GAL BAMBERG

 zum gaz-Archiv

 

 

gazeuse - Was Sie im FT nicht lesen können

Neue Pläne – neue Maßstäbe

Seit sieben Jahren steht das Stadtbad neben dem Schloss Geyerswörth nun schon leer – kein Schwitzen, kein Baden, kein Relaxen mehr mitten in der Innenstadt. Und das wird es auch in Zukunft nicht geben, denn die Stadt steuert nun zielgerichtet auf eine Neunutzung zu – als zusätzliche Räume für den benachbarten Tourismus und KongressService TKS. Ein Raumprogramm wurde bereits vorgelegt, Architekturplanung und erste Ingenieurleistungen in Auftrag gegeben. Doch bei näherer Betrachtung der ganzen Entwicklung seit 2007 vermögen die jetzigen Planungen für das Stadtbad doch einigermaßen erstaunen.

Rückblick: Nach Betriebseinstellung des letzten Stadtbad-Pächters meldeten sich zwei Interessenten für eine grundlegende Sanierung. Beide waren bereit, die Auflage der Stadt – das Stadtbad als Sauna zu erhalten – zu erfüllen. Einer wollte ein kleines Wellness-Zentrum anlegen, mit Sauna, Solarium und Gastronomie. Der andere hatte ein Konzept für Sauna und Physiotherapie erarbeitet. Die folgenden Jahre waren ein einziges Hin und Her – zahlreiche Uneinigkeiten mit Stadtverwaltung und Stadtrat zogen sich durch die Verhandlungen mit den Investoren. Schließlich sprangen beide nacheinander ab.

Wesentliche -Streitpunkte waren in beiden Fällen die von den Investoren geplanten Erweiterungsbauten im rückwärtigen Teil des Gebäudes und die Dachausbauten bzw. Dachnutzung – Pläne, denen die Stadt damals nicht zustimmen wollte. Doch beide Investoren hielten es für unumgänglich, die Nutzfläche zu vergrößern, um eine Sauna wirtschaftlich betreiben zu können – und das war ja die Auflage der Stadt für die Nutzung des Stadtbads.

Doch dann stellte der TKS seinen Plan vor, in dem städtischen Gebäude in seiner unmittelbaren Nachbarschaft ein neues "Besucherzentrum" mit Gastronomie einzurichten – und hatte Erfolg bei der Stadtratsmehrheit. Was man von privaten Käufern kompromisslos erwartet hatte – das Stadtbad als öffentliche Sauna zu erhalten – war bei dem stadtinternen Vorhaben plötzlich nicht mehr so relevant.

Und nicht nur das. Auch der TKS plant beträchtliche An- und Ausbauten: eine rückwärtige Erweiterung und eine Erhöhung der beiden Seitenflügel. Rund 900 m2 Nutzfläche hat sich das TKS vom Stadtrat gewünscht und – im Gegensatz zu den Sauna-Investoren, die in gleichem Ausmaß erweitern wollten – auch bekommen.

sys

 

Aufsichtsreiche Zusatzverdienste

Dass man sich über Mitgliedschaften in Aufsichtsräten ein nettes Zubrot verdienen kann, ist bekannt. Und wenn man sich etwas bescheidener gibt als die Herren Ackermann und, dann ist auch auf der kommunalen Ebene der eine oder andere Euro zu holen – sowohl für StadträtInnen als auch für "Männer der freien Wirtschaft". Das wird freilich gemeinhin gerne geheim gehalten – denn Aufsichträte haben den hartnäckigen Ruf, sich leichtes Geld auf Kosten der Allgemeinheit zu verdienen.

Das muss nicht zwangsläufig so sein, und sicher gibt es faule Abnicker ebenso wie gestaltungs- und kritikfreudige Aufsichtsratsmitglieder. Will man jedoch in Zeiten der Privatisierung Einfluss nehmen, kommt man um GmbH-Gremien kaum herum. Auch die GAL-Stadtratsfraktion nutzt Aufsichtsratsmitgliedschaften, um ihre politischen Ideen einzubringen. Lange Zeit wurde die GAL-Stadtratsfraktion bei den GmbHs außen vor gelassen, aber mittlerweile kann man die 6 grünen Stadtratsmandate nicht mehr so leicht umgehen. Allerdings tritt die GAL seit jeher vehement für weitestmögliche Öffentlichkeit der bisher nur hinter verschlossenen Türen diskutierten GmbH-Interna ein.

Und dazu gehören nach Meinung der † auch Informationen darüber, wie viel die Leute verdienen, die im Namen der Bevölkerung Kontrolle über städtische Unternehmen ausführen sollen. Hier also die Zahlen, soweit sie der GAL bekannt sind, denn wie gesagt, Zusatzverdienste sind eigentlich "Verschlusssache".

Die Aufsichtsräte werden überraschend unterschiedlich entlohnt. Am "lumpigsten" geht es bei der Stadthallen GmbH zu: nur 25 Euro pro Sitzung. Bei der Landesgartenschau GmbH erhält man 100 Euro pro Sitzung, die Sozialstiftung zahlt 200 Euro. Die Stadtbau GmbH entschädigt ihre Aufsichtsräte wiederum monatlich – mit 150 Euro pro Monat.

Deutlich besser verdient man dann schon bei den Stadtwerken, wo StadträtInnen gleich in mehreren Gremien sitzen. Nur die Gesamtausgaben sind uns hier bekannt: 53 300 Euro verteilen sich jährlich auf 9 bis 11 Personen. Aber richtig lukrativ wird’s dann im Sparkassenverwaltungsrat: 770 Euro werden den Verwaltungsräten monatlich aufs Konto überwiesen.

Den Stadtratsmitgliedern in den Aufsichtsräten sind allerdings finanzielle Obergrenzen gesetzt: 4908 Euro, die sie pro Jahr aus Aufsichtsrats-Entschädigungen einnehmen, dürfen sie für sich behalten, alles darüber hinaus müssen sie an die Stadt abführen. Die 4908 Euro müssen je nach persönlicher Steuerklasse noch versteuert werden. Doch in vielen Aufsichts- bzw. Stiftungsräten gibt es auch Mitglieder ohne Stadtratsmandat, sogenannte "Männer der freien Wirtschaft". Diese Aufsichtsratsmitglieder sind – abgesehen natürlich von ihrer Steuerpflicht – nicht in ihren Einnahmen beschränkt.

Welche Qualität die Aufsichtsarbeit der Aufsichtsräte hat, ist kaum bekannt, da ja alle Sitzungen nichtöffentlich sind. Ob die Aufwandsentschädigungen privat konsumiert oder etwa für wohltätige Zwecke gespendet werden, ist ebenso wenig bekannt (außer bei den GAL-VertreterInnen, die den größten Teil abgeben, um die gemeinsame politische Arbeit und z. B. diese Zeitung zu finanzieren). Und sogar die Frage, wer überhaupt wo als Aufsichtsrat mitmischt, ist nicht so einfach zu beantworten. Die Stadtratsmitglieder sind über die Homepage der Stadt leicht "dingfest" zu machen (www.stadt.bamberg.de > Rathaus & Politik > Stadtrat & Fraktionen > Senate und Ausschüsse). Die "Männer der freien Wirtschaft" jedoch bleiben auch im informationsfreudigen Internet lieber im Verborgen.

sys