20 Jahre Kommunalpolitik der GAL:
Historische Schlaglichter auf eine Erfolgsgeschichte
Ende 1979: Der Kreisverband Bamberg-Stadt
der GRÜNEN wird gegründet. Obwohl aus nur wenigen Personen
bestehend, beteiligt er sich an den grünen Bundesversammlungen
und der Parteigründung auf Bundesebene.
Ende 1980: Im Umfeld der Bamberger
Stadtzeitung "Goblmoo" gründet sich anlässlich eines
Stadtratsbeschlusses, das Haus Karolinenstraße 17 abzureißen,
der "Arbeitskreis Kritische Kommunalpolitik" (AKK). Ziel
ist eine echte Bürgermitbestimmung bei allen kommunalpolitischen
Entscheidungen.
14./15.2.1981: Ca. 30 Personen besetzen das
ehemalige Bamberger E-Werk, ein vom Abriss bedrohtes
Industriedenkmal. Die Forderung der – im Verlauf des Tages
zahlreicher werdenden - Besetzer: Das E-Werk soll selbst
verwaltetes Kulturzentrum werden. Einen Tag später räumt die
Polizei das Haus, die 72 festgenommenen Besetzer/innen werden
erkennungsdienstlich behandelt.
Eine der zahlreichen Aktionen zur Rettung des E-Werks: Demo im
März 1981
1.10.1981: Mitglieder des AKK,
E-Werk-Besetzer und andere kommunalpolitisch interessierte
Menschen aus unterschiedlichsten Bereichen (Ökologie- und
Umwelt-Initiativen, Anti-AKW-Bewegung, Frauenbewegung,
Friedensbewegung, Gewerkschaften...) gründen die Bamberger
Alternative (BA).
10.12.1981: Die BA nominiert den
Diplom-Pädagogen und Buchhändler Rudi Sopper zum Kandidaten für
die OB-Wahl im März 1982. Sopper war einer der Wortführer der
E-Werk-Besetzer und langjähriger Redakteur der Bamberger
Stadtzeitung "Goblmoo".
14.3.1982: Paul Röhner wird zum OB
gewählt. Der BA-Kandidat Rudi Sopper erhält – für die meisten
Beobachter völlig überraschend – 4,34% der Stimmen.
27.7.1983: Zwei Jahre nach der Besetzung
stimmt der Stadtrat dem Vorschlag zu, im ehemaligen E-Werk die
Volkshochschule unterzubringen.
August 1983: Während der Sandkerwa sammelt
die GAL mehrere tausend Unterschriften gegen den Abriss des sog.
Erlwein-Baus des alten Krankenhauses. Dieses Einzeldenkmal soll
nach dem Willen des Stadtrats einem Parkplatz weichen. Heute ist
der Erlwein-Bau vorbildlich saniert und dient als Stadtarchiv.
Oktober 1983: Die BA und der grüne
Kreisverband stellen unter der Bezeichnung "Die
GRÜNEN/Alternative Liste" (GAL) eine gemeinsame Liste für
die Kommunalwahl 1984 auf.
März 1984: In einer Auflage von 15.000
Exemplaren erscheint die erste Ausgabe der GAL-Zeitung. "GAL
in den Stadtrat – damit man draußen weiß, was drinnen los
ist" ist das Motto der Zeitung und des GAL-Wahlkampfs. Bis
zum 20. Geburtstag der GAL werden 57 Nummern der Zeitung (heute:
"gaz") erscheinen.
16.3.1984: Sensation am Wahlabend: Die GAL
erreicht völlig überraschend 6,59% der Stimmen und zieht in
Fraktionsstärke und mit drei Mandaten (Rudi Sopper, Peter Gack
und Gottfried Karl) in den Bamberger Stadtrat ein.
26.4.1986: In Tschernobyl explodiert ein
Atomkraftwerk. Die radioaktive Belastung geht auch am Bamberger
Raum nicht spurlos vorüber. Die GAL reagiert: Sie organisiert
eine Informationsveranstaltung im überfüllten Fischerhof. Am 10.
Mai findet eine Demonstration und Kundgebung mit weit über 2000
Teilnehmer/inne/n statt – eine der größten in der Bamberger
Nachkriegsgeschichte. Die im Juni erscheinende GAL-Zeitung hat
eine Auflage von 27.000 Exemplaren (!!!) und versucht, möglichst
alle Bamberger Haushalte über den GAU und seine Folgen zu
informieren.
29.4.1987: Der Stadtrat beschließt, zwei
– vorerst nur ehrenamtlich tätige –
Gleichstellungsbeauftragte einzusetzen – eine wesentliche
Forderung der GAL wird realisiert. Ab 1990 wird es eine
hauptamtliche Gleichstellungsbeauftragte geben. Und in den
nächsten Jahren stößt die GAL die Verabschiedung eines
Frauenförderplans und die Einrichtung einer Frauen-Kommission mit
an.
27.6.1986: Christian Mose löst Gottfried
Karl als Stadtrat ab.
Juni 1987: Die GAL initiiert eine breit angelegte
Unterschriftensammlung für den Erhalt des "Deutschen
Hauses", das die CSU-Mehrheit im Stadtrat – gemäß dem
Willen der Erzdiözese – abreißen lassen will. Heute, im Jahr
2001, steht das Ende der Sanierung und der Umzug der
Stadtbücherei ins Deutsche Haus kurz bevor.
Keine Berge versetzt, aber
viele Steine ins Rollen gebracht"
Zwischenbilanz der GAL-Fraktion 1987
Juli 1987: "Autoverkehr verlangsamen,
verringern, vermeiden!" – Unter diesem Titel präsentiert
die GAL ein – auch heute noch aktuelles – Konzept zur Lösung
der Bamberger Verkehrsprobleme.
6.3.1988: Novität in der Bamberger
Kommunalpolitik: Die GAL schickt bei der OB-Wahl eine Frau ins
Rennen. Die Parteilose Karin Wicht erhält 5,38% und verbessert
das Ergebnis von 1982 um rund ein Prozent.
7.6.1988: Der Redakteur der GAL-Zeitung
(Dr. Gerd Rudel) wird freigesprochen. "Auch harte politische
Kritik ist zulässig" – mit dieser Kernaussage begründete
das Amtsgericht Bamberg seinen Beschluss: Eine Karikatur, die sich
kritisch mit den Polizeieinsätzen in Wackersdorf
auseinandersetzte, erfülle keineswegs den Tatbestand einer
"Verunglimpfung des Staates".
18.10.1989: Frauenpolitik ist politischer
Schwerpunkt des Wahlkampfs. Mit einem 73-seitigen Wahlprogramm,
einem eigenständigen Frauenprogramm und einer 8-seitigen
Sonderausgabe der GAL-Zeitung startet die GAL in den Wahlkampf.
18.3.1990: Spitzenergebnis (auch
bayernweit) für die GAL: 9,55% bei den Kommunalwahlen bedeuten
vier Sitze im Stadtrat. Mit Rosemarie Piontek als neuer
Fraktionsvorsitzenden, Ursula Sowa und Andrea Anger ziehen drei
GAL-Frauen ins Rathaus ein. Vierter in der Runde ist Dr. Gerd
Rudel.
"In unappetitliche
Süppchen gespuckt und neue Rezepte serviert."
Kommunalwahlkampf 1990
19.1.1991: Rund 1300 Menschen folgen dem
Aufruf des "Aktionsbündnisses gegen den Golfkrieg", in
dem auch die GAL mitarbeitet, und beteiligen sich an einem
Protestzug vom Gabelmann zur US-Kaserne.
14.6.1991: Das neue Bamberger
Abfallwirtschaftskonzept tritt in Kraft. Abfallverwertung vor
Entsorgung und Verbrennung, Einführung umfassender
Mülltrennsysteme und Biomüllverwertung – wofür sich die GAL
seit Jahren einsetzt, wird Wirklichkeit.
November 1991: Unter dem Titel "Warum
Paul Röhner gehen sollte" erscheint jene Ausgabe der
GAL-Zeitung, die für den größten Wirbel sorgte. Nachdem alle
– Medien, Stadtrat usw. – jahrelang zum Gesundheitszustand
Paul Röhners und seiner zunehmenden Unfähigkeit zu einer
ordnungsgemäßen Amtsführung peinlich geschwiegen hatten, bricht
die GAL das Tabu, redet offen über den notwendigen Rücktritt und
löst damit eine – leider letztlich folgenlose – Debatte aus,
die überregionale Wellen schlägt.
24.6.1992: Der Stadtrat beschließt auf
Antrag der GAL-Fraktion den Beitritt Bambergs zum
"Klimabündnis der Europäischen Städte mit den
Indianervölkern Amazoniens zum Erhalt der Erdatmosphäre".
Einen Protestbaum am Georgendamm pflanzte die GAL im April 1992.
Die GAL unterstrich damit ihre Kritik an der damals noch geplanten
Tiefgarage. Der Baum war übrigens ein Geschenk des Bürgervereins
Bamberg-Mitte zum 10-jährigen Jubiläum der GAL. Im Bild: David
Nasse, Dr. Gerd Rudel, Peter Gack. (Foto: GAL-Archiv)
April 1993: Für Rosemarie Piontek rückt
Peter Enzenberger in den Stadtrat nach.
5.6.1993: 2500 Menschen demonstrieren in
der Bamberger Innenstadt gegen zunehmende Fremdenfeindlichkeit und
für ein friedliches Miteinander von deutschen und ausländischen
Menschen. Die GAL ist Mitveranstalterin.
26.11.1993: Eine alte programmatische
Forderung der GAL wird erfüllt: Die Stadt Bamberg richtet einen
Ausländerbeirat ein. Ausländische Bürger/innen haben damit ein
über demokratische Direktwahl zusammengesetztes Vertretungsorgan.
6.3.1994: Spannende OB-Wahlen mit
"revolutionärem" Ergebnis: Der CSU-Kandidat kommt mit
katastrophalen 26,48% nicht einmal in die Stichwahl.
Oberbürgermeister wird schließlich der parteilose ÜBG-Kandidat
Herbert Lauer. Angesichts der knappen Wahlergebnisse sind die
6,65% für den GAL-Kandidaten Dr. Gerd Rudel ein achtbarer Erfolg.
Oktober 1994: Rudi Sopper kommt erneut in
den Stadtrat. Er rückt für Andrea Anger nach.
10.3.1996: Mit einem prozentualen Gewinn
von fast zwei Punkten ist die GAL – neben der Lauer-Partei ÜBG
– eindeutige Siegerin der Kommunalwahl. 11,6% der Stimmen
bedeuten fünf Sitze. Ab Mai 1996 sind Dr. Gerd Rudel, Ursula
Sowa, Peter Gack, Gertrud Leumer und Wolfgang Budde für die GAL
im Stadtrat.
Dezember 1996: Mit 140.000 DM werden im
städtischen Haushalt erstmals nennenswerte Mittel für
"Sondermaßnahmen für Beschäftigungsförderung" bereit
gestellt. Die GAL-Forderung nach einer eigenständigen kommunalen
Arbeitsmarktpolitik, wird endlich Realität.
Dezember 1997: Mit einer Sonderausgabe der
GAL-Zeitung zum Thema Stadtfinanzen klärt die GAL über die
massiven Haushaltsdefizite auf und entlarvt sie als altbekannte,
von CSU/SPD/ÜBG zu verantwortende Fehlentwicklungen. Ein halbes
Jahr später bestätigt die Regierung von Oberfranken die
GAL-Kritik, indem sie dem Haushalt die Genehmigung versagt.
Juni 1998: In der Kleberstraße wird
Bambergs erste Fahrradstraße der Öffentlichkeit übergeben. Die
GAL setzt sich seit Jahren für ein besseres Radwegenetz ein.
21.6.1998: Der mit 5000 DM dotierte
"Agenda-Preis" der GAL-Fraktion wird erstmals verliehen.
Er wird von den GAL-StadträtInnen mit dem Teil ihrer
Aufwandsentschädigungen finanziert, der aus einer – aus Sicht
der GAL nicht zu rechtfertigenden – Anhebung der
Stadtratsdiäten resultierte.
31.7.1998: Für Dr. Gerd Rudel rückt der
bekannte Bamberger Mundartdichter Dr. Gerhard C. Krischker nach.
13.12.1998: Beim Bürgerentscheid wischt
die Mehrheit der Abstimmenden die Pläne zum Bau einer
Bergverbindungsstraße – hoffentlich endgültig – vom Tisch.
Ein Bündnis aus GAL und anderen Organisationen und Gruppierungen
hatte sich mit großer Kraftanstrengung für die Rettung von
Waldwiese und Ottobrunnen eingesetzt.
25.5.1999: Petra Friedrich löst Gertrud
Leumer im Stadtrat ab.
19.3.2000: Ursula Sowa ist Kandidatin der
GAL zur OB-Wahl und erreicht mit 13,92% das beste Wahlergebnis,
das bislang überhaupt von der GAL erzielt werden konnte.
Schlagzeile im FT am 22. Mai 1992: Um die unerlaubte Verquickung
von Herbert Güthleins (SPD) Stadtratsmandat mit seiner
Rechtsanwaltstätigkeit für die Eigentümerfirma des Hotels
Residenzschloss zu beweisen, nahm sich GAL-Stadträtin Ursula Sowa
Unterlagen von Güthleins Platz im Rathaus-Sitzungssaal. Mit
Gewalt holte sich kurz darauf der Kontrahent die Unterlagen
zurück. Der Vorfall sorgte nicht nur für Pressewirbel, sondern
auch für gegenseitige Klagen, die allerdings beide
niedergeschlagen wurden.
Lesen Sie zu "20 Jahre GAL"
auch ein Interview mit Jürgen Politz,
Gertrud Leumer und Rudi Sopper
und die GAL-Homepage Historisches
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