Populismus pur
Eigentlich ist alles ganz einfach: Die Öko-Steuer
ist notwendig, weil sie Klima- und Umweltschutz fördert und
gleichzeitig die Lohnnebenkosten senkt und damit zur Bekämpfung
der Arbeitslosigkeit beiträgt. Das war noch vor wenigen Jahren
parteiübergreifender Konsens. Auch in anderen europäischen
Ländern ist die Ökosteuer seit Jahren eingeführt, bewährt und
letztlich unumstritten.
Die von den Unionsparteien vor dem Hintergrund der
Ölpreissteigerungen entfachte Kampagne gegen die Öko-Steuer muss
deshalb als empirischer Feldversuch zur Klärung der Fragen
"Für wie dumm kann ich ungestraft die Bevölkerung
verkaufen?" und "Kann ich mit offensichtlichen Lügen
Wahlen gewinnen?" gewertet werden. Die dreisten
Benzin-Populisten versuchen, von der eigenen Konzeptlosigkeit in
Sachen Klimaschutz abzulenken und sich aus dem politischen Tief
des eigenen Spendensumpfs herauszuziehen.
Dass auch der Bundesoberpopulist und Kanzler aller
deutschen Autos seine "Volksnähe" beweisen würde, ist
nicht weiter verwunderlich. Die von ihm ins Gespräch gebrachte
Erhöhung der Kilometerpauschale um 20 Pfennig konnten die Grünen
verhindern. Ihnen gelang es sogar, die verkehrspolitisch sinnvolle
Entfernungspauschale für alle Verkehrsmittel durchzusetzen –
ein echter Erfolg. Aber es muss selbstkritisch angemerkt werden,
dass man trotzdem noch ein ganzes Stück weit von grünen Zielen
entfernt ist. Denn durch die Erhöhung auf 80 Pfennig wird nicht
nur umweltfreundliches Verhalten belohnt, sondern auch
Vielfahrerei und meilenweites Pendeln mit dem Auto gesponsert. Die
ökologische Lenkungswirkung der Ökosteuer wird damit gefährdet.
Der Heizkostenzuschuss für Familien mit geringem
Einkommen ist sicher sozial korrekt. Statt Energieverbrauch zu
subventionieren, wäre es aber noch besser gewesen,
Energieeinsparung zu fördern. Das Geld, das jetzt für den
Heizkostenzuschuss ausgegeben wird, wäre im Sinne einer –
finanziell und umweltpolitisch – nachhaltigen Politik besser
angelegt, wenn es zur Aufstockung der geplanten Zuschussprogramme
für Altbausanierung und Heizungsmo2dernisierung ausgegeben
würde. Für eine solche zukunftsorientierte und langfristig
angelegte Politik müssen Mehrheiten aber erst noch geschaffen
werden.
|