Um Geld zu sparen, umgeht die Stadt ein neues
Arbeitsgesetz zur Gleichstellung am Arbeitsplatz
Menschen, die für die Stadt kleine Jobs
erledigen, sollen auch in Zukunft dafür nur geringfügig bezahlt
werden. Um dies zu erreichen, will man nun durch einen Trick die
neu geltende Gesetzeslage umgehen. Das beschloss vor kurzem der
Stadtrat mit einhelliger Zustimmung aus allen Fraktionen (auch
SPD) – nur die GAL stimmte dagegen.
Hintergrund: Mit dem neuen "Teilzeit- und
Befristungsgesetz" der rot-grünen Bundesregierung sollen
Teilzeitbeschäftigte allen anderen Beschäftigten gleichgestellt
werden: Tarifgebundene Arbeitgeber (also auch die Stadt Bamberg)
sind verpflichtet, geringfügig Beschäftigten den gleichen
Stundenlohn zu zahlen wie Vollzeitangestellten, sofern sie länger
als drei Monate beschäftigt werden.
Stadt drückt sich um Mindestlohn
An manchen Stellen ärgert das die Stadt
besonders, denn nicht nur alle 630-Mark-Jobs fallen unter diese
Bestimmung, auch z.B. studentische Aufsichten in Museen oder
SchulweghelferInnen. Und denen möchte Personalreferent Faust auch
weiterhin marktübliche 13 DM pro Stunde zahlen und nicht den nun
geltenden tariflichen Mindestlohn von 18 DM.
Der Trick ist nun, dass die Stadt Bamberg eine
Service-GmbH gründet, die künftig Anstellung und Entlohnung
dieser geringfügig Beschäftigten übernimmt – nach eigenem
Gutdünken und ohne Tarifvorgaben, denn für eine selbständige
GmbH gilt das erwähnte Gesetz nicht. Selbständig ist die GmbH
freilich nur pro forma, denn sie gehört hundertprozentig der
Stadt, Geschäftsführer ist der städtische Personalreferent, und
das Geld für die auszuzahlenden Löhne wird zwischen GmbH und
Stadthaushalt hin und hergeschoben.
Mehrausgaben wären akzeptabel
Nach Fausts Auskunft hätte eine gleichwertige
Bezahlung der geringfügig Beschäftigten die Stadt jährlich
100.000 bis 300.000 DM zusätzlich gekostet. Angesichts der
Finanzmisere zwar ein ganz schöner Brocken, aber immerhin zu
verkraften, meint die GAL. Wenn es darum geht, Diskriminierungen
in der Arbeitswelt zu beseitigen und soziale Sicherheiten
wenigstens durch eine tarifliche Mindeslohngarantie zu schaffen,
steht es der Stadt Bamberg als öffentlicher Arbeitgeberin nicht
gut an, Gesetze zu umgehen und herumzutricksen.
Bald auch Vollzeitbeschäftigte außer
Tarif?
Das Ganze hat übrigens auch noch eine weitere
politische Dimension: Um die Ausgaben der Stadt zu senken,
versucht die Stadtspitze immer wieder, die Personalkosten zu
drücken. Nun hat sich möglicherweise ein neuer Weg aufgetan:
Bald könnten auch die einen oder anderen Vollzeitbeschäftigten
(z.B. Angestellte in Küchen, Wäschereien, im Putzdienst,
Arbeiter) auf die neue Service-GmbH verlagert und dann unter Tarif
bezahlt werden.
Eine gefährliche Entwicklung, wenn sich die Stadt
so aus ihrer sozialen Verantwortung stehlen würde. Eine
Entwicklung, die die GAL nicht mittragen wird.
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