Elektrosmog im Sitzungssaal
Vollsitzung des Stadtrats. Nach drei zähen
Stunden der letzte öffentliche TOP: Umgang mit den
Mobilfunksendeanlagen im Stadtgebiet. Von der Verwaltung liegt ein
zwar gut recherchierter Sachstandsbericht vor, leider mit dem
laschen Beschlussvorschlag, dass künftig weitere Anlagen auf
städtischem Grund errichtet werden können. Denn Handlungsbedarf
liegt aus Sicht der Verwaltung zuerst bei der Bundesregierung,
nicht bei der Kommune.
Die anschließende Rederunde durch alle Fraktionen
zeigt: Worüber in der Bevölkerung längst heftig gestritten
wird, ist den Damen und Herren StadtratskollegInnen keine
Diskussion wert.
Stadträtin Probst erklärt populistisch, dass die
zunehmende Anzahl von Mobilfunkanlagen zwar auch die CSU
nachdenklich stimme, zeigt sich aber "modern und
zukunftsorientiert" und wehrt sich gegen jegliche
Einschränkungen für Handy- NutzerInnen.
SPD-Stadträtin Eichelsdörfer versucht engagiert,
auf Bedenken und Ängste der BürgerInnen einzugehen, doch ihrem
ausgefeilten Sitzungsvortrag und ihren Anträgen schlägt
zunehmend Desinteresse entgegen. Mühselig muss sie gegen
unqualifizierte Zwischenrufe und -kommentare vor allem aus der CSU
ankämpfen.
Der ÜBG-Vertreter macht sich‘s gewohnt einfach
mit der klugen Behauptung, die BürgerInnen wollten überall und
jederzeit erreichbar sein, was eine Entwicklung sei, die "wir
eh nicht aufhalten können".
Während des Beitrags von GAL-Stadträtin
Friedrich steigt der Geräuschpegel ins Unerträgliche.
Hartnäckig wirbt sie dennoch für die von ihr gestellten
Anträge, mit denen die GAL die windelweiche und inkonsequente
Beschlussvorlage der Verwaltung korrigieren will. Erst nach
Aufforderung sieht sich OB Lauer gezwungen, um Ruhe und Gehör zu
bitten.
Stadtrat Witschel (FDP, Dreierfraktion) bricht
sichtlich genervt ab, als er während seines gewohnt ruhigen und
sachlichen Redebeitrages permanent unterbrochen und überbrüllt
wird.
Eine darauf folgende persönliche Erklärung von
Stadtrat Röckelein (ÜBG) trägt nichts zum Thema Mobilfunk bei,
sondern beinhaltet eine verbale "Watschn" gegen Stadtrat
Zachert. Daraufhin übernimmt es Stadtrat Becker, den Beitrag der
Dreierfraktion zu retten, und Witschels Wortbeitrag zu Ende
zu bringen. Verkneifen kann er sich offenbar nicht die Bemerkung,
dass die antragstellenden Fraktionen doch bitte "ihre"
Bundesregierung zum Handeln auffordern sollen.
Ein absurdes Ende findet die Diskussion, die gar
keine gewesen ist, im Geschäftsordnungsantrag von Stadtrat
Gehringer (REP) - bar jeglichen Wissens um die Thematik, aber
gewohnt drastisch von ihm gestellt. Sein Antrag auf Ende der
Debatte wird mehrheitlich angenommen. Ein letzter Versuch, die
Diskussion wenigstens nur zu vertagen, scheitert kläglich.
O-Ton der anwesenden Vertreterin der
Bürgerinitiative Mobilfunk: "Wir wollten zumindest
erreichen, dass der Stadtrat mal das Thema Mobilfunk behandelt.
Mehr kann man halt nicht erwarten."
Saubermänner allerorten
Sehr am Herzen liegt der Bamberger Stadtverwaltung
die Sauberkeit der Stadt. Dies betonte jedenfalls der Verfasser
eines Antwortschreibens an die ÜBG, die nach der "Sauberkeit
öffentlicher Plätze und Einrichtungen" fragte
(Unterzeichner des Schreibens ist Baureferent Otmar Strauß). Im
reinsten Verwaltungsjargon, aber mit entwaffnender
Ausführlichkeit und geradezu persönlicher Rührung widmet sich
der Autor dem pikanten Thema.
Grundsätzlich sei die Sauberkeit der Stadt von
"hohem Standard". Dieses Ergebnis habe auch die
Befragung "einiger Kontaktpersonen" ergeben, "die
sich auf ihrer Arbeit sehr oft im öffentlichen Straßenraum
aufhalten".
Zu bedauern sei freilich, dass aufgrund von
"Einsparüberlegungen" im Jahr 2000 "die
zusätzliche Entleerung der öffentlichen Abfallkörbe in den
Stadtaußenbezirken an den Wochenden eingestellt" wurde.
Aber: "Als begleitende Maßnahme wurde zusätzlich sukzessive
das Aufnahmevolumen der einzelnen Abfallkörbe erhöht, d.h. es
wurden größere Abfallkörbe angebracht und auch die Anzahl der
Behälter wurde gesteigert." Und: "Trotz der Einstellung
dieser Wochenendleerung der Abfallkörbe ist im Normalfall auch
weiterhin gesichert, dass diese Abfallbehältnisse nicht
überlaufen."
Grund zum Ärger biete jedoch immer wieder die
"unrechtmäßige Hausmüllentsorgung von Bürgern, die, um
Müllabfuhrkosten zu sparen, zu kleine Mülltonnen
vorhalten". Sie entsorgen ihren Unrat in öffentlichen
Abfallkörben – was die Straßenreinigungs-Mitarbeiter beherzt
zu ahnden versuchen: "Wird Hausmüll festgestellt, wird in
der Regel versucht, den Veranlasser ausfindig zu machen anhand des
Mülls und direkt mit ihm Kontakt aufzunehmen."
Bambergs Saubermänner fechten also eine harten,
aber engagierten Kampf gegen Schmutzfinke und Dreckspatzen! Davon
konnte sich nun auch die ÜBG überzeugen. (Übrigens: Dass diese
sich demnächst in "Säuberliche Bürgergemeinschaft"
umbenennen will, ist ein schmutziges Gerücht...)
"Euro-Trick 44"
Wer kennt sie nicht, die Euro-Falle? Firmen und
Hersteller, aber auch Dienstleister und alle anderen, die einem in
irgendeiner Form Geld abknöpfen wollen, nutzen die bevorstehende
Preisumstellung auf die neue Währung, um ihren Kunden und
Kundinnen kleinere oder größere Preiserhöhungen unterzujubeln.
Seriöse Institutionen, die auf sich halten – und dazu gehört
in diesem Fall die Stadt Bamberg – haben hingegen die Parole
ausgegeben, dass diese Trickserei nicht zum feinen Stil gehört
und deshalb tunlichst zu vermeiden ist.
"Nix da", sagte sich jedoch die resolute
Chefin des Historischen Museums (= Amt 44), Dr.Regina Hanemann,
und umging diese Empfehlung elegant. Im Schul- und Kultursenat vom
Juni beantragte sie: "Da die notwendige Euroumstellung
möglichst nicht mit einer Preiserhöhung verbunden sein soll,
beantragt Amt 44 eine geringe Preiserhöhung zur Wintersaison,
gültig ab 01.11.2001." Nun heißt der Grund für die
Preiserhöhung also nicht Euro-Umstellung, sondern Wintersaison.
Ob diese Variante vielleicht in Anlehung an das Amt als
"Euro-Trick 44" in die Verwaltungsgeschichte eingeht?
Die Erhöhung ist immerhin nicht katastrophal:
zwischen 6 und 93 Pfennige. Deshalb hat auch die GAL dem
Hanemannschen Klein-Coup zugestimmt.
Sprüch ausm Stadtrat:
Sitzung des Personalsenats, TOP
Gleichstellungskonzept:
Personalreferent Faust: "Wer von einer
Benachteiligung von Frauen in der Stadtverwaltung spricht, macht
nur seine ideologische Verblendung deutlich."
Alfred Fenn (SPD): "Wir brauchen bald
einen Männerbeauftragten. Wir haben doch bald das
Matriarchat."
Reaktion der SPD-Vertreterinnen Sabine Sauer und
Karin Gottschall: "…"
Reaktion der Frauenbeauftragten Silvia Zapf: "…"
|