Wer hoch steigt, kann tief fallen
Jung, dynamisch, innovativ, integrierend,
"Der Mann der Stunde" – was wurde ihm nicht alles
nachgesagt?! Aus dem politischen Nichts aufgestiegen wie einst
Phönix aus der Asche.
Als Gallionsfigur sollte er die uneinigen
CSU-Reihen auf gemeinsamen Kurs bringen und wurde in Kürze zum
Überraschungs-Kreisvorsitzenden gekürt. Als dynamischer
Unternehmer sollte er neue Konzepte für den Standort Bamberg
entwickeln. Als junger moderner Kandidat sollte er die CSU für
Junge und Junggebliebene wählbar machen und bei den
Kommunalwahlen 2002 die absolute Stadtratsmehrheit
wiederbeschaffen.
Wurde in der CSU über mögliche Anwerber für
höhere Posten geredet – sei es das Bundestagsmandat, sei es der
OB-Sessel – war sein Name in aller Munde. Selbst der
FT-Haus-und-Hofredakteur wurde euphorisch, bejubelte tagtäglich
die Vorzüge des Herrn und pries den erfrischenden durchs
CSU-Lager wehenden Wind.
Welche Steilkarriere bahnte sich da an…
– Und brach sogleich in sich zusammen.
Kaum gekürt, schon ausgebremst: Nach der Wahl
darf der Posten des Fraktionsvorsitzenden nicht sein Haupt zieren.
Die junge und die alte Opposition in der Partei zeigt plötzlich
die Zähne.
Kaum geplant, schon abgeblitzt: Die einst
gewünschte Kreativität wird nicht unterstützt, sein
Erneuerungskonzept für den Stadthaushalt kann der Mann der
Moderne wieder einstecken.
Kaum eingefädelt, schon verloren: Der
oberfränkische Minister kommt als Landtagskandidat in Bamberg
nicht zum Zug. Alte Seilschaften halten. Die Runderneuerung
scheitert an mangelnder Anhängerschaft in der Partei.
Was bleibt: Ein beschnittener Hoffnungsträger,
hoffnungs-los im Nichts versunken – und eine Episode, an die
sich die CSU bald nur noch vage erinnern wird, wie ein belehrter
Trunkenbold nach allzu ausschweifenden Aktivitäten.
P.F.
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