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Bierbrauen mit ätzendem Beigeschmack

Abwässer der Kaiserdom-Privatbrauerei schädigen seit Jahren das Gaustadter Kanalsystem

Bierbrauen kann echt ätzend sein. Nicht das prickelnd-frische Endprodukt natürlich, das vielen Bamberger BierfreundInnen wohltuend durch die Kehle rinnt. Aber die Abwässer bei der Bierherstellung haben’s echt in sich. Das bekommt seit Jahren das Kanalnetz in Gaustadt zu spüren, an das die Kaiserdom-Privatbrauerei angeschlossen ist.


Kaiserdom-Brauerei in Gaustadt

Seit langem stellen die laugen- und säurehaltigen Abwässer von Kaiserdom ein massives Problem für die Rohrleitungen des Kanalsystems dar. Die laut der Bamberger Entwässerungssatzung zulässigen pH-Werte zwischen 6,5 und 9,5 werden dabei deutlich über- und unterschritten. Kaiserdom produziert mehrere Zehntausend Kubikmeter Abwasser pro Jahr, die vor allem bei Reinigungsvorgängen entstehen.

Im Jahr 2000 musste der städtsche Entsorgungs- und Baubetrieb Rohre des öffentlichen Kanalnetzes in der Breitäckerstraße austauschen, weil sie aufgrund der unzulässigen Einleitungen aus dem Kaiserdom-Gelände "völlig zerstört" waren (so der EBB-Bericht im Juni 2007). Nach Klageerhebung der Stadt zahlte die Brauerei immerhin die entstandenen Kosten. Der Reparaturbedarf in der Breitäckerstraße war der Firma eindeutig zuzuweisen, da sie die einzige Einleiterin ist. Doch das Kaiserdom-Abwasser fließt anschließend weiter ins Gaustadter Kanalsystem, wo es sich zwar mit Abwässern aus anderen Haushalten mischt, aber dennoch mit seiner hohen Säure- und Laugenkonzentration noch Schäden anrichten kann. Diese sind aber nicht mehr eindeutig zuordenbar und sind somit vom EBB selbst zu tragen – sprich von den Gebührenzahlern.

Aber nicht nur Rohre unter der Erde leiden, auch das Betriebspersonal des EBB ist "massiv gefährdet". Und zudem ist nicht auszuschließen, dass die biologische Reinigungssstufe in der städtischen Kläranlage "beeinträchtigt oder gar zerstört" wird.

Deshalb kämpft die Stadt Bamberg nun seit Jahren darum, dass Kaiserdom sich endlich an die gesetzlichen Vorgaben hält und sein Abwasser entsprechend auf dem eigenen Gelände "neutralisiert". Die Brauerei hingegen fuhr in den vergangenen Jahren eine Hinhaltetaktik. Zahlreiche Maßnahmen wurden in ebenso zahlreichen Besprechungsterminen zwischen Brauerei- und EBB-Vertretern erörtert, aber bis dato nicht umgesetzt. Von seiten der Stadtspitze war bisher wenig Druck zu spüren und auch die Öffentlichkeit wurde nicht informiert. Die Firma der Familie Wörner gilt als wichtiger Faktor am Wirtschaftsstandort Bamberg und soll wohl nicht verprellt werden.

Im Januar 2007 stellte die GAL-Stadtratsfraktion – die über Umwege von dem Sachver-halt erfahren hatte – einen Antrag auf Sachstandsbericht im Stadtrat. Seither tut sich etwas, wenn auch nicht gerade schwungvoll. Auf Druck der Stadt hat Kaiserdom nun von einem Expertenbüro einen Sanierungsplan ausarbeiten lassen, der nach einigen Nachbesserungen vom EBB akzeptiert wurde. In der produktionsarmen Zeit ab November 2007 soll auf dem Kaiserdom-Grundstück ein Verbindungskanal gebaut werden, um die basischen und sauren Abwässer zu neutralisieren. Ab Januar will der EBB kontrollieren, ob damit das Ziel erreicht wird, die pH-Grenzwerte einzuhalten. Die GAL gibt die Hoffnung nicht auf, dass sich die Situation nun endlich verbessern wird, und bleibt am Ball.

sys