Wie geht’s weiter mit der Bamberger
Innenstadt? Schließen weitere Geschäfte? Veröden ganze
Straßen? Oder setzen sich jene durch, die anpacken wollen und den
Mut zur Veränderung haben? Um in einer schönen Stadt auch wieder
gute Geschäfte zu machen, braucht Bambergs City Mut und Visionen.
Kettenbrücke und vorderhe Hauptwachstraße bald als
Fußgängerzone? Unser Fotogram Erich Weiß hat diese Vision schon
mal als Fotomontage vorweggenommen.
In den vergangenen Jahren hat die
Bamberger Innenstadt oft für eher negative Schlagzeilen gesorgt:
Bei den Einzelhändlern war vor allem stetiges und lautes Jammern
angesagt: über zu wenige Parkplätze, über die Konkurrenz auf
der grünen Wiese, über zu hohe Mieten. Die Königstraße, die
Luit-poldstraße und die Kleberstraße boten einen zum Teil
wirklich jämmerlichen Anblick: leer stehende Läden und
verkommene Gebäudefassaden machten wahrlich keinen einladenden
Eindruck.
Pfunde, mit denen sich wuchern lässt...
Dabei bietet gerade die Bamberger
Innenstadt Entwicklungspotenziale der ganz besonderen Art: hohe
Attraktivität durch ein herausragendes Stadtbild, umrahmt von
zwei Flussarmen, die gleichzeitig Grün- und Frischluftzonen
darstellen, ein noch relativ guter Branchenmix, viele
eigenständige Einzelhandelsgeschäfte, ein zentraler
Omnibusbahnhof, der täglich zehntausende Fahrgäste ins Zentrum
bringt, zwei große P+R-Anlagen am Stadtrand, zwei Kaufhäuser als
Magnetbetriebe, ausreichend Parkhäuser am Rande (für die, die
unbedingt das Auto nehmen wollen) und eine Bevölkerung, der die
Innenstadt am Herzen liegt. Das sind doch Pfunde, mit denen sich
trefflich wuchern ließe. Auswärtige Investoren haben
offensichtlich manchmal ein besseres Auge für diese Potenziale
als die Einheimischen: Dass sich H&M und K&L-Ruppert hier
ansiedelten und Karstadt/Hertie sein Haus aufwändig sanierte,
spricht für die Attraktivität der Bamberger City.
Natürlich gibt es auch Dinge, die
zu verbessern sind. Da steht an erster Stelle der Durchgangs- und
der Parksuchverkehr, dann der äußere Zustand mancher
(städtischer) Häuser. Und die horrenden Mietforderungen einiger
Eigentümer sind sicher nicht besonders handelsfreundlich.
Es geht aufwärts...
Dennoch: Die jüngsten
Entwicklungen in unserem Zentrum machen Hoffnung, dass es mit der
Innenstadt aufwärts geht. Die Stadtbau GmbH beginnt nach
jahrelangem Nichtstun endlich damit, in der Königstraße ihre
Häuser herzurichten. Der Einzug der Stadtbücherei hat nicht nur
das Deutsche Haus "neu angezogen", sondern bringt wieder
mehr Kundenfrequenz in die Königstraße. Die Händler und
Gastronomen haben die Ärmel hochgekrempelt und kümmern sich
schrittweise selbst um eine Attraktivitätssteigerung der
Königstraße. Mit den Bäumen in den Pflanzkübeln ist – auch
wenn sich über deren ästethischen Wert streiten lässt – ein
Anfang gemacht. (Auch die GAL hat übrigens einen Kübel plus Baum
finanziert, der nun Autoblech durch Baumgrün am Straßenrand
ersetzt.) Auf Antrag der GAL hat der Verkehrssenat außerdem
beschlossen, auch in der Königstraße Tempo 30 einzuführen.
Weitere Schritte werden folgen.
Kettenbrücke ohne Blech?
Der Zahn der Zeit, der an der
Kettenbrücke und an der Tiefgarage unter dem Maxplatz nagt,
bietet nunmehr die einmalige Chance, die Einkaufsattraktivität
der Innenstadt weiter zu erhöhen. Man stelle sich eine
Kettenbrücke vor, die – von Blech befreit – nur noch für
Fußgänger und Radler geöffnet ist. Der von Autos bisher
beschlagnahmte Platz wird frei für mehr Grün in der Stadt, für
Tische, Stühle, Bänke, Spielpunkte. Wie schön könnte der
Schillerplatz ohne Parkplätze sein oder der Platz am Kranen ohne
Durchgangsverkehr!
Keine stinkenden Autoschlangen
mehr, die sich vor der Maxplatztiefgarage bis in die
Hauptwachstraße zurückstauen. Die Tiefgarage selbst sollte nach
der Sanierung nur noch Anwohnern gewidmet und nur noch über die
Stangstraße anfahrbar sein. Die jetzt noch oberirdischen
Anwohner-Lizenzparkplätze fänden darin genügend Platz. Und oben
würde die Stadt endlich aufatmen.
Pulsierende Schlagader Bahnhof – Dom
Auch den Einzelhändlern scheint allmählich
bewusst zu werden, dass nicht die Autos einkaufen, sondern die
Menschen. Denn als an der Ecke Heinrichsdamm/Hauptwachstraße zwei
Modegeschäfte und eine Juweliergeschäft schließen mussten, war
erstmals keine Klage über fehlende Parkplätze zu hören. Die
Geschäftsinhaber monierten vielmehr zu Recht, dass die
Fussgängerfrequenz in diesem Bereich nachgelassen habe. Der
Lösungsvorschlag für dieses Problem liegt seit langem auf dem
Tisch: ein verkehrsberuhigter Geschäftsbereich vom Bahnhof bis
zum Dom, mit einer wieder attraktiven Königstraße, die von einer
autofreien Kettenbrücke mit der Fußgängerzone verbunden ist. So
könnte die pulsierende Schlagader für eine lebendige Innenstadt
aussehen, in der Handel und Wandel blühen. Notwendig dafür:
lediglich ein bisschen Phantasie bei allen Beteiligten und vor
allem der Mut zur Veränderung.
|