GAL BAMBERG

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Viele Schulden, aber keine Schuld?

Seit Jahren trägt eine satte Mehrheit die Bamberger Haushaltspolitik. Doch jetzt, wo das Finanzdesaster offenbar ist, will‘s keiner gewesen sein

Jammern gehört anscheinend zu den beliebtesten Tätigkeiten von Oberbürgermeister Herbert Lauer. So zumindest verhält er sich allgegenwärtig in der Öffentlichkeit, jedenfalls wenn es um die Haushaltslage der Stadt Bamberg geht. Noch vor einem Jahr, im OB-Wahlkampf, präsentierte er sich als großer Haushaltskonsolidierer, der alles im Griff hat, heute ist er ein von der Regierung von Oberfranken gegängelter Oberschuldenverwalter, der jede Schuld von sich weist.

Seit Jahren weist der Kämmerer auf die strukturellen Schwächen des Haushalts hin. Seit Jahren fordert er auf, diese zu beseitigen. Seit Jahren macht auch die GAL immer wieder Vorschläge, wie durch eine Anhebung der Gewerbesteuer und durch Ausgabenkürzungen die Haushaltssituation verbessert werden könnte. Seit Jahren gibt es ein "Augen zu und durch" der CSU-SPD-ÜBG-Mehrheit im Bamberger Stadtrat.

Geld ausgegeben, das nicht da ist

Dabei war abzusehen, dass der Gewerbesteuerregen der Jahre 1996, 1997 und 1998 ein vorübergehendes Phänomen sein würde (vgl. untenstehende Grafik). Spätestens seit zwei Jahren war außerdem bekannt, dass die Gewerbesteuermillionen der Telekom nur von kurzer Dauer sein werden und dass sogar bereits gezahlte Beträge wieder zurückerstattet werden müssen.

Trotzdem hat die Stadtratsmehrheit entgegen den Warnungen des Kämmerers fleißig Geld ausgegeben, das überhaupt nicht vorhanden war: für eine Komplettsanierung des Berliner Rings, eine Sanierung des Theaters in der großen Lösung, eine teure Tiefgarage an der Konzerthalle und eine betreiberfreundliche Sanierung des Kaliko-Ziegelbaus.

Die Spitze dieser abenteuerlichen und verlogenen Haushaltsführung war beim Haushalt 2000 erreicht.

• Die Gewerbesteuereinnahmen wurden viel zu hoch angesetzt, die Schlüsselzuweisungen des Landes ebenso (obwohl schon im Dezember 99 bekannt war, dass diese geringer ausfallen werden).

• Die von der Stadt an den Bezirk zu entrichtende Umlage wurde wie gehabt berechnet, obwohl ihre Erhöhung schon bekannt war.

• Für eine Erhöhung der Gehälter im Rahmen des Tarifabschlusses wurde erst gar keine Reserve gebildet, obwohl abzusehen war, dass es sicherlich keine Nullrunde geben würde.

Mit solchen Unwahrheiten bekam man dann den gewünschten Haushaltsausgleich hin, den Herbert Lauer in seinem OB-Wahlkampf brauchte. Bis dann die Regierung von Oberfranken einschritt und der Stadt Bamberg auf die Finger klopfte. Pikanterweise tat diese das kurz vor dem Wahlwochenende, so dass OB Lauer damit erst in der Woche nach der Wahl herausrücken musste.

Auf Kosten der Beschäftigten

Nun hat also Bayreuth die Haushaltsführung "übernommen". Die Liste der Maßnahmen, die nun (viel zu spät) ergriffen werden müssen, lassen wenig Gutes erwarten. Der größte Teil der Sanierungsbestrebungen geht auf Kosten des Personals. Dabei wird ein weiteres Versäumnis erkennbar. Jahrelang hat man die dringend notwendige Reform der Verwaltung vor sich her geschoben. Eine Verwaltungsreform jetzt unter der Mangelverwaltung zu realisieren, ist nahezu unmöglich.

Also wird der Rasenmäher angelegt, egal wie die Leistungen, die die Stadt zu erbringen hat, überhaupt noch erstellt werden sollen. Am meisten betroffen ist die Belegschaft. Allein in den vergangenen Jahren wurde jede 11. Personalstelle eingespart. Zu diesen 9 %igen Personalkürzungen stehen in den nächsten Jahren weitere 5 % ins Haus. In den Altenheimen wird gar gefordert, durch eine Rechtsformänderung die Angestelltentarife im Pflegebereich zu drücken.

Viele Vereine und Verbände, die wertvolle soziale und kulturelle Leistungen erbringen, fürchten um ihre Existenz. Einigen drohen Kürzungen bis zu 16%, die wiederum den Verlust anderer Zuschüsse von Bund und Land nach sich ziehen werden.

Ein eisiger Wind weht durch die Stadt – aber schuld, nein schuld ist daran natürlich niemand, jedenfalls nicht in Bamberg.

Wenig schmackhaft

Moralisch gesehen, könnten sich die GAL-StadträtInnen entspannt zurücklehnen. Keinen der für die heutige Haushaltsmisere verantwortlichen Beschlüsse hat die GAL-Stadtratsfraktion mitgetragen, vielmehr in den letzten Jahren alle Haushaltsentwürfe abgelehnt. Seit Jahren warnt die GAL davor, immer wieder neue Schulden zu machen, und bringt Vorschläge ein, wie dies zu vermeiden wäre (Erhöhung der Gewerbesteuer, Ausstieg aus der Weihnachtsbeleuchtung, Ausstieg aus der Bezuschussung der Gartenarbeit für die Kirchen u.v.m.) – leider ohne Erfolg.

Da fällt es schon schwer, jetzt, wo beinahe nichts mehr zu retten ist und auch wir nur noch mit Mühe Einsparvorschläge finden, immer noch konstruktiv im Stadtrat mitzuarbeiten. Warum soll ausgerechnet die GAL die Suppe auslöffeln, die andere eingebrockt haben? Aber um Schlimmeres zu verhüten, wird auch die GAL einige schmerzhafte Sparmaßnahmen mittragen. Dennoch – es gibt Grenzen: Die Auswirkungen zur Personalreduzierung müssen unserer Ansicht nach permanent auf den Prüfstand. Eine Unterbietung der derzeitigen Tarifstruktur in den Altenheimen und/oder eine Einschränkung der Pflegequalität werden wir nicht hinnehmen. Festhalten wird die GAL außerdem an der Jugenhilfeplanung und an der momentanen Qualität des Kindergarten-Angebots.