Bald wird vielleicht jedeR BambergerIn in der
Nähe einer Mobilfunkanlage wohnen – Die Gesundheitsrisiken sind
bis heute ungeklärt
Derzeit sind bereits ca. 60.000 Mobilfunkanlagen
in Deutschland in Betrieb, allein 40 davon sind in Bamberg
aufgestellt. Um eine "flächendeckende Versorgung" aller
BambergerInnen zu erreichen (erklärtes Ziel von
Mobilfunkbetreibern), muss diese Anzahl noch mehr als verdoppelt
werden. Welche Folgen das für die Gesundheit der vielen Menschen
hat, die in unmittelbarer Nähe leben, bleibt offen.
Für die Betreiber ist der Handy-Boom ein
Riesengeschäft. Verkaufsstellen schießen wie Pilze aus dem
Boden, kaum eine Gewerbezeile, die nicht "ihren"
Handyladen aufzuweisen hat. Bezahlen müssen
DauertelefoniererInnen, die sich teilweise bereits jetzt durch den
unkontrollierten Zugang und durch unlautere Praktiken bei
Geschäftsabschluss hoch verschulden, besonders Jugendliche ohne
eigenes Einkommen.
Streit um Beweise
Bezahlen müssen aber auch Bürger und
Bürgerinnen, die empfindlich auf elektromagnetische Strahlung
reagieren. Es besteht die Gefahr, dass durch die von Feststationen
und mobilen Sendeanlagen ausgehenden Hochfrequenz- und
Mikrowellenstrahlungen schädliche biologische Veränderungen
hervorrufen. Die Auswirkungen von Elektrosmog sind zwar noch
umstritten, ebenfalls die Untersuchungsmethoden zu
Grenzwertbestimmungen. Es gibt aber wissenschaftliche Studien, die
besagen, dass auch bei Einhaltung der festgelegten Grenzwerte und
Abstandsflächen Störungen wie Blutbildveränderungen, Krebs und
Erbgutschäden drohen.
Selbst der Umweltpakt Bayern enthält die
Verpflichtung, dass Betreiber Anlagen gemeinsam nutzen und ihre
Planungen aufeinander abstimmen sollen. Leider gibt es aber noch
keinen Auftrag an die Kommunen, ein Mobilfunkkonzept zu erstellen,
das BürgerInnen vor vermeidbarem Elektrosmog schützt. Nötig
wären vor allem Schutzzonen um Einrichtungen wie Altenheime,
Krankenhäuser, Kindergärten und Schulen.
Doch im Moment müssen Mobilfunkanlagen keine
emissionsschutzrechtliche Erlaubnis nachweisen und sind bis zu
einer Höhe von zehn Metern nicht genehmigungspflichtig.
Bis notwendige Untersuchungen abgeschlossen sind,
kann noch viel Zeit ins Land gehen. Aber im Interesse der Menschen
besteht jetzt Handlungsbedarf. Bisher beschäftigte sich in
Bamberg der Umweltsenat, der Bausenat und eine Gesprächsrunde mit
der Thematik. Zum Gespräch waren die vier Mobilfunkbetreiber,
VertreterInnen des Stadtrates und der Verwaltung geladen.
Ergebnis: Die Betreiber erklärten sich bereit, die künftigen
Planungen mit der Stadtverwaltung abzusprechen. Nicht ohne zu
betonen, dass sie dazu nicht verpflichtet seien. Diesem
Fachgespräch, das bewusst nichtöffentlich durchgeführt wurde,
Çñfolgt nun eine Expertenrunde in St. Urban – öffentlich,
ausgewogen, "ohne Hardliner".
Antennenwald auf Bambergs Dächern?
Das Thema Mobilfunk berührt nicht nur
gesundheitliche Interessen. Die historische, schützenswerte
Dächerlandschaft Bambergs erhält mit den Anlagen heimlich, still
und leise ein neues Gepräge. Leider nicht im Sinne von
"neuem Bauen in alter Substanz". Eine flächendeckende
Versorgung mit MobilfunkanlagWen bedeutet einen neuerlichen
Antennenwald, der die mittelalterliche Dachlandschaft
beeinträchtigt – und das unter den Augen der Denkmalbehörden,
deren rechtliche Möglichkeiten sehr eingeschränkt sind. Doch es
liegt in der Hand der Stadt, hier Einhalt zu gebieten: Eine
Gestaltungssatzung, die das Aufstellen von Anlagen im historischen
Bereich regelt, würde gleichzeitig dem Wunsch nach
gesundheitlicher Vorsorge entsprechen.
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