Als Reformbremser unschlagbar
Es ist immer wieder ein Thema bei den Sitzungen
der GAL-Stadtratsfraktion: die Reform der Stadtverwaltung. Sie
verläuft zögerlich und schleppend, es fehlen zündende und
peppige Ideen, die Beschäftigten werden nicht genügend
motiviert, Bürger und Bürgerinnen beschweren sich wie eh und je.
Vielleicht kann man dem ganzen durch Wettbewerb
ein bisschen auf die Sprünge helfen, dachte sich deshalb
GAL-Stadtrat Wolfgang Budde und stellte einen Antrag: Bamberg
sollte sich am 5. Wettbewerb der Speyerer Hochschule für
Verwaltungswissenschaften mit dem Titel "Stadt 2030"
beteiligen. Dabei messen sich regelmäßig deutsche Städte in
Sachen Verwaltungsreform aneinander und kommen durch
Erfahrungsaustausch und Konkurrenz zu neuen Anregungen. Auch die
Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen dieser Stadtverwaltungen
profitieren davon, wenn ihr Engagement im Wettbewerb benötigt und
auch gewürdigt wird.
Aber das Bamberger Rathaus hat‘s nicht so mit
dem Vorantreiben von Reformprozessen. "Die Stadtverwaltung
nimmt für sich nicht in Anspruch zu den Protagonisten der
Verwaltungsreform in Deutschland zu gehören", so quittierte
Personal- und Finanzreferent Heinz Faust den Vorschlag der GAL.
Beim Speyer-Wettbewerb könne Bamberg nicht mithalten, denn
aufgerufen seien nur solche Städte, "die der Meinung sind,
dass sie zukunftsgerichtet, serviceorientiert, effizient und
effektiv, erfolgreich und leistungsstark arbeiten und sich
zutrauen, Vorbild für andere zu werden."
Aha! Bamberg ist das also nicht – und scheint es
nach dem Willen der Rathaus-Oberen auch in Zukunft nicht werden zu
wollen. Schade, dass es in Speyer nicht auch einen Preis für
Reformbremser gibt – unser Rathaus wäre bestimmt ein höchst
aussichtsreicher Anwärter.
Bei Engagement Gewinnbeteiligung
Spuren von Verwaltungsreform gibt es schon auch im
Bamberger Rathaus. Beispiel: Vergütungs·wesen für
Vollstreckungsbedienstete. Drei Leute gibt es derzeit am Maxplatz,
die für je einen Vollstreckungsbezirk im Stadtgebiet Bamberg
zuständig sind und bei säumigen Schuldnern das Geld eintreiben.
An einer effektiven Arbeit dieser Bediensteten ist das
Kämmereiamt verständlicherweise interessiert, denn sie zahlt
sich in barer Münze aus.
Deshalb praktiziert man hier auch ein wesentliches
Reformelement: Mitarbeitermotivation durch Prämien – in diesem
Fall durch eine Art Gewinnbeteiligung. Die Bediensteten erhalten
nämlich für jeden erledigten Vollstreckungsauftrag 1 DM und sind
an den beigebrachten Vollstreckungsbeträgen mit 3% beteiligt.
Nach der in der Bundesrepublik gültigen
Vollstreckungsvergütungs{verordnung gibt es für diese Zahlungen
Höchstbeträge. Nicht so in BambàHerg! Hier sind seit 1997 dem
Engagement der Geldeintreiber keine Grenzen mehr gesetzt.
Und das rechnet sich. Laut einem Bericht aus dem
Kämmereiamt vom Mai 2000 erhöhten sich seit 1997 die
"Jahreslieferungen pro Vollstreckungsbediensteten von
durchschnittlich 130.000,-- DM auf 180.000,-- DM pro
Kalenderjahr", mit dem Effekt, dass dies
"zwischenzeitlich zur Einsparung einer Planstelle
führte".
Despot im Ruhestand
20 Jahre lang war er ein treuer Kontrahent und
schlagfertiger Gegner der GAL – nun ist der Abschied gekommen:
Im September wurde Wirtschafts- und Rechtsreferent Robert
Gegenfurtner in den Ruhestand versetzt.
Und ebenso wie er machtbewusst und despotenhaft im
Rathaus residierte, fiel auch seine offizielle Verabschiedung aus.
Ganz entgegen der Erwartung unserer Stadträtin Ursula Sowa, die
als GAL-Vertreterin gekommen und auf eine kurze Feier mit einigen
Abschiedsreden gefasst war. Ein Festakt im frisch sanierten,
barocken Refektorium im Bürgerspital fand statt, mit
5-Gänge-Menü und über 100 Gästen. Selbstverständlich auf
Kosten der Stadt – von der prekären Haushaltslage und
Sparzwängen war an diesem Tag nicht die Rede.
Die lokale High Society war anwesend und feierte
kritiklos den verdienten, vor allem aber gut verdienenden
städtischen Ex-Referenten. Die Fahrzeuge der High Society parkten
unterdessen sorglos im Hof vor der Michelsberger Kirche, wo ein
ehemaliger Untergebener des besagten Referenten dienstbeflissen
seiner Aufgabe nachging und Strafzettel verteilte. Aber keine
Frage, kurz darauf wurden die Knöllchen anstandslos
zurückgezogen. So etwas erledigt Robert Gegenfurtner aus dem
Stand, notfalls auch aus dem Ruhestand?!
Sprüch ausm Stadtrat:
GAL-Stadtrat Gerhard C. Krischker:
"Bei der Sandkerwa steht schon lange nicht mehr die
Regnitz im Mittelpunkt, sondern der Reibach, und es geht nicht um
Sand, sondern um Kies."
OB Herbert Lauer zu der Frage, ob Bamberg Sitz des
Hauptzollamts bleibt:
"Das ist keine sachliche, sondern eine politische
Entscheidung."
OB Herbert Lauers Einschätzung der Frage, wie
wahrscheinlich es ist, dass das Postgebäude in der Ludwigstraße
zu einem Einkaufszentrum umgebaut wird:
"Ich glaube keinem Menschen mehr was. Die lügen alle wie
gedruckt."
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