Kommunen beauftragen ja gerne mal
externe Gutachter, wenn sie nicht mehr so recht weiter wissen. Oft
ist das gut, denn Sachverstand von außen kann neue Perspektiven
öffnen. Hin und wieder aber kann man die Gutachten auch in der
Pfeife rauchen, weil der Erkenntnisgewinn gleich Null ist oder man
sie gar nicht gebraucht hätte. Hier eine kleine Hitliste der
nutzlosen Gutachten aus den Amtsjahren von Alt-OB Herbert Lauer.
Platz 3: Musikschule –9.000 DM pro Tipp
Nach Ansicht der gaz-Redaktion auf
Platz 3 kommt ein Gutachten, das im Herbst 2001 in Auftrag gegeben
wurde, um den Zuschussbedarf der städtischen Musikschule
langfristig zu senken. Der war nämlich von 1993 bis 2000 um ein
gutes Drittel gestiegen (von jährlich 0,75 Mio DM auf 1,04 Mio
DM). Auf 140 Seiten analysierte die Firma KGSt consult daraufhin,
wo die Musikschule ihre Einnahmen noch verbessern, bzw. die
Ausgaben reduzieren könnte. Und sie kam auf insgesamt vier (!)
Tipps: Gebührenerhöhung, reduzierte Geschwisterermäßigung, ein
neuer Zuschlag für Erwachsene, und das Bilden größerer
Unterrichtsgruppen. Die Erarbeitung dieser "bahnbrechenden
Ideen" kostete die Stadt exakt 37.352 DM.
Platz 2: Konzerthallenhotel –
"Anbahnungsgespräche" mit Altbekannten
So richtig effektiv war auch die
Beauftragung von Prof. Dr. Walchshöfer im März 2002. Wir
erinnern uns: Der Hotelneubau bei der Konzerthalle und die
Sanierung des Kaliko-Ziegelbaus kamen nicht so recht voran.
Deshalb schloss man einen Beratervertrag mit einem gewissen Prof.
Dr. Walchshöfer, damit dieser die Stadt bei der "Vermarktung
des Hotelstandorts" unterstützte sowie
"Anbahnungsgespräche und weitere Verhandlungen"
durchführte. Die Stadtverwaltung legte dem Stadtrat zwar
keinerlei Referenzen des Professors vor, hielt ihn aber dennoch
aus nicht näher erläuterten Gründen für hervorragend
kompetent. Er bekam also den Auftrag – für ein Honorar von
15.000 Euro.
Keine vier Monate später
präsentierte Walchshöfer tatsächlich drei ernsthafte Bewerber
für das Hotel. Doch mit zwei der drei Firmengruppen hatte die
Stadt schon verhandelt, bevor der Berater auf den Plan getreten
war. Und tatsächlich bekam dann die bereits seit einiger Zeit mit
Bamberg in Verhandlung stehende Firma Kommunalprojekt Leipzig den
Zuschlag für den Hotelneubau, und die Rolle des Hotelbetreibers
übernahm Welcome Hotels, altbekannt vom Hotel Residenzschloss auf
der gegenüberliegenden Flussseite. Der Walchshöfer-Coup hat
unserer Meinung nach Platz 2 verdient.
Platz 1: Volkspark – Stiftung ja, aber
nicht so
Die Idee, aus dem maroden Volkspark am Stadion
eine Sportstiftung zu machen, traute sich die Verwaltung nicht
alleine umzusetzen. Weshalb man sich im Juli 2004 die Erlaubnis
vom Stadtrat holte, die Firma RegionalKonzept GmbH mit der
Ausarbeitung eines "Finanzierung-, Bebauungs- und
Marketingkonzepts" zu beauftragen. Im Oktober 2005 lag das
gewünschte Papier vor. Doch inzwischen hatte es sich die
Stadtverwaltung anders überlegt: Man wollte das mit der Stiftung
doch in Eigenregie machen und auch anders gestalten. Das in
Auftrag gegebene Konzept für 24.000 Euro landete deshalb im
Papierkorb – und damit auf Platz 1 unserer Hitliste der
nutzlosen Gutachten.
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