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Bedarf ist kaum zu decken

"Brucker Land"-Produkte stehen für erfolgreiche Regionalvermarktung – Anregungen auch für die Gärtnerstadt Bamberg?

Wer im Landkreis Fürstenfeldbruck in den Supermarkt geht, trifft am Nudelregal, an der Fleischtheke, am Kühlregal für Käse und Milch, bei den Eierschachteln, im Back-Shop oder in der Kartoffelecke immer wieder auf ein Logo: "BRUCKER LAND". Produkte aus dem westlich von München gelegenen Landkreis werden unter diesem Siegel professionell vermarktet. Der Bekanntheitsgrad der "Brucker Land"-Waren liegt laut Umfragen bei 92%. Beleg für die Erfolgsgeschichte eines Regionalmarketings, wie es auch für Bamberg und seine Gärtnereibetriebe wertvolle Anregungen geben könnte.

Begonnen hat das Projekt 1993 in einer Pfarrgemeinde im kleinen Dorf Nassenhausen. "Wir haben zuerst eine breite Basis aufgebaut", erinnert sich Elsbeth Seiltz, heute Zweite Vorsitzende des Fördervereins "Brucker Land Solidargemeinschaft e.V.". Dazu gehörten die Bäckerinnung, das Amt für Landwirtschaft, der Bauernverband, Kirchenvertreter sowie Umwelt- und Naturschutzgruppen.

ˇ30 Landwirte waren von Anfang an dabei. Gestartet wurde mit dem Brucker Landbrot als erstem Produkt. Darauf folgten in vierteljährlichem Abstand die Produkte Semmeln, Milch, Honig, Käse und Kartoffeln. Im Herbst 1996 kamen Bier, Saft von Streuobstwiesen und Nudeln auf den Markt. Gewissermaßen nebenbei entstand ein Angebot von Wiesenheu, Stroh und Rapsöl. Ein rein regional arbeitender Schlachthof bringt seit 1998 "Brucker Land"-Fleisch und -Wurst in die Metzgereien. Neuerdings gibt es bei zehn Gastwirten im Landkreis besondere "Brucker Land"-Menüs, für die zusätzlich noch Gemüse geliefert wird.

140 Verkaufsstellen

Inzwischen sind 120 landwirtschaftliche Betriebe an das Vertriebssystem des "Brucker Land" angeschlossen. Der Vertrieb läuft entweder direkt zwischen Erzeuger- und Abnehmerbetrieben oder wird über eine GmbH mit 30 Teilzeitbeschäftigten völlig handelsüblich organisiert: Die Bauern bringen ihre Waren zu einer Zentrale, von wo aus 3 Lkws insgesamt 140 Verkaufsstellen beliefern. "Brucker Land"-Produkte kann man eigentlich überall kaufen: in Supermärkten und Getränkemärkten, in Bäckereien, Metzgereien oder auf dem Bauernmarkt; man kann sich sogar Geschenkkörbe liefern lassen.

Zu erkennen sind die "Brucker Land"-Waren am Logo, das gut sichtbar auf Regalen und Verpackungen prangt. Wo das Siegel mit dem weißblauen Himmel über Baum und Hügellandschaft draufklebt, ist auch die Zahl auf dem benachbarten Preisschild meist etwas höher. Bis zu 30% und mehr müssen die VerbraucherInnen im Vergleich zu herkömmlichen Angeboten berappen. Aber die "Brucker Land"-KundInnen wissen die Qualität offenbar zu schätzen und greifen dafür gerne etwas tiefer ins Portemonnaie. "Seit kurzem", weiß Elsbeth Seiltz zu berichten, "haben wir auch Eier im Angebot – für 55 Pfennige das Stück. Wir waren schon skeptisch wegen dem Preis. Aber heute kriegen wir gar nicht genug Eier her, um den Bedarf zu decken."

Professionelles Design

Jedes einzelne "Brucker Land"-Produkt, von der 2-Kilo-Kartoffel-Tüte bis zum Honigglas, ist völlig durchgestylt und bei Supermarktkassen scannerfähig. "Wir wollen uns nicht durch ein Bio-Müsli-Image von anderen Produkten abheben", meint Elsbeth Seiltz, "wir haben ein professionelles Design, das es mit jeder Nestlé-Konkurrenz aufnehmen kann."

"Bio" ist derzeit noch kein zentraler Punkt beim Projekt "Brucker Land", obwohl mittlerweile auch hier Bio-Produkte wie das "Brucker Land"-Öko-Brot oder der Öko-Senf Einzug in die Angebotsliste gehalten haben. Ansonsten bewegen sich die Richtlinien, die vom Förderverein erarbeitet werden, "irgendwo zwischen konventionellem und ökologischem Anbau". Diese Vorgaben werden dafür aber äußerst streng gehandhabt, darauf legt die Zweite Vorsitzende des Fördervereins großen Wert. Zur Überprüfung zieht der Förderverein Landesanstalten und Untersuchungsbüros heran, monatliche Protokolle der Kontrollen sind für jedeN VerbraucherIn einsehbar.

Der direkte Kontakt zu den KundInnen wird bei den "Brucker Land"-Betrieben groß geschrieben. Regelmäßig werden Veranstaltungen organisiert: Erntedankgottesdienste, Schul- und Umweltfeste, Regionalmessen, es werden Informationsblätter in den Läden verteilt und dort auch das direkte Gespräch mit den KundInnen gesucht, seit 1998 erscheint sogar eine Kundenzeitschrift: die "Brucker Land"-Post. Inzwischen gibt es ein von der Sparkasse finanziertes Spiel "Abenteuer Brucker Land", und mit der Initiative "Brucker Land Sonnenland" engagiert man sich überdies bei der Vermarktung von Sonnenkollektoren in der Region.

Was ist eigentlich das Erfolgsrezept der "Brucker Land"-Leute? Elsbeth Seiltz betont den Zusammenhalt: "Wir begreifen uns als Partner und haben gemeinsam den Mut gefasst, unsere Geschicke selbst in die Hand zu nehmen." Das habe bei Herstellern und Verbrauchern ein neues Bewusstsein für die Region geschaffen. Und das ist offenbar ansteckend. Derzeit sind die Fürstenfeldbrucker gerade dabei, ihr Erfolgsrezept in die anderen Landkreise rund um München zu "exportieren".

Nur mal ein paar Ideen...

Könnte es nicht auch ansteckend für Bamberg sein? Das wäre doch möglich, oder?: Ein Marktstand mit Gemüse, Obst und Kräutern von Bamberger Gärtnern auf dem Maxplatz. Die "Bamberger Gärtnerecke" im Gemüseregal bei Kupsch und Edeka. Echt Bamberger Kräuterteemischungen in originellen Apfelweibla-Teedosen als Geschenkidee oder Souvenir für TouristInnen. Bamberg-Menüs mit Produkten aus der Region im Schlenkerla und im Spezi. Eine Kartoffelpfanne aus "Bamberger Hörnla" und ein Bamberger Süßholzfest.

 

 

 

 

 

Logo der Brucker-Land-Produkte