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Kunden kommen mit Geld, aber nicht mit dem Auto

Eine wenig bekannte Tatsache: Weit über die Hälfte aller Kunden und Kundinnen kommen zu Fuß, per Rad oder ÖPNV zum Einkaufen

Wenn in Bamberg über Verkehrspolitik diskutiert wird, dann dauert es zumeist nicht lange, bis es heißt: "Aber zum Einkaufen brauche ich doch ein Auto!" Und die betroffenen Geschäftsleute – zumal in der Innenstadt – ergänzen: "Nur wenn die Autofahrer ohne Schwierigkeiten zu uns kommen können und schnell einen Parkplatz finden, gehen unsere Geschäfte gut!" Woher sie diese Sicherheit nehmen, ist schleierhaft. Eigentlich könnten und müssten sie es besser wissen. Spätestens seit zwei Untersuchungen über die Verkehrsmittelwahl vorliegen.

Die Mehrheit ist nicht motorisiert

Die erste Untersuchung ist eine repräsentative Befragung von Bamberger Haushalten aus dem Jahr 1997, die von der Stadt Bamberg bei einem externen Fachbüro in Auftrag gegeben wurde. Die Ergebnisse sind eindeutig: 43% aller Wege in Bamberg werden mit MIV (motorisierter Individualverkehr = Auto, Motorrad oder als MitfahrerIn dieser Verkehrsmittel) zurückgelegt. Der größere Teil der Wege, nämlich 57%, fallen aber auf den so genannten Umweltverbund, also Füße (24%) und Rad (20%) sowie Bus und Bahn (13%) (siehe Grafik).

Zum Einkaufen nutzen die BambergerInnen den Umweltverbund sogar noch stärker. 60% kommen mit den Verkehrsmitteln des Umweltverbunds (29% zu Fuß, 16% per Rad, 15% mit Bus und Bahn). Und das, obwohl in diesen Zahlen auch die Einkaufsfahrten in die Gewerbegebiete am Stadtrand enthalten sind!

Landkreisbewohner kommen zu 48% ohne Auto in die City

Im Jahr 1999 nahm das Stadtplanungsamt eine Fußgängererhebung in der Innenstadt vor. Auch diese Untersuchung relativiert die Bedeutung des Autos für den Innenstadtbesuch: Über zwei Drittel aller Befragten – egal ob aus Bamberg, aus dem Landkreis oder als TouristIn hier – kamen mit dem Umweltverbund in die Innenstadt. 30,2% mit Bus/Bahn, 24,2% zu Fuß und 13,1% mit dem Rad, nur 32,5% mit dem MIV.

Bei den Innenstadtbesuchern aus dem Landkreis waren deutlich mehr, nämlich 52% mit dem MIV unterwegs. Das heißt aber auch: Trotz der bekannt schlechten Anbindung des Landkreises mit öffentlichen Verkehrsmitteln kommen immerhin noch 48% aller Landkreisbesucher mit den Verkehrsmitteln des Umweltverbunds in die Bamberger Innenstadt.

Aufklärung tut not

Die Stadtverwaltung sollte die Ergebnisse dieser Untersuchungen nicht einfach in den Schubladen des Rathauses verschwinden lassen, sondern offensive Öffentlichkeitsarbeit betreiben, um ein Umdenken auch im Einzelhandel zu bewirken. Auch der Stadtmarketing-Verein und der City-Manager wären hier sehr gefragt.