In den vergangenen Monaten zeigte die NPD
verstärkt Präsenz in Oberfranken. Nicht nur in der kleinen Stadt
Gräfenberg, deren Kriegerdenkmal seit 1999 alljährlich zum Ziel
vieler neonazistischer Aufmärsche wird, erreichte die Häufigkeit
rechtsradikaler Veranstaltungen in diesem Jahr einen Höhepunkt.
Die Grüne Jugend Oberfranken im Sommer 2007 bei einer Demo gegen
Rechts in Wunsiedel. Foto: Stephan Clemens
Auch in Bamberg bemüht sich die NPD intensiv um
die Aufmerksamkeit potentieller Wähler: Man versuchte die
Konzert- und Kongresshalle für einen Parteitag mit etwa 300
geladenen Gästen zu buchen. Dies konnte in einer zweistufigen
juristischen Auseinandersetzung vor dem Verwaltungsgericht und
anschließend dem Bayerischen Verwaltungsgerichtshof in München
mit der Begründung verhindert werden, dass die Halle an besagtem
Termin wegen des "Tags der offenen Tür" grundsätzlich
nicht für Veranstaltungen zur Verfügung stehe. In der Natur
dieses Arguments liegt allerdings logischerweise, dass es nur
einmal zieht und sich nicht beliebig einsetzen lässt. Die NPD
kann jederzeit eine neue Anfrage stellen.
Große Politik- und Demokratieverdrossenheit,
sowie geschickte Agitation seitens der NPD haben dazu geführt,
dass diese Partei in den vergangenen Jahren diverse Wahlerfolge,
auch auf Länderebene, feiern konnte. Oft bieten neofaschistische
Organisationen ein abwechslungsreiches
"Jugendfreizeitprogramm" an, engagieren sich in Vereinen
und Bürgerinitiativen und bedienen sich moderner
Propaganda-Strategien. Rechtsextremistische Ideologien gewinnen
besonders dort an Bedeutung, wo soziale Not und Arbeitslosigkeit
herrschen.
Was kann man also tun?
Naheliegend scheint ein NPD-Verbot zu sein, zumal
diese "Lösung" aufgrund der aktuellen Petition
"NPD-Verbot jetzt!" der VVN-BdA in aller Munde ist. Mit
einem Verbot verlöre die NPD ihren Status als legale Partei und
somit das Recht auf staatliche Parteienfinanzierung und den Schutz
ihrer Veranstaltungen. Ihre Organisationsstruktur wäre
zerschlagen und nur schwer und dann auch noch illegal im
Untergrund wieder aufzubauen. Ein Verbot würde außerdem
MitläuferInnen abschrecken und der NPD einen Großteil ihres
Zulaufs entziehen.
Auf der anderen Seite kann man Gedanken und
Ideologien nicht verbieten. "Entledigt" man sich der
Partei, bleibt das eigentliche Problem dennoch bestehen. Ein
Verbot zieht nach sich, dass die Bevölkerung die Problematik
nicht mehr vor Augen geführt bekommt, man stützt sich auf die
Nicht-Existenz der NPD und schwächt somit die Zivilcourage, wie
zum Beispiel Bürgerinitiativen in Gräfenberg oder Bamberg. Man
stärkt womöglich noch die Solidarität rechtsextremistischer
KameradInnen, denn nun kommt auch noch der Reiz des Verbotenen
hinzu.
Unabhängig von der Frage "Verbot oder
nicht?" ist es aber notwendig, die tiefer liegenden Ursachen
konkret zu erforschen und vor Ort zu bekämpfen.
Eine demokratische Kultur kann nicht hinnehmen,
dass Jugendliche sich aus Frust oder Langeweile einer
neonazistischen Partei zuwenden, dass Menschen aufgrund ihrer
Hautfarbe oder Religion in Gefahr schweben, dass rechtes
Gedankengut mittlerweile schon in der Mitte der Gesellschaft
angelangt ist.
Aufklärung, Zivilcourage und Engagement aller
demokra-tischen Parteien ist gefordert. "Braune" Themen
und Po-li-tik-felder müssen von ihnen besetzt und auf eine
intelligente, Demokratie stärkende Weise angegangen werden.
Die NPD ist ernst zu nehmen, aber nicht
überzubewerten! In erster Linie ist es an uns, soziale
Ausgrenzung zu verhindern, als Kommune Plätze für Jugendliche zu
schaffen, aufzuklären und gegen rechtsextremistisches Gedankengut
anzukämpfen.
doro
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