Rathausjuristen prüfen 24 Wörter pro Tag
Die GAL ist ja bekannt dafür, dass sie die
Stadtverwaltung mit ihren Anträgen immer wieder auf Trab hält,
aber ein Antrag der GAL vom Februar 2005 scheint alles bisher
dagewesene in den Schatten zu stellen. Die GAL bezieht sich darin
auf ein damals aktuelles Urteil des Verwaltungsgerichts
Regensburg, bei dem es darum ging, dass Aufsichtsratssitzungen von
städtischen GmbHs in Teilen auch öffentlich stattfinden können.
Ein Anliegen, das die GAL hat, seit die Stadt immer mehr Betriebe
privatisiert und somit politisch wichtige Entscheidungen hinter
verschlossenen Türen fallen.
Bis heute ist die Rechtsabteilung im Rathaus
dabei, zu prüfen, ob das Urteil für Bamberg Relevanz hat –
seit mehr als 19 Monaten also. Das sind über 418 Arbeitstage. Bei
dem vorliegenden Urteilstext mit 10.240 Wörtern kommt man damit
auf immerhin 24 geprüfte Wörter pro Arbeitstag. Wir alle wissen,
wie spitzfindig und interpretationsfähig Juristendeutsch ist –
da kommt es auf jede Silbe und jedes Komma an. Eine beachtliche
Leistung also!
Zumal seither noch ein Revisionsurteil hinzukam,
und eine Stellungnahme des Bayerischen Innenministeriums, wie OB
Starke auf Nachfrage der GAL antwortete. Deshalb sei auch ein
"umfassender Konsultations- und Diskussionsprozess unter
Einschaltung der Geschäftsführer, der Werkleitung und des
Vorstandes der städtischen Beteiligungsunternehmen" nötig.
Noch mehr Köpfe brüten also Tag für Tag, Rauchwolken um ihre
Köpfe sammelnd, über dem überaus komplexen Thema.
Währenddessen werden unverändert wichtige
Weichenstellungen für die Zukunft der Stadt in den GmbHs
vorgenommen – weiterhin von den Nebelschwaden der
Verschwiegenheit und Nichtöffentlichkeit verdeckt. Und während
der Oberbürgermeister sich in publikumswirksamen Reden für mehr
Transparenz im Rathaus stark macht, basteln seine
Verwaltungsrechtsexperten wohl an einer juristisch eleganten
Begründung dafür, dass man beim Regensburger Gericht ja nicht
Bamberg gemeint haben kann. Ein Schuft, wer Böses dabei denkt …
sys
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