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Weltkulturerbe-Titel in
Gefahr?
Kanaldeckel entsprechen nicht internationalen
ästhetischen Standards – GAL fordert Gestaltungswettbewerb
Nach der Mülleimer-Initiative von CSU-Stadträtin
Birgit Dietz, die sich im Sommer 2006 für mehr Ästhetik bei den
Bamberger Abfallbehältern einsetzte (der FT berichtete in viel
beachteten Artikeln), startet die GAL nun eine
Kanaldeckel-Kampagne.
Wie die baupolitische GAL-Sprecherin Petra
Friedrich der gaz exklusiv berichtete, hat ihre Fraktion bei dem
renommierten italienischen Kanaldeckel-Experten Prof. Dr. Maxelino
Gullio ein Gutachten über die städtebauliche Qualität der
Bamberger Kanaleinstiegsschachtdeckel in Auftrag gegeben.
Friedrich hält es für unabdingbar, dass Bamberg auch auf
niedrigstem Niveau Weltkulturerbestatus beweist.
Der herkömmliche Bamberger Kanaldeckel ist laut
Gullio, der auch als Schachtdeckel-Beauftragter der UNESCO ein
viel gefragter Mann ist, zwar praxistauglich, jedoch ästhetischen
Ansprüchen nicht genügend. Wie er mitteilte, plant die
UNESCO-Kommission für dieses Jahr eine neue "Richtlinie für
den Denkmalschutz von Kanalschachtoberbedeckelungen im
Straßenraum von Welterbestätten". Den Anforderungen dieser
Richtlinie werden die meisten Bamberger Exemplare nicht
standhalten, prophezeit Gullio. Investitionen in Millionenhöhe
werden voraussichtlich auf die Stadt als dem zuständigen
Abwasserbeseitigungspflichtigen zukommen, um die Abdeckungen der
Bamberger Unterwelt den dann geltenden Standards anzupassen und
den Weltkulturerbe-Titel nicht zu verlieren.
GAL-Stadträtin Friedrich fordert deshalb die
Ausschreibung eines europaweiten, gut dotierten Wettbewerbs für
die Gestaltung der Kanaldeckel. Und sie denkt auch gleich weiter:
"Sobald wir mit den Mülleimern und den Kanaldeckeln durch
sind, müssen wir uns dringend auf die Blitzableiter,
Regenfallrohre und Bordsteinkanten konzentrieren – es gibt noch
viel zu tun!"
Ein Graus: Der in Bamberg
meistverbreitete Kanaldeckel mit großflächiger
Betonfüllung – nach Meinung von Prof. Gullio gewöhnlich,
phantasielos und unästhetisch. |
"Immerhin ein Versuch der
Aufwertung", meint Petra Friedrich zu diesem
herkömmlichen Rosettendeckel mit gepflasterter
Segmentierung.
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Dezent, aber einer
herausragenden Weltkulturerbestätte dennoch unwürdig:
Herkömmlicher Runddeckel mit historischer Tarnplasterung in
der Alten Hofhaltung. |
Eines der wenigen
Schmuckstücke: Historischer gusseiserner Deckel mit
Blumenornamentik und – aus Sicht der Grünen besonders
wertvoll – angrenzender Pflasterfugenvegetation. |
Kein Plazet in den Augen des
Fachmanns, Prof. Gullio: Rosettenkanaldeckel mit liebloser
Segmentfüllung aus Asphalt mitten im hochwertigen
Kopfsteinpflaster des Weltkulturerbes. |
Das will die GAL künftig per
Ortsrecht verbieten: Parken auf Kanaldeckeln.
Fotos: Sylvia Schaible |
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