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Sture Burschen mit Exklusivitäts-Anspruch

Studentische Verbindungen sind im besten Falle altmodisch und konservativ, im schlimmsten ausgrenzend und rechtsextrem. Den Anschluss an die moderne Gesellschaft müssen sie erst finden.


Die GJ Bamberg beim "Thomasbummel" in Nürnberg

Es begab sich eines kalten Dezembertages, als sich sieben gut gelaunte junge Grüne auf den Weg in die mittelfränkische Metropole Nürnberg machten, um dort dem traditionellen Treffen der Deutschen Burschenschaften, dem "Thomasbummel", Paroli zu bieten. Dort angekommen gingen sie, laut scheppernde Dosen hinter sich herziehend, in Richtung Lorenzplatz. Sie wurden auch gleich jubelnd von der sich stetig im Kreis bewegenden Burschenschaftlermasse begrüßt. Mit Plakaten wie "Wir konservieren was schon lange nicht mehr haltbar ist" und "Wir müssen leider draußen bleiben: Frauen, Ausländer, Zivis" konfrontierten sie diese "Deutsche Elite" und ließen sich anschließend auch auf heftige Streitgespräche mit einzelnen diskussionsbereiten Burschenschaftlern ein.

Man muss zugeben, dass einige Burschenschaften inzwischen ein liberaleres Gesicht zeigen, was beispielsweise an den teilweise gelockerten Aufnahmekriterien etwa in Hinsicht auf Frauen oder Ausländer sichtbar wird. Dies ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass die Studentenverbindungen in ihrer Grundstruktur immer noch sehr konservativ aufgebaut sind. Durch einige Vorfälle in der jüngsten Vergangenheit ist die öffentliche Meinung gerade durch die besonders rechts gerichteten und teilweise rechtsextremen Verbindungen geprägt. Obwohl unsere Diskussionspartner prinzipiell eingestanden, dass sie diese Vorfälle nicht gut heißen, sehen sie keine Veranlassung, sich in der Öffentlichkeit – wie z.B. beim Thomasbummel – von den rechtsgerichteten Burschenschaften zu distanzieren.

Wir finden, dass durch dieses Vorgehen die Verbindungen selbst mit zu ihrem bei der Allgemeinheit vorhandenen Image beitragen. Daher fordern wir, eine konsequentere Distanzierung der gemäßigten gegenüber den extremen Vereinigungen, auch in der Öffentlichkeit, und eine Öffnung der Burschenschaften gegenüber bisher ausgeschlossenen Gesellschaftsgruppen – denn nur so können die Korporationen ihren Grundwerten, die sie offiziell vertreten, wie Freiheit und Freundschaft, in einer modernen Gesellschaft gerecht werden.

Und wenn sie nicht gestorben sind, drehen sie jetzt noch ihre Kreise...