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Arbeit schützt vor Armut nicht

Die Arbeitslosigkeit in Deutschland sinkt, und erfreulicherweise tut sie das auch in Bamberg. Zwar ist die Zahl der Hartz-IV-Empfänger im Stadtgebiet nach Angaben des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) von August 2006 bis August 2007 von 2149 auf 1766 gesunken, doch rund 410 Personen von diesen erhalten ergänzende Hartz-IV-Leistungen, das heißt ihr Lohn oder ihre Rente liegen unter dem Existenzminimum und müssen mit Sozialgeld "aufgestockt" werden.

"In Arbeit zu sein, heißt heute nicht mehr, vor Armut geschützt zu sein", betont DGB-Kreisvorsitzender Werner Schnabel. Neben vielen Älteren, die sich nach jahrelanger erfolgloser Jobsuche frustiert völlig aus dem System abmelden, seien viele Jobsuchende von der Arbeitslosigkeit in so genannte prekäre Beschäftigungsverhältnisse wie Mini- (400 Euro) und Midijobs (400 bis 800 Euro) oder in Leiharbeitsverhältnisse "ohne Tarifbezahlung und Perspektive" gewechselt.

Vor allem diese Praxis der Leiharbeit nutzten einige Branchen aus, um sich mit Dumpinglöhnen auf dem Markt Wettbewerbsvorteile zu verschaffen, kritisiert Schnabel. So seien bei den Wertstoffsammlungen in Bamberg Leiharbeiter für drei Euro pro Stunde im Einsatz. "Man hat die Leiharbeit regelrecht entfesselt und zu einem Dauerzustand gemacht, aber dafür war sie nicht gedacht, sondern um vorübergehend Produktionsengpässe aufzufangen", betont der Gewerkschafter.

Gut vier Jahre nach der von Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) gestarteten Agenda 2010 sei die Leiharbeit zu einem "Angriff auf die Stammbelegschaft" geworden, meint Schnabel. Große Autohersteller wie Volkswagen bedienten sich inzwischen ihrer eigenen Verleihfirmen und leihen sich die vormals fest angestellten Mitarbeiter selbst aus – zu niedrigeren Tarifen und schlechterem Kündigungs- und Vorsorgeschutz. Dabei will Schnabel die Leiharbeit nicht grundsätzlich verurteilen. "Leiharbeit hat ihren Sinn – aber nicht, wenn es dabei nur Niedriglöhner gibt." In Frankreich etwa lägen die Gehälter für Leiharbeitnehmer um zehn Prozent über jenen der Stammbelegschaft – als Ausgleich für die Privilegien fest angestellter Mitarbeiter wie Urlaubs- und Weihnachtsgeld, betriebliche Altersvorsorge und Kündigungssschutz.

mac

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