Es geht nicht mehr um das Ob sondern um
das Wie – Die Globalisierung muss gerecht, demokratisch, sozial
und ökologisch sein
"Globalisierung" ist ein
Modebegriff unserer Zeit. Während viele Menschen die
undurchschaubar gewordenen Prozesse der Globalisierung teils
instinktiv teils argumentativ ablehnen, beschwören andere das
Gegenteil. Eine "gerechte Globalisierung" verlangen auch
die Bündnisgrünen. Und selbst die internationale Basisbewegung
Attac, von den Medien als "Globalisierungsgegner"
tituliert, fordert in Wahrheit eine "Globalisierung von
unten". Anscheinend geht es also nur noch um das
"wie", nicht mehr aber um das "ob" der
Globalisierung.
Der Begriff der Globalisierung hat
in den gut 15 Jahren seiner Existenz bereits einen
Bedeutungswandel vollzogen. Ursprünglich wurde mit dem Begriff
ausschließlich die zunehmende globale Verflechtung der
Ökonomien, insbesondere der Finanzmärkte bezeichnet.
Die Existenz globaler Mächte hat
jedoch viele Schattenseiten: immer mehr Armut, die Vernichtung der
Existenzbedingungen traditioneller Produzenten, Ausbeutung der
Menschen in armen Ländern durch global agierende
Produktionsfirmen, Verlust kultureller und sozialer Vielfalt und
beschleunigter ökologischer Raubbau.
Schlimm ist allerdings auch die
Alternative "Entkoppelung von der Globalisierung": wenn
ärmste Regionen von den Global Players daran gehindert werden, am
Weltmarkt teilzuhaben. Folge ist, aufgrund mangelnder eigener
Ressourcen, eine Verstetigung der dortigen Problemlage von Hunger
und Armut.
Doch auch innerhalb der
Industriestaaten gibt es Gewinner und Verlierer. Sozialstaat und
ökologische Standards geraten massiv unter Druck. Neoliberale
Kräfte propagieren die Logik des Weltmarktes, der Staat sei wie
ein Unternehmen zu führen, die "Deutschland AG" wird
ausgerufen
.
Dagegen setzen sich viele Menschen
und auch Bündnis 90/Die Grünen zu Recht zur Wehr. Sie wollen der
Globalisierung einen Rahmen geben, im Sinne von Solidarität,
Gerechtigkeit und ökologischer Verantwortung. Als wesentliche
Handlungsoptionen hierfür sind zu nennen:
-
Besteuerung internationaler
Finanztransaktionen
-
Demokratisierung des
Internationalen Währungsfonds
-
Durchsetzung des
Kyto-Protokolls zum Klimaschutz
-
Zusammenwachsen Europas in
einer demokratisch reformierten EU
-
soziale und ökologische
Richtlinien für das Welthandelsabkommen GATT
-
Einrichtung eines
internationalen Strafgerichtshofs
Positive Aspekte umfasst die
Globalisierung freilich auch: Der weltweit mögliche Zugriff auf
Informationen durch das Internet oder global wahrgenommene
Sportveranstaltungen wie die Fußball-WM lassen Völker und
Kulturen zusammenrücken. Zudem gilt: Auch Globalisierungskritiker
nutzen die globalen Möglichkeiten und unterhalten mittlerweile
weltumspannende Beziehungen.
Gerade diese neuen Akteure und
international vernetzten Basisorganisationen werden den
Globalisierungsprozess entscheidend mit beeinflussen, weil sie
dafür sorgen, dass sich Zivilgesellschaften in die Weltpolitik
einmischen. Eine neue Bedeutung von Globalisierung: die Vision
einer demokratischen Weltinnenpolitik.
Karikaturen: Christiane Pfohlmann
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