Mittlerweile pfeifen es die Spatzen von
Bambergs Dächern: Die Stadt steckt in einer schlimmen
Finanzmisere. Seit 2000 werden die jährlichen Etats von der
Regierung von Oberfranken nur noch gegen Auflagen genehmigt. Die
Stadt hat deshalb ein so genanntes Haushaltskonsoliderungskonzept
erarbeitet, das die Ausgaben verringern und aus der
Verschuldungsspirale heraus führen soll. Nur: Der beste Sparplan
nutzt nichts, wenn es den politisch Verantwortlichen an Disziplin
fehlt.
Am ehesten erreichen noch die
städtischen Bediensteten das ihnen zwangsweise auferlegte Ziel, 5
% der Personalausgaben innerhalb von drei Jahren einzusparen. Ein
Lob an dieser Stelle an viele Beschäftigten, die bei geringerem
Personaleinsatz erheblich mehr leisten müssen.
Im Stadtrat hingegen ist es um die
Sparmoral weniger gut bestellt. Immer mehr Ausnahmen und
Sonderwünsche, die eher wählerwirksame Publicity als
verantwortungsvolles Haushalten widerspiegeln,
leisten sich die politisch Verantwortlichen.
Diese Mehrausgaben im Vergleich
zu 2001 (in Euro) hat die Stadtratsmehrheit beschlossen und
überschreitet damit die Grenzen des
Haushaltskonsoliderungskonzepts:
Straßenunterhalt |
143.000 |
Winterdienst |
39.600 |
Magazin Historisches Museum |
44.000 |
Zuschuss BambergerSymphoniker |
66.300 |
Budget Theater |
50.000 |
Budget Musikschule |
14.000 |
Budget Volkshochschule |
12.000 |
Stadtplanungsbeirat |
75.000 |
Arbeitsgemeinschaft Bamberg-Forchheim |
25.600 |
Landesausstellung Heinrich
II |
85.000 |
Betriebszuschuss Nervenklinik |
270.000 |
Zuschuss Nordbayer. Musikbund |
30.000 |
Stadtbücherei |
180.000 |
Doch damit ist das Ende der
Fahnenstange noch nicht erreicht. Für das neue Museumsmagazin
müssen künftig jährlich mindestens 20.000 Euro bereit gestellt
werden, für die neue Stadtbücherei mindestens 250.000 Euro. Wenn
von dem künftig zu erwartenden Defizit der Bamberger Symphoniker
die Stadt weiterhin 10% tragen soll, so sind das jährlich weitere
350.000 Euro. Das Theater wird nach dem Umbau sein jetziges Budget
von 2 Mio Euro nicht halten können – ein jährlicher Mehrbedarf
von 200.000 Euro ist im Gespräch.
Von der Stadtratsmehrheit wurde
ein Parkleitsystem beschlossen und im Wahlkampf vollmundige
Versprechungen auf den Bau der Kronacher Straße gemacht. Eine
Bahnsteigunterführung mit Parkplatz östlich der Bahnlinie und
ein neuer Schiffsanlegesteg stehen ebenfalls noch auf dem
Wunschzettel. Wie die Stadt dann noch alljährlich ca. 500000 bis
1Mio Euro zurücklegen will, um 2010 die geplante
Landesgartenschau zu finanzieren, ist wohl jedem vernünftig
Rechnenden ein Rätsel.
Zur Klarstellung: Auch die GAL
hält viele dieser Ausgaben für gerechtfertigt. Aber mit der eben
beschriebenen fröhlich-lockeren Großzügigkeit, mal für dieses,
mal für jenes Projekt, verhält sich die Stadtratsmehrheit, als
könne sie mit Geld um sich werfen – und das ist schlichtweg
verantwortungslos. Was die politisch Verantwortlichen erarbeiten
müssten (und die GAL seit langem fordert), ist eine
Prioritätenliste, auf der alle wünschenswerten Projekte in eine
klare Rangfolge gebracht werden. Je nach dem aktuellen
finanziellen Spielraum könnten diese Projekte dann in der
vorgegebenen Reihenfolge verwirklicht werden.
Aber das würde allen
StadträtInnen klare politische Entscheidungen für und auch gegen
die einzelnen Vorhaben abverlangen. Für eine solche klare, aber
eben wenig publikumswirksame Politik fehlte bisher der Mut.
Karikatur: aus GARRP 2/02
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