GAL BAMBERG

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gazeuse - Was Sie im FT nicht lesen können

Skandaaaal! Skandal um Loose …

Vor genau einem Jahr sprachen die Mitglieder des Kultursenats dem Leiter des Bamberger Marionettentheaters, Klaus Loose, noch ihren "tief empfundenen Dank" für sein kulturelles Engagement aus. Doch das Ausscheiden des über 75-Jährigen aus dem Theaterbetrieb führte jetzt nicht nur zu kleinlichen Meinungsverschiedenheiten mit dem von ihm selbst bestimmten Nachfolger (der FT berichtete darüber), sondern warf auch ein ganz neues Licht auf das vermeintlich so "ehrenamtliche" Engagement des Theaterleiters.

Im Jahr 1996 beteuerte Loose in einem Schreiben dem Stadtrat gegenüber: "Das Theater wird ehrenamtlich betrieben und wirft keinen Gewinn ab; im Gegenteil: es kann nur dadurch betrieben werden, dass alle technischen und handwerklichen sowie künstlerischen Arbeiten von Freiwilligen ohne jede Bezahlung geleistet werden. Die Eintrittsgelder gehen für Sachkosten (zu denen nur Materialien usw., nicht etwa auch die Miete gehören) und eine unbedeutende Abendgage für die im Abenddienst Tätigen auf. Ich kann das Theater nur halten, weil ich es privat aus meiner Pension als Kreisamtsrat a.D. finanziere (…) Um das zu ermöglichen verzichte ich seit Jahrzehnten auf die fast jedem modernen Menschen selbstverständlichen Annehmlichkeiten wie Auto oder große Reisen."

Die Kultursenatsmitglieder waren gerührt und gingen deshalb auch auf einen Vorschlag des Mannes ein, der sich gern als "Prinzipal" seines Theaters feiern ließ: Er übertrug das Eigentum an seinem Marionettentheater (Puppen, Ausstattung usw.) der Stadt. Im Gegenzug wurde ihm fortan die Miete für die Theaterräume im Staubschen Haus (das der städtischen Krankenhausstiftung gehört) erstattet: 2005 waren das immerhin über 5000 Euro.

Doch ganz so weit scheint es mit der hingebungsvollen Selbstkasteiung des Herren über die Marionetten wohl doch nicht gewesen zu sein, wie sich jetzt herausstellte. Im Jahr 2005 beispielsweise zahlte er sich selbst monatlich durchschnittlich 866 Euro aus den Eintrittseinnahmen aus, was er in seiner eigenen Buchführung als "Prinzipal-Gage" betitelte. Ähnliches gilt auch für die Jahre zuvor.

Ob eine solche Gagenhöhe für Looses Leistung zu rechtfertigen ist, mag man bestreiten oder nicht – aber es stellt sich doch die Frage, ob sie noch viel mit dem von ihm so lauthals postulierten selbstlosen Ehrenamt zu tun hat. Im Interesse des renommierten Marionettentheaters kann man nur hoffen, dass durch Looses Führungsstil kein dauerhafter Schaden entstanden ist und die Einrichtung sich bald auf eigenen Füßen stabilisiert.

 

Boulevardblättchen versäumt Provinzposse

Die Story ist eine echte Provinzposse, sie gehört in die Abteilung "Klatsch und Tratsch", sie ist zum schadenfreudigen Händereiben geeignet und liefert Stoff für Treppenhausgespräche à la "Ey, host scho g’hört?"… – Eine solche Story müsste doch eigentlich groß und breit im FT stehen, oder? Tut sie aber nicht.

Die Hauptakteure der Story sind zwei Bamberger Politiker, der Bezirkstagspräsident und Bamberger Landrat Dr. Günther Denzler und sein Amtsvorgänger im Bezirkstag, der Bamberger Stadtrat Edgar Sitzmann, beide CSU. Für seine Verdienste um den Bezirk Oberfranken während seiner 20-jährigen Amtstätigkeit sollte Sitzmann die Ehrenmedaille des Bezirks erhalten. Diesen Beschluss fasste der Bezirkstag einstimmig Anfang des Jahres 2005.

Überreicht wird eine solche Medaille üblicherweise vom amtierenden Bezirkstagspräsidenten, also Denzler. Doch von dem wollte Sitzmann die ehrenvollen Würden nicht in Empfang nehmen. Persönliche Animositäten zwischen den beiden Partei"freunden" sind der auch öffentlich genannte Grund dafür. Denzler hingegen wollte sich das Recht nicht nehmen lassen, diese Medaille zu übergeben. Briefe gingen hin und her, bis die beiden Sturköpfe sogar Rechtsgutachten anfertigen ließen – jeweils um die eigene Postion zu untermauern.

Bis zu einem Bericht auf der Bayernseite in der Süddeutsche Zeitung brachte es der oberfränkische Hahnenkampf – doch im FT kein Zeile davon. An der ganzen Politkomödie mag das vielleicht sogar die interessanteste Information sein – Raum für Interpretationen stehen allen FT- und gaz-Lesern offen.

Seit dem Bezirkstagsbeschluss ist übrigens inzwischen mehr als ein Jahr vergangen – wegen Nichtannahme der Medaille hat Sitzmann deshalb seine Ehrung verwirkt.

 

Ein Hinterbänkler als Anchorman?

Regelrecht basisdemokratisch gab sich Dr. Helmut Müller nach seiner Kür zum CSU-Fraktionsvorsitzenden. Jedes Mitglied seiner Fraktion solle sich "entfalten" können, so der neue Frontmann gegenüber der Lokalzeitung, und: "Es soll im Stadtrat nicht immer nur einer sprechen."

Hört sich offen, liberal und großherzig an, oder? Doch es drängt sich der Verdacht auf, dass dahinter ganz praktische Überlegungen des neuen CSU-Chefs stecken. Die GAL-StadträtInnen konnten sich jedenfalls kaum an einen Redebeitrag erinnern, den Stadtrat Müller überhaupt in den letzten Jahren bei Stadtratsdebatten geäußert hätte. Und in den Senaten hatte Müller bis zu seiner Wahl zum Fraktionsvorsitzenden weder einen Sprecherposten noch einen stellvertretenden Sprecherposten inne – überhaupt war er in keinem einzigen Senat Mitglied, nur in zwei Ausschüssen (Sozialhilfe und Rechnungsprüfung).

Vielleicht hat Müller ja gerade dieses Hinterbänkler-Dasein für den Vorsitz einer zerrütteten CSU-Fraktion prädestiniert? Nach dem Motto: Wer nichts tut, macht auch keine Fehler – wer nichts sagt, sagt auch nichts falsches.

Jedenfalls darf man gespannt sein, mit welcher "Substanz" Müller seine neuen Posten als Fraktions- und Kreisvorsitzender der CSU ausfüllt, zumal er ja auch als Landtagsabgeordneter noch ein bisschen was zu tun haben dürfte – oder auch nicht?