höhere Betriebskosten gestiegen ist. Hatte die Stadt im Jahr 1997 noch 3,8 Mio DM (= ca. 1,94 Mio Euro) zu berappen, sind es 2005 schon 2,24 Mio Euro, also knapp 300.000 Euro mehr.

Das kommt nicht von ungefähr: Theaterintendant Lewandowski braucht für mehr Spielstätten (neu: Treff und Gewölbekeller) auch mehr Personal; weil die Bühne höher und weiter ist, sind die Bühnenbilder teurer; er hat mehr Ausgaben für Reinigung und Heizung; Bühnentechnik und Klimaanlage brauchen mehr Strom als erwartet. Und sicher ist das nicht die letzte Story, die dem Theatermann als Beitrag zur Serie "Schillerplatz" einfällt – höchstwahrscheinlich wie immer unter dem Beifall von OB und Stadtratsmehrheit und gegen die Warnrufe der GAL-Fraktion.

Es besteht übrigens die Chance, dass das Erfolgskonzept "Lindenstraße" bald noch einen weiteren Drehort findet, nämlich den Kaliko-Ziegelbau bei der Konzerthalle. Mit der Pilotsendung hat man schon mal begonnen, sie war betitelt mit "Kostenüberschreitung 700.000 Euro" – klingt doch vielversprechend, oder? Die gaz wird diese Serie jedenfalls auf keinen Fall verpassen.